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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Rebecca mir geschrieben, und zwar nur wenige Stunden, bevor sie ihre angeblich selbstmörderische Segelfahrt antrat. Hier haben Sie den Zettel. Bitte lesen Sie ihn und sagen Sie mir dann, ob Sie der Meinung sind, daß sich die Frau, die ihn schrieb, mit Selbstmordabsichten trug.»
    Oberst Julyan nahm seine Brille heraus, setzte sie um-ständlich auf und las den Zettel. Dann gab er ihn Favell zurück. «Nein», sagte er, «der äußere Anschein spricht dagegen. Aber ich weiß nicht, wovon darin die Rede ist. Vielleicht können Sie es mir sagen. Oder vielleicht Mr.
    de Winter?»
    Maxim antwortete nicht. Favell rollte das Stück Papier um seinen Finger und sah Oberst Julyan überlegen an.
    «Meine Cousine hat doch wohl eine ganz unmißverständliche Verabredung mit mir treffen wollen», sagte er. «Sie hat mich ausdrücklich gebeten, möglichst noch am selben Abend nach Manderley zu kommen, weil sie mir etwas Wichtiges mitzuteilen hatte. Worum es sich gehandelt hat, werden wir wahrscheinlich nie erfahren, aber das ist jetzt auch unwesentlich.
    Sie bat mich um meinen Besuch und wollte die Nacht im Bootshaus verbringen, ausdrücklich zu dem Zweck, mich allein zu sprechen. Daß sie abends noch hinaussegelte, hat mich nicht weiter überrascht. Das war so ihre Gewohnheit nach einem heißen Tag in London. Aber das Boot anzubohren und sich vorsätzlich in den Grund zu segeln – das mag irgendein hysterisches Weib im Affekt tun, aber sie – o nein, Oberst, sie doch nicht.» Das Blut war ihm ins Gesicht gestiegen, und die letzten Worte schrie er fast. Sein Benehmen sprach nicht eben für ihn, und Oberst Julyans zusammengepreßte Lippen verrieten mir, daß Favell sein Mißfallen erregt hatte.
    «Mein lieber Mr. Favell», sagte er. «Es hat gar keinen Zweck, mich anzuschreien. Ich bin weder der Vorsitzende, der heute nachmittag die Verhandlung leitete, noch einer der Geschworenen, die den Urteilsspruch fällten. Ich bin nur der Polizeirichter von Kerrith.
    Selbstverständlich will ich Ihnen helfen, genau wie Mr. de Winter. Sie sagen also, Sie glauben nicht an den Selbstmord Ihrer Cousine. Andererseits haben Sie ebenso wie wir die Aussage des Bootsbauers gehört. Die Flutventile waren offen, der Bootsrumpf war angebohrt.
    Das steht fest. Wie ist denn Ihrer Ansicht nach der Unglücksfall zu erklären?»
    Favell drehte sich zu Maxim um. Er spielte immer noch mit dem Zettel in seiner Hand.
    «Rebecca hat nie im Leben die Flutventile geöffnet und auch nicht die Löcher in die Planken geschlagen. Rebecca hat nicht Selbstmord begangen. Sie haben mich nach meiner Meinung gefragt, und Sie sollen sie bei Gott jetzt auch hören: Rebecca ist ermordet worden. Und wenn Sie jetzt auch wissen wollen, wer der Mörder ist – da steht er, dort am Fenster, mit seinem gottverfluchten hochmütigen Gesicht. Er hatte nicht einmal den Anstand, ein Jahr zu warten, bevor er das erste beste Mädchen heiratete, das ihm unter die Augen kam.
    Da steht er, ihr Mörder, Mr. Maximilian de Winter! Sehen Sie sich ihn genau an. Er wird sich gut ausnehmen am Galgen, wie?»
    Und Favell brach in Lachen aus, in das gellende, krampfhafte und blöde Lachen eines Betrunkenen, und nicht einen Augenblick hörten seine Finger auf, mit Rebeccas Zettel zu spielen.

24
    Dem Himmel sei Dank, daß Favell lachte. Dem Himmel sei Dank für seinen anklagend erhobenen Finger, sein gerötetes Gesicht und seine verglasten, blutunterlaufenen Augen.
    Dem Himmel sei Dank für seine schwankende, schlappe Haltung. Denn dadurch stimmte er Oberst Julyan mißtrauisch und feindlich und machte ihn zu unserem Verbündeten. Ich sah den Widerwillen in Oberst Julyans Gesicht, den verächtlichen Zug um seine Lippen.
    Oberst Julyan glaubte Favell nicht. Oberst Julyan hielt zu Maxim.
    «Der Kerl ist ja betrunken», sagte er ruhig. «Er weiß ja nicht, was er sagt.»
    «Betrunken soll ich sein?» schrie Favell. «Nein, nein, mein sauberer Freund, Sie mögen Polizeirichter sein und meinetwegen auch noch Oberst dazu, aber bei mir können Sie damit keinen Blumentopf gewinnen. Diesmal habe ich zur Abwechslung das Recht auf meiner Seite, und ich werde auch auf meinem Recht bestehen! Sie sind ja nicht der einzige Polizeirichter in dieser finsteren Provinz. Es gibt noch andere, Männer, die etwas im Gehirnkasten haben und wissen, was Gerechtigkeit ist. Keine Spielzeug-soldaten, die schon vor Jahren wegen Unfähigkeit den Dienst quittieren mußten und jetzt ihre Blechorden spazieren führen. Max de Winter hat

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