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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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ich höflich.
    «Wie steht es mit einer kleinen Probefahrt bis zum Parktor?» sagte er.
    «Nein, lieber nicht», sagte ich. «Ich bin ziemlich müde.»
    «Sie fürchten wohl, es würde nicht gerade einen guten Eindruck machen, wenn die Herrin von Manderley neben einem Menschen wie ich im Auto gesehen wird, stimmt’s?» sagte er lachend und schüttelte bedauernd den Kopf.
    «Oh, nein», sagte ich, rot werdend, «wirklich nicht.»
    Er starrte mich immer noch auf diese belustigte Art mit seinen zudringlichen, unsympathischen blauen Augen von Kopf bis Fuß an. Wie ein Barmädchen kam ich mir vor.
    «Natürlich», sagte er, «wir dürfen die kleine Frau nicht auf Abwege führen, was, Jasper? Das schickt sich nicht.»
    Er griff nach seiner Mütze und einem riesigen Paar Auto-handschuhe. Seine Zigarette warf er einfach auf den Weg.
    «Auf Wiedersehen», sagte er, mir seine Hand hinstreckend. «Es war mir ein großes Vergnügen, Sie kennenzulernen.»
    «Auf Wiedersehen», sagte ich.
    «Übrigens», meinte er leichthin, «es wäre riesig anständig von Ihnen, wenn Sie Max von meinem kleinen Besuch heute nichts erzählen würden. Ich glaube, er schätzt mich nicht übermäßig, ich weiß nicht, warum. Und die gute alte Danny würde es vielleicht ausbaden müssen.»
    «Schon gut», sagte ich verlegen. «Ich werde nichts sagen.»
    «Das ist sehr nett von Ihnen. Wollen Sie nicht doch noch ein bißchen mitfahren?»
    «Nein, bitte, ich möchte wirklich nicht.»
    «Na, also dann auf Wiedersehen. Vielleicht komme ich mal wieder vorbei und besuche Sie.
    Nimm die Pfoten runter, Jasper, du kratzt mir sonst noch den Lack ab, du kleiner Teufel. Ich finde es wirklich unrecht von Max, nach London zu fahren und Sie hier allein zu lassen.»
    «Das macht mir gar nichts, ich bin gern allein», sagte ich.
    «Wahrhaftig? Na, das ist allerdings erstaunlich. Es ist aber gar nicht gut, wissen Sie? Gegen jedes Naturgesetz.
    Wie lange sind Sie verheiratet? Erst drei Monate, wie?»
    «Ja», sagte ich.
    «Na, ich wünschte, ich hätte eine so junge Frau, die zu Hause auf mich wartet. Aber ich bin ein armer, einsamer Junggeselle.» Er lachte wieder und zog sich die Mütze tief in die Stirn.
    «Leben Sie wohl, Verehrteste», sagte er, während er den Motor anließ, und dann schoß der Wagen, Gift und Galle aus dem knallenden Auspuff spuckend, davon, und Jasper sah ihm mit hängenden Ohren und eingekniffenem Schwanz wehmütig nach.
    «Komm her, Jasper», rief ich, «sei nicht so albern», und ging langsam zum Haus zurück.
    Mrs. Danvers war verschwunden. In der Halle blieb ich stehen und läutete.
    Mindestens fünf Minuten lang ereignete sich nichts. Ich läutete wieder. Schließlich erschien Alice mit einem ziemlich bekümmerten Gesicht. «Ja, Madam?» sagte sie.
    «Ist denn Robert nicht da, Alice?» fragte ich. «Ich hätte gern meinen Tee unter der Kastanie getrunken.»
    «Robert ist nach dem Essen zur Post gegangen und noch nicht wieder zurück, Madam», sagte Alice. «Mrs. Danvers hatte ihm gesagt, daß Sie Ihren Tee heute später trinken würden. Und Frith hat ja seinen freien Tag. Wenn Sie Ihren Tee gleich haben möchten, werde ich ihn holen. Ich glaube, es ist noch nicht halb fünf.»
    «Nein, lassen Sie nur, Alice, ich warte, bis Robert zu-rückkommt», sagte ich. Offenbar ließ die straffe Ordnung im Haushalt sofort nach, wenn Maxim nicht da war. Es war mir gar nicht in den Sinn gekommen, daß Frith und Robert gleichzeitig aus dem Haus gehen durften. Ich wußte natürlich, daß Frith heute seinen freien Tag hatte. Und Robert war von Mrs. Danvers zur Post geschickt worden.
    Und von mir hatte sie angenommen, daß ich einen längeren Spaziergang machen würde.
    Dieser Mr. Favell hatte den Zeitpunkt für seinen Besuch bei Mrs. Danvers gut gewählt, fast zu gut. Irgend etwas stimmte da nicht, das wurde mir jetzt nur allzu klar. Und dann hatte er mich noch gebeten, Maxim nichts davon zu sagen. Es war alles so unverständlich. Ich wollte Mrs. Danvers keine Ungelegenheiten bereiten oder irgendeine Szene machen. Aber vor allem wollte ich Maxim nicht beunruhigen.
    Wer dieser Favell wohl sein mochte? Er hatte Maxim «Max» genannt. Niemand nannte ihn sonst so. Ich hatte den Namen Max nur einmal auf der Titelseite eines Buches gesehen, in dünnen, schrägen, merkwürdig spitzen Schriftzügen, das M mit einem auffallend langen energischen Schlußbogen. Ich glaubte, es hätte nur einen einzigen Menschen gegeben, der Maxim so zu nennen pflegte …
    Während

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