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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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sich nun nicht ändern», sagte Maxim.
    «Zu dumm, daß dieses deutsche Schiff ausgerechnet hier stranden mußte», sagte Oberst Julyan. «Sonst wäre alles beim alten geblieben, und kein Hahn hätte danach gekräht.»
    «Ja», sagte Maxim.
    «Der einzige Trost ist nur, daß wir jetzt wissen, daß Mrs. de Winter einen schnellen und barmherzigen Tod hatte und sich nicht so lange hat quälen müssen, wie wir ja bisher annehmen mußten. An Schwimmen war ja unter diesen Umständen gar nicht zu denken.»
    «Nein», sagte Maxim.
    «Sie ist wahrscheinlich in die Kajüte gegangen, um etwas zu holen, und als das Boot sich dann in einer Bö umlegte, verklemmte sich die Tür, so daß sie nicht rechtzeitig ans Steuer konnte», sagte Oberst Julyan. «Schrecklich!»
    «Ja», sagte Maxim.
    «Halten Sie das nicht auch für die wahrscheinlichste Lösung, Mr. Crawley?» wandte sich Oberst Julyan an Frank.
    «O ja, zweifellos», sagte Frank.
    Ich sah hoch und erhaschte den Blick, den Frank Maxim zuwarf. Er wandte seine Augen gleich wieder ab , aber nicht so schnell, daß ich nicht den Ausdruck in ihnen lesen und deuten konnte. Frank wußte alles. Und Maxim wußte nicht, daß Frank alles wußte. Ich rührte in meiner Kaffee-tasse. Meine Hände waren feucht und heiß.
    «Früher oder später unterläuft uns allen mal ein Irrtum», sagte Oberst Julyan. «Und dann müssen wir das eben ausbaden. Mrs. de Winter muß doch ebensogut wie wir ge-wußt haben, wie unbeständig der Wind dort in der Bucht bläst und daß man das Steuer nicht unbeaufsichtigt lassen darf. Schließlich segelte sie nicht zum erstenmal dort draußen. Sie muß das Risiko gekannt haben, und als sie es trotzdem wagte, hat es sie eben getötet. Eine bittere Lehre für jeden.»
    «Ein Unglück kann so leicht passieren», sagte Frank.
    «Selbst den erfahrensten Leuten. Denken Sie doch nur an die vielen Jagdunglücke.»
    «Gewiß, aber meistens ist es da das Pferd, das bei einem Sprung stürzt. Wenn Mrs. de Winter nicht die Unvorsichtigkeit begangen hätte, das Steuer sich selbst zu überlassen, wäre das Unglück niemals passiert. Es ist mir wirklich ganz unbegreiflich, wie sie das tun konnte. Ich habe sie so oft bei den Sonnabendregatten von Kerrith beobachtet, und ich habe sie niemals einen wirklichen Fehler machen sehen. So etwas würde man doch nur einem Anfänger zutrauen, und dazu dort am Riff!»
    «Es war eine sehr böige Nacht», bemerkte Frank. «Irgend etwas in der Takelage mag in Unordnung geraten sein. Vielleicht klemmte etwas, und sie wollte nur schnell ein Messer holen.»
    «Selbstverständlich ist das möglich, aber Gewißheit werden wir nie erlangen, und sie würde uns ja auch nicht viel nützen. Wie gesagt, ich wünschte, ich könnte Ihnen diese Gerichtsverhandlung ersparen, aber ich kann es wirklich nicht. Ich will versuchen, sie bereits auf Dienstagmorgen zu legen und es so kurz wie möglich zu machen. Eine reine Formalität.
    Ich fürchte nur, wir werden die Zeitungsleute nicht ausschließen können.»
    Ein neuerliches Schweigen. Ich fand, daß es an der Zeit war, meinen Stuhl zurückzuschieben und mich zu erheben.
    «Wollen wir in den Garten gehen?» fragte ich und ging voraus auf die Terrasse. Oberst Julyan streichelte Jasper.
    «Er hat sich gut herausgemacht», lobte er.
    «Ja», sagte ich.
    «Diese Rasse ist sehr anhänglich», meinte er.
    «Ja», sagte ich.
    Wir standen schweigend herum. Dann zog er seine Uhr. «Ich möchte Ihnen für das ausgezeichnete Mittagsmahl danken», sagte er. «Ich habe heute noch ziemlich viel zu erledigen, und ich hoffe, Sie entschuldigen mich, wenn ich jetzt so hastig aufbreche.»
    «Aber natürlich», sagte ich.
    «Es tut mir so leid, daß sich dies ereignen mußte. Ich habe das größte Mitgefühl für Sie. Ich finde, Sie trifft es fast noch härter als Ihren Mann. Aber wenn diese Verhandlung erst vorbei ist, dann müssen Sie alles schleunigst vergessen.»
    «Ja», sagte ich, «das wollen wir versuchen.»
    «Mein Wagen steht auf der Anfahrt. Vielleicht kann ich Mr. Crawley mitnehmen. Crawley, wenn Sie wollen, kann ich Sie vor Ihrem Büro absetzen.»
    «Sehr freundlich von Ihnen, Oberst», sagte Frank. Er trat auf mich zu und gab mir die Hand.
    «Ich sehe Sie hoffentlich bald wieder», sagte er.
    «Ja», sagte ich. Ich sah ihn nicht an, denn ich fürchtete, auch er könnte in meinen Augen lesen, und ich wollte ihm nicht verraten, was ich wußte. Maxim begleitete unsere Gäste zum Wagen. Als sie abgefahren waren, kehrte er

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