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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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schmiegte mich eng an sein Gesicht.
    «Bitte, sei mir nicht mehr böse», flüsterte ich.
    Er nahm mein Gesicht in beide Hände und sah mich mit seinen müden, gequälten Augen an.
    «Ich bin dir nicht böse», sagte er.
    «Doch», sagte ich, «ich habe dich unglücklich gemacht. Das ist dasselbe, als ob ich dich erzürnt hätte. Du bist innerlich ganz zerrissen und aufgewühlt und verletzt. Ich kann es nicht ertragen, dich so zu sehen. Ich liebe dich so sehr.»
    «Ja?» sagte er. «Tust du das?» Er hielt mich sehr fest, und seine Augen sahen mich forschend an, dunkel und ungewiß, die Augen eines Kindes, das leidet und Angst hat.
    «Was ist denn nur, Liebster?» sagte ich. «Warum siehst du so gequält aus?»
    Doch bevor er antworten konnte, hörte ich, wie die Tür aufging, und ich ließ mich auf meine Hacken zurückfallen und tat so, als hätte ich nur nach einem Holzscheit greifen wollen, um es ins Feuer zu werfen; während Frith, gefolgt von Robert, das Zimmer betrat und die kleine Zeremonie unserer Teemahlzeit ihren Anfang nahm.
    Das Schauspiel des gestrigen Tages wurde genau wiederholt, das Heranrücken des Tisches, das Auflegen der schneeweißen Decke, das Hinstellen der verschiedenen Kuchenteller, und der Wasserkessel summte wieder über der kleinen Spiritusflamme, während Jasper, die Ohren erwartungsvoll zurückgelegt, mit dem Schwanz wedelte und mich dabei bettelnd ansah. Fünf Minuten mußten vergangen sein, bis wir wieder allein waren, und als ich zu Maxim aufblickte, sah ich, daß die Farbe in sein Gesicht zurückgekehrt und der abgespannte, verlorene Ausdruck verschwunden war und daß er sich gerade ein Sandwich nahm.
    «Diese vielen Menschen zum Mittagessen sind mir einfach auf die Nerven gegangen», sagte er. «Die gute alte Beatrice geht mir mit ihrer Art immer etwas gegen den Strich. Als Kinder haben wir uns oft wie Hunde gebalgt.
    Und dabei mag ich sie wirklich gern, weiß Gott. Ich bin nur froh, daß sie nicht so in unserer Nähe wohnen. Dabei fällt mir ein, wir müßten nächstens mal hinüberfahren und Großmutter einen Besuch machen. Schenk mir bitte den Tee ein, Liebling, und verzeih mir, daß ich so grob zu dir war.»
    Es war also überstanden. Der Zwischenfall war erledigt. Wir durften nur nicht wieder davon sprechen. Er lächelte mich über seine Tasse hinweg an und griff dann nach der Zeitung auf der Stuhllehne. Das Lächeln war meine Belohnung. Wie ein kleiner Klaps auf Jaspers Kopf, der etwa besagen sollte: «Ja, ja, du bist ein gutes Tier, aber leg dich jetzt hin und störe mich nicht mehr.» Wie Jasper behandelte er mich wieder. Ich hatte schon geglaubt, ihm etwas nähergekommen zu sein, und jetzt war er mir wieder so fern wie zuvor. Ich nahm ein Stück Gebäck und verteilte es an die beiden Hunde. Ich selbst mochte nichts essen, ich war gar nicht hungrig. Ich fühlte mich auf einmal sehr matt, sehr müde, von einer Art lähmender Erschöpfung befallen.
    Ich sah zu Maxim hinüber, aber er las in seiner Zeitung, die er gerade umgeblättert hatte.
    Meine Finger waren von dem buttrigen Gebäck ganz fettig geworden, und ich suchte in meiner Tasche nach einem Taschentuch. Ich zog es heraus, ein winziges, spitzengerändertes Etwas, und betrachtete es stirnrunzelnd, da es mir gar nicht gehörte.
    Dann fiel mir ein, daß Frith es von den Fliesen in der Halle aufgehoben hatte. Es mußte aus der Tasche des Regenmantels gefallen sein. Ich drehte es in meiner Hand hin und her und sah es mir genauer an. Es war schmutzig, und es hingen noch kleine Staubwolken von der Tasche daran.
    Es mußte also schon lange Zeit in der Tasche des Regenmantels gesteckt haben. In der einen Ecke war ein Monogramm, ein großes, schräges R, in das ein W hineingestickt war. Das R
    überragte den anderen Buchstaben, sein Schlußbogen zog sich von der Spitzenkante fort bis zur Mitte hin. Es war nur ein kleines Taschentuch, ein lächerlich kleines Stückchen Batist, das zu einer Kugel zusammengeknüllt und dann in die Tasche gesteckt und dort vergessen worden war.
    Demnach war ich der erste Mensch, der den Mantel wieder anzog, seitdem das Taschentuch benutzt worden war.
    Die Frau, die ihn getragen hatte, mußte also schlank und groß und breiter um die Schultern gewesen sein als ich, denn mir war er ja zu weit und viel zu lang gewesen, und die Ärmel gingen mir bis über die Handgelenke. Ein paar Knöpfe fehlten; offenbar war es ihr gleichgültig gewesen, ob sie wieder angenäht wurden oder nicht. Sie hatte ihn wohl

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