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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Glas an die Lippen, sah sich im Zimmer um und warf mir hin und wieder einen Blick zu.
    «Wenn ich es mir recht überlege, dann ist es mir gar nicht so unangenehm, wenn Max nicht zum Essen nach Hause kommt», sagte er. «Was meinen Sie?»
    Ich antwortete nicht. Ich stand mit den Händen auf dem Rücken vor dem Kamin. «Sie würden doch das zweite Gedeck im Eßzimmer nicht unbenutzt lassen wollen?» fragte er und sah mich mit schräggeneigtem Kopf aus den Augenwinkeln an.
    «Mr. Favell», sagte ich, «ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich bin wirklich sehr müde.
    Ich habe einen sehr langen und ziemlich anstrengenden Tag hinter mir. Wenn Sie mir nicht sagen können, was Sie von Maxim wollen, dann hat es gar keinen Sinn, noch länger hier zu bleiben. Sie täten viel besser daran, ihn morgen früh im Verwaltungsbüro aufzusuchen.»
    Er glitt von der Lehne herunter und kam mit dem Glas in der Hand auf mich zu. «Nein, nein», sagte er, «so gemein dürfen Sie nicht sein. Ich habe auch einen anstrengenden Tag hinter mir. Sie dürfen mich jetzt nicht allein lassen. Ich bin wirklich ein ganz harmloser Mensch, ich schwöre es Ihnen. Ich habe so das Gefühl, als ob Maxim Ihnen wunder was für Märchen über mich erzählt hat.»
    Ich schwieg. «Sie glauben wahrscheinlich, ich sei der große böse Wolf, nicht wahr?» fuhr er fort. «Aber das stimmt gar nicht; ich bin ein ganz gewöhnlicher harmloser Bursche. Und ich finde Ihre Haltung in dieser Angelegenheit wirklich bewundernswert, ganz fabelhaft; da kann man nur den Hut vor Ihnen abnehmen, wirklich, meine Hochachtung!» Seine letzten Worte wollten ihm schon kaum mehr über die schwere Zunge. Ich wünschte jetzt, ich hätte ihn nicht hereinführen lassen.
    «Hier kommen Sie als junge Frau nach Manderley», sagte er mit einer schlappen Handbewegung. «Sie übernehmen diesen großen Haushalt, treffen Hunderte von fremden Gesichtern, nehmen es mit Max und seinen Launen auf, pfeifen auf die ganze Welt und leben Ihren eigenen Stiebel. Eine verdammt gute Leistung nenne ich das, und es ist mir ganz egal, wer mich das sagen hört. Eine verdammt gute Leistung!» Er schwankte ein wenig, wie er da vor mir stand. Dann riß er sich zusammen und stellte sein Glas hin. «Das kann ich Ihnen verraten, diese Angelegenheit ist mir verflucht an die Nieren gegangen, höllisch na-he ist sie mir gegangen. Rebecca war nämlich meine Cousine, und ich habe sie verdammt gern gehabt.»
    «Ja», sagte ich, «es tut mir auch sehr leid für Sie.»
    «Wir sind zusammen aufgewachsen», redete er weiter, «immer riesig gute Freunde gewesen, haben dieselben Sachen und dieselben Menschen gern gehabt, haben jeden Schmerz miteinander geteilt. Ich habe Rebecca bestimmt lieber gehabt als irgend jemand sonst. Und sie hat mich auch gemocht. Verdammt noch mal, was das für ein Schlag für mich gewesen ist!»
    «Ja», sagte ich, «das kann ich verstehen.»
    «Und was ich wissen will, ist, was Max jetzt zu tun gedenkt. Glaubt er etwa, er kann den lieben Gott so ganz einfach einen guten Mann sein lassen, jetzt, wo diese
    Verhandlungskomödie überstanden ist? Können Sie mir das sagen?» Er lächelte jetzt nicht mehr und beugte sich zu mir vor.
    «Ich werde dafür sorgen, daß Rebecca zu ihrem Recht kommt», sagte er mit immer lauterer Stimme. «Selbstmord … Jesus Christus, dieser alte Tapergreis von einem Vorsitzenden bringt es wahrhaftig fertig, den Geschworenen Selbstmord einzureden. Aber Sie und ich wissen, daß es kein Selbstmord war, nicht wahr?» sein Gesicht kam immer näher. «Oder wissen wir das etwa nicht?» fragte er lauernd.
    In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Maxim trat ins Zimmer, Frank dicht hinter ihm.
    Maxim blieb wie angewurzelt auf der Schwelle stehen und starrte Favell an.
    «Was zum Teufel hast du denn noch hier zu suchen?» sagte er.
    Favell drehte sich um und steckte die Hände in die Hosentaschen. Und dann fing er an zu lächeln. «Das will ich dir sagen, Max, alter Freund. Ich wollte dich zu der schönen Verhandlung heute nachmittag beglückwünschen.»
    «Möchtest du gütigst mein Haus verlassen», sagte Maxim. «Oder ziehst du es vor, rausgeworfen zu werden?»
    «Moment mal, Moment mal», sagte Favell. Er zündete sich noch eine Zigarette an und setzte sich wieder auf die Sofalehne. «Du willst wohl unbedingt Frith mit anhören lassen, was ich dir jetzt sagen werde, wie? Das wird er nämlich, wenn du die Tür nicht zumachst.»
    Maxim rührte sich nicht. Ich sah, wie Frank die

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