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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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zurückzubringen.»
    Er nahm meinen Arm und half mir auf. «Glauben Sie, daß Sie bis zum Wagen gehen können, oder soll ich lieber vorfahren?»
    «Oh, gehen kann ich schon, aber ich möchte hier bleiben. Ich will auf Maxim warten.»
    «Maxim wird aber vielleicht noch längere Zeit aufgehalten werden.»
    Warum sagte er das? Was meinte er damit? Warum sah er mich nicht an? Er führte mich einfach durch den Korridor und die Stufen hinunter auf die Straße. Maxim wird vielleicht noch längere Zeit aufgehalten werden …
    Ohne zu sprechen, gingen wir zum Marktplatz. Frank öffnete die Tür seines kleinen Morris’, half mir hinein, setzte sich hinter das Steuer und ließ den Motor an. Wir fuhren durch die leeren Straßen aus dem Städtchen hinaus, bis wir auf die offene Landstraße kamen, die nach Kerrith führte.
    «Warum kann es noch lange dauern? Was kann denn jetzt noch geschehen?»
    «Es ist möglich, daß die verschiedenen Zeugen noch einmal aussagen müssen.» Frank blickte starr vor sich auf die staubigweiße Straße.
    «Aber da ist doch gar nichts mehr zu sagen, ich verstehe das nicht.»
    «Man kann nicht wissen», entgegnete Frank. «Der Vorsitzende kann vielleicht noch irgendwelche Fragen haben.
    Tabbs Aussage hat der ganzen Sache eine neue Wendung gegeben. Der Vorsitzende muß infolgedessen seine Fragen aus einem neuen Gesichtswinkel stellen.»
    «Wieso eine neue Wendung? Was meinen Sie damit?»
    «Sie haben doch Tabbs Aussage gehört und was er von dem Zustand des Bootes sagte. Man zweifelt jetzt natürlich daran, daß es sich um einen Unglücksfall gehandelt hat.»
    «Aber das ist doch töricht, Frank, das ist doch geradezu albern. Die hätten diesen Tabb gar nicht anhören sollen.
    Wie kann er denn nach so vielen Monaten feststellen, wo die Löcher herrühren? Was soll denn damit bewiesen werden?»
    «Ich weiß nicht.»
    «Dieser Horridge wird noch so lange auf Maxim herum-hacken, bis er seine
    Selbstbeherrschung verliert und Dinge sagt, die er gar nicht meint. Maxim wird sich das bestimmt nicht gefallen lassen, Frank, diese sinnlose Fragerei.»
    Frank antwortete nicht. Er fuhr so schnell, wie sein kleiner Morris es zuließ. Zum erstenmal, seit ich ihn kannte, hatte er keine konventionelle Phrase zur Hand. Das konnte nur bedeuten, daß er sich große Sorgen machte. Und sonst war er auch ein so übertrieben vorsichtiger Fahrer, hielt an jeder Kreuzung an, sah sich nach rechts und links um und hupte vor jeder Kurve.
    «Der Mann, der damals Mrs. Danvers besuchte, war übrigens auch da», sagte ich.
    «Sie meinen Favell?» sagte Frank. «Ja, ich habe ihn gesehen.»
    «Er saß neben Mrs. Danvers.»
    «Ja, ich weiß.»
    «Warum war er bloß da? Was hatte er bei dieser Verhandlung zu suchen?»
    «Er ist ja schließlich Rebeccas Vetter.»
    «Aber ich finde es nicht richtig, daß er und Mrs. Danvers da sitzen und sich die Aussagen mit anhören. Ich traue den beiden nicht, Frank.»
    «Nein.»
    «Womöglich hecken sie sich etwas aus, und dann gibt es nur noch mehr Schwierigkeiten.»
    Wieder antwortete Frank nicht. Ich verstand, daß seine Freundschaft zu Maxim so weit ging, daß er sich nicht einmal mit mir in eine Diskussion einlassen wollte. Er konnte ja nicht wissen, wie weit ich von Maxim eingeweiht worden war, und ich konnte ja auch nicht mit Gewißheit sagen, wieviel er wußte. Wir waren zwar Verbündete und zogen am gleichen Strang, aber wir wagten es nicht, einander anzusehen. Wir wagten beide nicht, dem anderen zu viel anzuvertrauen.
    Endlich kamen wir zum Haus und nahmen die letzte Kurve. «Kann ich Sie jetzt allein lassen?» fragte Frank.
    «Vielleicht legen Sie sich ein bißchen hin.»
    «Ja, vielleicht tue ich das», sagte ich.
    «Ich will nach Lanyon zurück», sagte er. «Maxim wird mich vielleicht brauchen.»
    Das war alles, was er sagte. Er stieg rasch in seinen Wagen und fuhr wieder los. Maxim konnte ihn vielleicht brauchen. Warum glaubte er, daß Maxim ihn brauchen könnte?
    Vielleicht würde der Vorsitzende Frank auch noch ausfragen wollen. Ihn über jenen Abend vor mehr als einem Jahr befragen, an dem Maxim bei ihm zu Abend gegessen hatte. Er würde sich nach der genauen Zeit erkundigen, zu der Maxim sein Haus verlassen hatte. Er würde wissen wollen, ob irgend jemand ihn nach Hause habe kommen sehen. Ob die Dienstboten gewußt hatten, daß er da war. Ob jemand bezeugen konnte, daß Maxim unverzüglich in sein Zimmer gegangen war. Vielleicht würde dieser Horridge auch Mrs. Danvers

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