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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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einfällt.»
    «Mein gutes Kind, wofür sollte ich mich denn entschuldigen müssen?»
    «Ach, ich weiß nicht», sagte ich müde. «Hören wir doch damit auf.»
    «Nein, warum denn? Du hast ja damit angefangen. Was willst du damit sagen, daß mir keine bessere Entschuldigung einfällt? Entschuldigung wofür?»
    «Weil du nicht mit mir über die Felsen gegangen bist, vermutlich», sagte ich.
    «So, und weshalb wollte ich nicht zu der anderen Bucht hinüber?»
    «Ach Maxim, wie soll ich das wissen? Ich kann ja schließlich keine Gedanken lesen. Ich weiß nur, daß du es nicht wolltest, das ist alles. Ich konnte es deinem Gesicht ansehen.»
    «Was konntest du meinem Gesicht ansehen?»
    «Das habe ich dir doch gerade gesagt. Ich sah dir eben an, daß du nicht dorthin gehen wolltest. Aber bitte, laß uns damit aufhören. Ich habe das Thema reichlich satt.»
    «Das sagen alle Frauen, wenn sie sich geschlagen geben müssen. Also schön, ich wollte nicht in die andere Bucht hinübergehen. Bist du damit zufrieden? Ich gehe niemals an diesen verfluchten Strand oder auch nur in die Nähe von diesem gottverdammten Bootshaus. Und wenn du meine Erinnerungen hättest, würdest du ebenfalls nicht dorthin gehen oder darüber reden oder auch nur daran denken. So, das kannst du jetzt hinunterschlucken, wenn du magst, und ich hoffe, es befriedigt dich.»
    Sein Gesicht war ganz weiß, und seine Augen hatten wieder denselben verzweifelten und verlorenen Ausdruck wie bei unserer ersten Begegnung. Ich streckte ihm die Hand hin, faßte nach der seinen und hielt sie fest.
    «Bitte, Maxim, bitte!» bat ich.
    «Was willst du denn?» sagte er barsch.
    «Ich möchte nicht, daß du so aussiehst», sagte ich. «Es tut mir so weh. Bitte, Maxim, laß uns doch diesen sinnlosen, dummen Streit vergessen. Es tut mir so leid, Lieber. Entschuldige bitte. Laß doch alles wieder gut sein.»
    «Wir hätten in Italien bleiben sollen», sagte er. «Wir hätten niemals nach Manderley zurückkehren sollen. O Gott, was für ein Narr war ich doch, wieder hierher zu kommen!»

Er eilte ungeduldig zwischen den Bäumen davon und schritt noch schneller aus als zuvor. Ich mußte laufen, um Schritt mit ihm zu halten; atemlos und dem Weinen nahe rannte ich ihm nach und zog den armen Jasper an der Leine hinter mir her.
    Endlich waren wir am Ende des Weges angelangt, dort, wo der andere Pfad zum Glücklichen Tal abzweigte. Wir waren denselben Weg hinaufgestiegen, in den Jasper zu Beginn unseres Spazierganges eingebogen war. Jetzt wußte ich, warum er da entlang laufen wollte: weil der Weg zu dem Bootshaus führte und zu dem Strand, den er am besten kannte; weil der Pfad ihm von früher her vertraut war.
    Wir traten aus dem Wald und gingen schweigend über den Rasen auf das Haus zu. Maxims Gesicht war hart und ausdruckslos. Er ging sofort in die Halle, wo Frith uns entgegenkam, und auf die Bibliothek zu, ohne sich nach mir umzusehen.
    «Wir wollen sofort Tee trinken», sagte Maxim zu Frith und schloß die Tür hinter sich.
    Ich kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. Frith durfte sie nicht sehen. Er würde gleich daraus folgern, daß wir uns gestritten hatten, und all den anderen erzählen:
    «Mrs. de Winter hat soeben in der Halle geweint. Es sieht so aus, als ob da durchaus nicht alles glattgeht.» Ich wandte mich ab, damit Frith mein Gesicht nicht sehen konnte.
    Er kam jedoch auf mich zu und half mir aus dem Mantel. «Ich werde Ihren Regenmantel im Blumenzimmer aufhängen, Madam», sagte er.
    «Ja, danke, Frith», sagte ich, immer noch mit abgewandtem Gesicht.
    «Ich fürchte, das war kein sehr schöner Nachmittag, um spazierenzugehen, Madam.»
    «Nein», sagte ich, «nein, es war nicht sehr schön.»
    «Ihr Taschentuch, Madam?» sagte er und hob etwas auf, was auf den Boden gefallen war.
    «Danke schön», sagte ich und steckte es ein.
    Ich überlegte mir, ob ich nach oben oder zu Maxim in die Bibliothek gehen sollte. Frith trug den Mantel in das Blumenzimmer. Ich blieb zögernd in der Halle stehen und kaute an meinen Nägeln. Frith kam zurück. Er war offenbar darüber erstaunt, mich noch anzutreffen.
    «In der Bibliothek brennt jetzt ein hübsches Feuer, Madam.»
    Langsam ging ich durch die Halle auf die Bibliothek zu, öffnete die Tür und trat ein. Maxim saß in seinem Sessel, Jasper zu seinen Füßen, die alte Hündin in ihrem Korb. Er las nicht die Zeitung, obwohl sie auf der Armlehne des Sessels neben ihm lag. Ich lief auf ihn zu, kniete bei ihm nieder und

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