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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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vernehmen.
    Und Maxim, der sich kaum noch hatte beherrschen können, Maxims weißes Gesicht …
    Ich trat in die Halle und ging in mein Zimmer hinauf und warf mich auf mein Bett, wie Frank es mir geraten hatte.
    Ich bedeckte meine Augen mit den Händen, aber ich sah immer noch jenen Raum mit den vielen starrenden Gesichtern vor mir, das runzlige, aufreizende Pedantengesicht des Vorsitzenden mit dem goldenen Kneifer auf der Nase.
    Andere Frauen hatten so etwas schon durchgemacht, Frauen, über die ich in den Zeitungen gelesen hatte. Sie schickten Briefe an den Innenminister, aber es nützte nichts. Der Innenminister pflegte immer zu antworten, der Gerechtigkeit müsse Genüge getan werden.
    Die Freunde sammelten Unterschriften für ein Gnadengesuch, aber der Innenminister konnte nicht helfen. Und der kleine Bürger, der von dem Fall in der Zeitung gelesen hatte, sagte sich: warum soll denn so ein Kerl straflos ausgehen? Schließlich hat er doch seine Frau umgebracht. An die arme Er-mordete denkt wohl keiner, wie? Diese sentimentalen Leute, die die Todesstrafe abschaffen wollen, leisten dem Verbrechen ja geradezu Vorschub.
    Mein Gott, laß mich nicht mehr daran denken! Laß mich an etwas anderes denken. An Mrs.
    Van Hopper in Amerika zum Beispiel. Sie wird jetzt bei ihrer Tochter sein. Sie haben ein Sommerhaus auf Long Island. Wahrscheinlich spielen sie viel Bridge und besuchen Pferderennen.
    Mrs. Van Hopper war eine leidenschaftliche Rennbesucherin. Ob sie wohl noch den kleinen gelben Hut trägt? Er war ihr viel zu klein, viel zu klein für ihr breites Gesicht.
    Mrs. Van Hopper in ihrem Garten auf Long Island mit Romanen, Magazinen und Zeitungen auf ihrem Schoß.
    Mrs. Van Hopper, die ihr Lorgnon an die Augen hebt und ihrer Tochter zuruft: «Hör mal zu, Helen, hier steht, daß Max de Winter seine erste Frau umgebracht hat. Ich habe ja immer gesagt, daß er etwas Unheimliches an sich hatte.
    Und ich habe diese kleine Närrin auch gewarnt, daß sie eine große Dummheit begehe. Aber sie wollte ja keine Vernunft annehmen. Na, die hat sich eine schöne Suppe ein-gebrockt.
    Aber wahrscheinlich bekommt sie schon Riesenangebote aus Hollywood.»
    Etwas berührte meine Hand. Es war Jasper, der seine kalte, feuchte Nase in meine Hand bohrte. Er war mir aus der Halle nach oben gefolgt. Warum kamen einem eigentlich die Tränen, wenn man einen Hund ansah? Sie bewiesen ihr Verständnis und Mitgefühl auf eine so rührend hilflose Art. Jasper wußte, daß etwas nicht in Ordnung war. Hunde spüren das.
    Wenn Koffer gepackt werden, das Auto vorfährt, dann stehen die Hunde mit eingekniffenem Schwanz und melancholischen Augen dabei und schleichen mit gesenktem Kopf in ihren Korb zurück, sobald das Geräusch des Motors in der Ferne verklingt.
    Ich mußte wohl eingeschlafen sein, denn beim ersten Donnerschlag schrak ich plötzlich hoch.
    Ich sah auf die Uhr. Es war fünf. Ich erhob mich und ging ans Fenster. Kein Lüftchen rührte sich. Die Blätter hingen regungslos, wie erwartungsvoll, an den Zweigen. Der Himmel war schiefergrau. Ein zackiger Blitz zerriß die Wolkenwand. Es grollte leise; das Gewitter war noch weit weg. Noch regnete es nicht. Ich trat auf den Flur hinaus und lauschte.
    Nichts war zu hören. Ich ging zur Treppe. Niemand war zu sehen. Die drohenden Gewitterwolken hatten die Halle verfinstert. Ich ging hinunter auf die Terrasse. Ein neuer Donnerschlag ertönte. Ein Regentropfen fiel auf meine Hand, ein einziger Tropfen, nicht mehr. Es war sehr dunkel. Das Meer lag wie ein schwarz glänzender See hinter der Talsenke.
    Noch ein Tropfen berührte jetzt meine Hand, und wieder donnerte es. Ich hörte, wie die Mädchen oben die Fenster schlossen. Robert kam und machte die Glastüren im Salon hinter mir zu.
    «Die Herren sind noch nicht zurück, nicht wahr, Robert?» fragte ich.
    «Nein, Madam, noch nicht. Ich dachte, Sie wären mit ihnen fortgefahren.»
    «Ich bin schon eher zurückgekommen.»
    «Soll ich Ihnen Ihren Tee bringen, Madam?»
    «Nein, ich warte noch etwas.»
    «Ich glaube, mit dem schönen Wetter ist es jetzt vorbei, Madam.»
    «Ja.»
    Noch immer kein Regen, nur die beiden Tropfen auf meiner Hand. Ich ging in die Bibliothek und setzte mich.
    Um halb sechs kam Robert ins Zimmer.
    «Der Wagen ist gerade vorgefahren, Madam», sagte er.
    «Welcher Wagen?»
    «Mr. de Winters Wagen, Madam», sagte er.
    «Hat Mr. de Winter selbst gesteuert?»
    «Ja, Madam.»
    Ich versuchte mich zu erheben, aber meine Beine knickten ein,

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