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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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de Winter, bitte glauben Sie, daß wir alle das tiefste Mitgefühl für Sie haben. Zweifellos hat es Sie sehr hart getroffen, als Sie erfuhren, daß Ihre Frau nicht im offenen Meer, sondern in ihrer Kajüte ertrunken ist. Aber ich führe diese Untersuchung ja in Ihrem eigenen Interesse; ich versuche schließlich nicht zu meinem eigenen Vergnügen, ausfindig zu machen, wie und warum Ihre Gattin den Tod fand.»
    «Das ist doch wohl bereits geklärt.»
    «Ich hoffe, daß Sie recht haben. Mr. Tabb hat uns soeben erzählt, daß das Boot, in dem der Leichnam der verstorbenen Mrs. de Winter aufgefunden wurde, durch drei gewaltsam verursachte Löcher beschädigt ist. Und daß außerdem die Flutventile offenstanden. Wollen Sie seine Aussage in Zweifel ziehen?»
    «Gewiß nicht. Als Bootsbauer weiß er ja, wovon er spricht.»
    «Welchem Ihrer Angestellten oblag die Wartung des Bootes?»
    «Meine Frau hat alles, was mit dem Boot zu tun hatte, selbst gemacht.»
    «Ohne irgendwelche Hilfe?»
    «Ja.»
    «Das Boot lag im allgemeinen in dem kleinen Privathafen von Manderley?»
    «Ja.»
    «Ein Fremder, der sich an dem Boot zu schaffen machen wollte, wäre gesehen worden? Führt kein öffentlicher Fußweg zu dem Hafen?»
    «Nein, keiner.»
    «Der Hafen liegt sehr einsam und ist von Bäumen umgeben, nicht wahr?»
    «Ja.»
    «Es besteht also die Möglichkeit, daß ein Unbefugter zum Hafen gelangte, ohne gesehen zu werden?»
    «Ja.»
    «Mr. Tabb hat uns erzählt – und wir dürfen ihm wohl glauben –, daß das Boot sich in dem Zustand, in dem es gefunden wurde, höchstens fünfzehn Minuten über Wasser halten konnte.»
    «Jawohl.»
    «Deshalb brauchen wir uns von vornherein gar nicht mit der Theorie zu befassen, daß das Boot in böser Absicht beschädigt worden sein könnte, bevor Mrs. de Winter die Segelfahrt antrat. Wäre das der Fall gewesen, müßte es ja bereits an der Boje gesunken sein.»
    «Zweifellos.»
    «Deshalb müssen wir von der Annahme ausgehen, daß derjenige, der das Boot hinaussegelte, auch die Löcher in die Planken geschlagen und die Hähne aufgedreht hat.»
    «Das nehme ich auch an.»
    «Laut Ihrer Aussage war die Kajütentür verriegelt; die Bullaugen waren geschlossen, und die Überreste der Leiche lagen auf dem Boden. Dasselbe haben Doktor Phillips und Captain Searle auch gesagt.»
    «Ja.»
    «Und zu diesen Aussagen kommt jetzt die Aussage von Mr. Tabb, daß die Planken mit einem Brecheisen oder Bootshaken durchbrochen und die Flutventile geöffnet waren. Kommt Ihnen das nicht sehr sonderbar vor?»
    «Allerdings.»
    «Und Sie können sich das gar nicht erklären?»
    «Nein, in keiner Weise.»
    «Mr. de Winter, so unangenehm es mir ist, ich muß jetzt eine sehr persönliche Frage an Sie richten.»
    «Bitte.»
    «War das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrer verstorbenen Frau völlig ungetrübt und glücklich?»
    Diese schwarzen Flecke, die vor meinen Augen tanzten und kreuz und quer durch die flimmernde Luft schossen – natürlich mußten sie jetzt kommen, und es war so heiß, so schrecklich heiß, und all die Menschen und die Gesichter um mich herum, und niemand öffnete ein Fenster. Die Tür, die mir so nahe gewesen war, erschien jetzt doch weiter fort, als ich gedacht hatte, und der Boden begann unter meinen Füßen zu schwanken. Und dann vernahm ich plötzlich Maxims Stimme klar und ruhig aus dem trüben Dunst, der meine Augen verschleierte: «Bitte, helfen Sie meiner Frau hinaus; sie wird ohnmächtig.»

23
    Ich saß wieder in dem kleinen Wartezimmer. Derselbe I Polizist beugte sich über mich und reichte mir ein Glas Wasser, und jemand hatte seine Hand auf meinen Arm gelegt. Ich saß ganz still und ließ den Fußboden, die Wände und die Gestalten von Frank und dem Polizisten wieder feste Form vor meinen Augen annehmen.
    «Wie dumm von mir», sagte ich. «Aber es war so heiß da drinnen.»
    «Ja, die Luft verbraucht sich da drinnen sehr schnell», sagte der Polizist. «Es ist schon oft über die mangelhafte Lüftung geklagt worden, aber getan wurde bisher nichts dagegen. Es ist schon mehr als eine Dame in dem Zimmer in Ohnmacht gefallen.»
    «Fühlen Sie sich jetzt besser, Mrs. de Winter?» fragte Frank.
    «Ja, danke, viel besser. Mir wird gleich wieder ganz wohl sein. Warten Sie bitte nicht hier auf mich.»
    «Ich werde Sie nach Manderley zurückfahren.»
    «Nein.»
    «Doch, Maxim hat mich darum gebeten.»
    «Nein, Sie müssen bei ihm bleiben.»
    «Maxim bat mich, Sie nach Manderley

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