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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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mir, ihren staubigen Rock, ihr leuchtendes freundliches Lächeln, und in der nächsten Sekunde lag die Biegung hinter uns, und das Mädchen war verschwunden. Schon gehörte sie der Vergangenheit an; sie war nur mehr eine Erinnerung.
    «Wenn es doch nur eine Erfindung gäbe», sagte ich unvermittelt, «um eine Erinnerung in einer Flasche zu verschließen wie ein Parfüm. Und sie dürfte niemals alt werden und ihren Duft verlieren. So oft man wollte, könnte man die Flasche entkorken, und es würde genauso sein, als ob man den Augenblick noch einmal durchlebte.» Ich sah zu ihm auf, neugierig, was er wohl dazu sagen mochte. Er wandte sich mir nicht zu, sondern achtete auf den Weg.
    «Welche besonderen Augenblicke in Ihrem jungen Leben würden Sie denn gern entkorken wollen?» fragte er.
    Ich konnte es seiner Stimme nicht anhören, ob er mich neckte oder nicht. «Ich weiß nicht recht», begann ich, und dann platzte ich heraus, ohne auf meine Worte zu achten: «Ich würde gern diesen Augenblick aufbewahren und nie wieder vergessen.»
    «Soll dies ein Kompliment für den schönen Tag oder für meine Fahrkunst sein?» sagte er, und als er wie ein gutmütig spottender Bruder lachte, schwieg ich, plötzlich überwältigt von der großen Kluft zwischen uns, die gerade seine Freundlichkeit gegen mich noch verbreiterte.
    Ich wußte dann auch, daß ich Mrs. Van Hopper niemals von diesen morgendlichen Ausflügen erzählen könnte, denn ihr Lächeln würde mich ebenso kränken wie sein Lachen. Sie würde nicht schelten und auch nicht schockiert sein, sie würde nur ganz leicht die Augenbrauen heben, als könnte sie meiner Geschichte nicht recht Glauben schenken, und dann würde sie mit einem nachsichtigen Achselzucken sagen: «Mein liebes Kind, es ist außergewöhnlich reizend und nett von ihm, Sie spazierenzufahren; es fragt sich nur – sind Sie so sicher, daß Sie ihn nicht tödlich langweilen?» Und dann würde sie mir auf die Schulter klopfen und mich hinausschicken, um ihr Taxol zu kaufen.
    Wie entwürdigend es doch ist, jung zu sein, dachte ich und fing an, an meinen Nägeln herumzukauen.
    «Ich wünschte», sagte ich heftig, beim Gedanken an sein Lachen immer noch gereizt und alle Zurückhaltung vergessend, «ich wünschte, ich wäre eine Frau von sechsunddreißig in einem schwarzseidenen Kleid und mit einer Perlenkette.»
    «Sie würden dann nicht in diesem Wagen sitzen», sagte er, «und hören Sie auf, an den Nägeln zu kauen. Sie sind ohnehin schon häßlich genug.»
    «Ich weiß, Sie halten mich für vorlaut und ungezogen», fuhr ich fort, «aber ich möchte doch gern wissen, warum Sie mich immer wieder auffordern, mit Ihnen zu fahren. Sie sind sehr gütig, das ist mir schon klar, aber warum lassen Sie Ihre Wohltätigkeit gerade an mir aus?»
    Steif und aufrecht saß ich auf meinem Sitz, mit all der armseligen Großartigkeit der Jugend.
    «Ich fordere Sie auf», erwiderte er ernsthaft, «weil Sie kein schwarzseidenes Kleid und keine Perlenkette tragen und weil Sie nicht sechsunddreißig sind.» Sein Gesicht war völlig ausdruckslos; ich wußte nicht, ob er sich innerlich über mich lustig machte oder nicht.
    «Es ist ja ganz schön und gut», sagte ich, «daß Sie alles über mich wissen, was es zu wissen gibt. Viel ist es ja nicht, weil ich noch nicht so sehr lange lebe und nur wenig erlebt habe außer ein paar Todesfällen, aber Sie – von Ihnen weiß ich heute nicht mehr als am ersten Tag.»
    «Und was wußten Sie damals?» fragte er.
    «Daß Sie in Manderley lebten und – und daß Sie Ihre Frau verloren hatten.» Da, ich hatte es endlich ausgesprochen, das Wort, das mir seit Tagen auf der Zunge gelegen hatte. Ihre Frau.
    Ganz leicht kam es heraus, ohne jedes Zögern, als sei die bloße Erwähnung ihrer Person die selbstverständlichste Sache der Welt. Ihre Frau. Das Wort blieb in der Luft hängen, als ich es ausgesprochen hatte, und tanzte vor meinen Augen; und weil er es schweigend aufnahm, nichts dazu sagte, wuchs es zu etwas Hassens-wertem, Abscheulichem, ein verbotenes Wort.
    Und ich konnte es nicht zurückrufen, konnte es nie wieder ungesagt machen. Abermals sah ich die Schriftzüge auf der ersten Seite des Gedichtbändchens und das merkwürdige schräge R. Mir war übel. Er würde mir nie verzeihen; dies war das Ende unserer Freundschaft.
    Ich weiß noch, wie ich vor mich hin auf die Windschutzscheibe starrte, ohne die heransausende Landstraße zu sehen, und wie das ausgesprochene Wort in meinen Ohren

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