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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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gelassen? Das ist aber nicht recht von ihm. Hat er denn gar keine Angst, daß irgend jemand kommen und Sie entführen könnte?»
    Er lachte mit weit offenem Mund. Sein Lachen gefiel mir nicht. Es hatte etwas Beleidigendes. Der Mann selbst gefiel mir auch nicht. In diesem Augenblick betrat Mrs.
    Danvers das Zimmer. Sie wandte mir ihren Blick zu, und ich fühlte einen Kälteschauer. O
    Gott, dachte ich, wie muß sie mich hassen!
    «Hallo, Danny, da sind Sie ja wieder», sagte der Mann. «Ihre ganze Vorsicht ist vergeblich gewesen. Die Dame des Hauses hatte sich hinter der Tür versteckt.» Und er lachte wieder.
    Mrs. Danvers schwieg und sah mich ununterbrochen an. «Wollen Sie mich nicht vorstellen?»
    sagte er. «Schließlich gehört es sich doch, nicht wahr, der Dame des Hauses seine Reverenz zu machen.»
    «Das ist Mr. Favell, Madam», sagte Mrs. Danvers. Sie sprach ruhig, fast unwillig. Ich glaube, sie wollte ihn mir gar nicht vorstellen.
    «Sehr erfreut», murmelte ich, und bemüht, höflich zu sein, fügte ich hinzu: «Wollen Sie nicht zum Tee bleiben?»
    Er sah sehr amüsiert aus. «Na, ist das nicht eine reizende Einladung?» sagte er zu Mrs.
    Danvers. «Ich bin aufgefordert worden, zum Tee zu bleiben. Bei Gott, Danny, ich hätte große Lust dazu.»
    Ich sah, wie sie ihm einen warnenden Blick zuwarf. Ich fühlte mich sehr unbehaglich. Diese Situation war unmöglich. Es hätte gar nicht dazu kommen dürfen, dachte ich.
    «Na ja, vielleicht haben Sie recht», sagte er. «Aber trotzdem – es wäre ein Riesenspaß gewesen. Es ist wohl richtiger, ich empfehle mich jetzt, wie? Kommen Sie und sehen Sie sich meinen Wagen an», sagte er dann zu mir.
    Er sprach noch immer in diesem vertraulichen, ziemlich unverschämten Ton. Ich wollte mir seinen Wagen nicht ansehen. Ich fühlte mich unbeholfen und verlegen.
    «Kommen Sie nur», drängte er, «es ist ein sehr nettes kleines Wägelchen, viel schneller als jeder Wagen, den der gute Max sich je angeschafft hat.»
    Es fiel mir keine Ausrede ein. Dieses Gerede klang so gezwungen und unecht. Es war mir einfach zuwider. Und warum sah Mrs. Danvers mich fortwährend mit diesem verschlagenen Funkeln in ihrem Blick an?
    «Wo steht der Wagen denn?» fragte ich zaghaft.
    «An der Kurve in der Anfahrt. Ich bin nicht vorgefahren, weil ich fürchtete, daß ich Sie vielleicht stören könnte. Ich nahm an, daß Sie nach Tisch etwas ruhen würden.»
    Ich erwiderte nichts. Die Lüge war zu offenkundig. Wir gingen alle drei durch den Salon in die Halle. Ich sah, wie Mr. Favell Mrs. Danvers zublinzelte und ihr zunickte. Sie reagierte gar nicht darauf, ganz wie ich es von ihr erwartet hatte. Sie sah böse und abweisend aus. Jasper lief sofort nach draußen, wo er fröhlich herumsprang. Das plötzliche Auftauchen dieses Besuchers, den er so gut zu kennen schien, hatte ihn ganz aus dem Häuschen gebracht.
    «Ich glaube, ich habe meine Mütze im Wagen liegenlassen», sagte der Mann, während er sich angeblich suchend in der Halle umsah. «Stimmt, ja, ich bin nämlich gar nicht hier hereingekommen, sondern habe Danny gleich in ihrer Höhle überfallen. Wollen Sie sich nicht auch den Wagen ansehen, Danny?»
    Er sah Mrs. Danvers fragend an. Sie zögerte, während sie mich verstohlen betrachtete.
    «Nein», sagte sie, «ich werde mich lieber hier von Ihnen verabschieden. Leben Sie wohl, Mr.
    Jack.»
    Er ergriff ihre Hand und schüttelte sie herzlich. «Leben Sie wohl, Danny, und lassen Sie sich’s gutgehen. Sie wissen jetzt, wo Sie mich in Zukunft erreichen können. Es hat mir wirklich gutgetan, Sie wiederzusehen.» Er ging nach draußen; Jasper tanzte vor ihm her, und ich folgte langsam, so unbehaglich mir auch noch immer zumute war.
    «Das gute, alte Manderley!» sagte er, zu den Fenstern aufsehend. «Es hat sich eigentlich gar nicht verändert. Danny paßt schon auf, nehme ich an. Sie ist doch wirklich ein Prachtmensch, nicht wahr?»
    «Ja, sie ist sehr tüchtig», sagte ich.
    «Und wie kommen Sie sich hier vor? Gefällt es Ihnen, so auf dem Land begraben zu sein?»
    «Ich fühle mich auf Manderley sehr wohl», erwiderte ich steif.
    «Lebten Sie nicht irgendwo unten in Südfrankreich, als Max Sie kennenlernte? In Monte, nicht wahr? Ich kenne Monte von früher her sehr gut.»
    «Ja, ich war in Monte Carlo», sagte ich.
    Wir waren inzwischen bei seinem Wagen angelangt, einem hellgrünen Sportwagen, der irgendwie typisch für ihn war.
    «Na, wie finden Sie ihn?» fragte er.
    «Sehr hübsch», sagte

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