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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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kein Wort gesagt, nicht wahr?» sagte er wieder.
    «Nein, natürlich nicht», sagte ich. «Sie brauchen sich nicht zu beunruhigen.»
    Er bückte sich wieder und grub weiter nach seinen Muscheln, während er leise vor sich hin murmelte. Ich ging über den Strand zu den Felsen zurück, wo Maxim, die Hände in den Taschen, auf mich wartete.
    «Es tut mir leid», sagte ich, «aber Jasper wollte nicht folgen. Ich mußte mir erst etwas Schnur holen.»
    Er drehte sich schroff um und schritt dem Wald zu.
    «Wollen wir denn nicht über die Felsen zurückgehen?» fragte ich.
    «Wozu das, jetzt sind wir ja einmal hier», entgegnete er kurz.
    Wir gingen hinauf, am Bootshaus vorüber, und bogen dann in einen Waldweg ein.
    «Entschuldige bitte, daß es so lange gedauert hat», sagte ich. «Es war wirklich Jaspers Schuld. Er hat immerzu den Mann angebellt und war nicht davon abzubringen. Wer ist das denn?»
    «Das ist nur Ben», erwiderte Maxim. «Er ist ganz harmlos, der arme Teufel. Sein Vater war einer von den Park-hütern; die Leute wohnen neben der Meierei. Wo hast du denn das Seil aufgetrieben?»
    «Ich fand es in dem Bootshaus», sagte ich.
    «War die Tür denn offen?» fragte er.
    «Ja, ich brauchte sie nur aufzustoßen. Ich fand die Schnur in dem hinteren Raum, wo die Segel sind und das kleine Beiboot.»
    «Oh», sagte er kurz, «oh, daher.» Und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: «Dieses Bootshaus soll eigentlich verschlossen sein. Es ist ganz unzulässig, daß die Tür offen ist.»
    Ich schwieg, da mich das ja nichts anging.
    «Hat Ben dir erzählt, daß die Tür nicht verschlossen ist?»
    «Nein, er schien überhaupt nicht zu verstehen, was ich ihn fragte.»
    «Er stellt sich viel dümmer, als er wirklich ist», meinte Maxim. «Er kann sich ganz verständlich ausdrücken, wenn er will. Wahrscheinlich ist er schon ein Dutzend Male heimlich im Bootshaus gewesen und wollte dir das nur nicht sagen.»
    «Das glaube ich nicht», erwiderte ich. «Das Zimmer sah völlig unbenutzt aus. Überall liegt dicker Staub, und es waren keine Fußspuren zu sehen. Es ist schrecklich feucht und modrig da drinnen. Die Bücher und die Möbel werden noch ganz verderben. Und Ratten gibt es da auch; den Bezug von der Couch haben sie schon angefressen.»
    Maxim erwiderte nichts. Er ging rasend schnell, und der Weg, der vom Strand zum Wald hinaufführte, war sehr steil. Es war so anders als im Glücklichen Tal. Die Bäume standen hier ganz dicht und sahen so finster aus, und keine einzige Azalee blühte am Wegrand. Der Regen tropfte schwer von den dicken Zweigen herunter, fiel mir auf den Kragen und rieselte mir in den Nacken. Ich erschauerte, es war ein unangenehmes Gefühl wie die Berührung von einer kalten Hand. Von der ungewohnten Kletterei über die Felsen taten mir die Beine weh, und Jasper, von seinem wilden Herumgetobe ebenfalls ermüdet, keuchte mit hängender Zunge hinter mir her.
    «Komm her, Jasper, beeil dich gefälligst», sagte Maxim. «Kannst du ihm nicht etwas Beine machen? Zieh doch die Leine kürzer. Beatrice hatte recht, der Hund ist viel zu dick geworden.»
    «Daran liegt es gar nicht», entgegnete ich. «Du läufst einfach zu schnell; wir können unmöglich Schritt mit dir halten.»
    «Wenn du auf mich gehört hättest, anstatt plötzlich wie wild über die Felsen davonzustürzen, wären wir jetzt schon längst zu Hause», sagte Maxim. «Jasper hätte sehr gut allein zurückgefunden. Ich weiß wirklich nicht, warum du unbedingt hinter ihm herlaufen mußtest.»
    «Ich dachte, er wäre vielleicht doch abgestürzt, und hatte Angst vor der Flut», sagte ich.
    «Meinst du, ich hätte den Hund zurückgelassen, wenn die Flut tatsächlich gefährlich werden könnte?» hielt Maxim mir vor. «Ich rief dir doch noch zu, daß du nicht auf die Felsen hinaufklettern solltest, und jetzt bist du schlechter Laune, weil du müde bist.»
    «Ich bin gar nicht schlechter Laune», sagte ich. «Jeder Mensch, selbst wenn seine Beine aus Eisen wären, würde bei diesem Marschtempo müde werden. Ich dachte, du würdest mir gleich nachkommen, als ich mich nach Jasper auf die Suche machte, anstatt einfach zurückzubleiben.»
    «Warum sollte ich mich so anstrengen, nur um hinter diesem verdammten Köter
    herzurennen?» sagte er.
    «Hinter Jasper her über die Felsen zu klettern war auch nicht anstrengender, als am Strand entlang hinter dem Treibholz herzulaufen», erwiderte ich. «Das sagst du nur, weil dir keine bessere Entschuldigung

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