Rebeccas Traum
nur geben wollte. Sie klammerte sich mit beinahe verzweifeltem Verlangen an ihn.
Stephanos hatte das Empfinden, ihre Haut vibriere unter seinen Händen. Immer wieder sog er Rebeccas Duft ein, und er fühlte, dass sie jetzt bereit war, ihn zu lieben. Sie lag unter ihm, die Augen geschlossen.
Dann konnte er sein Verlangen nicht mehr beherrschen. Mit ungezügelter Leidenschaft kam er zu ihr und war so berauscht, dass er ihren kleinen Schrei kaum vernahm. Da begriff er und wollte zurück, aber sie ließ es nicht zu. Sie wurden eins und vergaßen im wilden Wirbel der Lust alles um sich herum.
Überwältigt lag Rebecca da und hielt die Augen geschlossen. Nichts und niemand hatte sie auf das vorbereitet, was sie eben in Stephanos’ Armen erlebt hatte. Niemand hatte ihr gesagt, wie tief Leidenschaft und wie überwältigend Erregung sein konnten, wenn man liebte. Wenn sie es gewusst hätte, sie hätte schon vor vielen Jahren alles hinter sich gelassen und sich auf die Suche nach dem Mann ihrer Träume gemacht …
Stephanos lag ebenfalls da und verfluchte sich insgeheim. Sie war unschuldig gewesen – so rein wie eine Quelle, und er hatte sie benutzt, genommen und ihr wehgetan.
Voller Abscheu vor sich selbst, richtete er sich auf und griff nach einem Zigarillo. Eigentlich hätte er jetzt einen Cognac gebrauchen können, aber er wagte es nicht, aufzustehen.
Die Flamme des Feuerzeugs erleuchtete die Dämmerung des Raumes wie ein Blitz. Für einen winzigen Moment war Stephanos’ düsteres Gesicht sichtbar.
»Warum hast du es mir nicht erzählt, Rebecca?«
Langsam öffnete Rebecca die Augen. Sie schwamm immer noch auf einer Welle der Glückseligkeit. »Was?«
»Warum hast du mir nicht erzählt, dass du noch nie mit einem Mann zusammen gewesen bist? Dass dies … dass ich dein erster Mann sein würde?«
Ein anklagender Unterton lag in seiner Stimme. Jetzt erst wurde Rebecca sich bewusst, dass sie völlig nackt war. Sie errötete und versuchte sich das Laken über den Körper zu ziehen. Sie hatte das Gefühl, eine kalte Dusche bekommen zu haben.
»Ich habe nicht daran gedacht«, flüsterte sie.
»Du hast nicht daran gedacht?« Sein Kopf fuhr herum. »Meinst du nicht, ich hätte ein Recht darauf gehabt, es vorher zu erfahren? Glaubst du wirklich, dies wäre geschehen, wenn ich geahnt hätte, dass du noch unberührt warst?«
Rebecca hatte wirklich nicht darüber nachgedacht. Es hatte für sie einfach keine Rolle gespielt. Er war der Erste, und er würde auch der Einzige bleiben. Aber nun begriff sie schmerzlich, dass manche Männer nicht gern mit unerfahrenen Frauen schliefen. Sie empfand plötzlich tiefe Niedergeschlagenheit.
»Du hast gesagt, du liebtest mich und dass du mich begehrtest. Alles andere zählte für mich nicht.«
Rebeccas Stimme zitterte, und ein Schluchzen lag darin. Stephanos konnte es nicht überhören, und er fühlte sich schrecklich schuldig.
»Doch, es zählt für mich«, antwortete er gepresst, stand auf und ging in den Nebenraum, um sich nun doch noch einen Cognac einzuschenken.
Als sie allein war, atmete Rebecca bebend aus. Natürlich hatte er etwas anderes erwartet – nämlich eine erfahrene Frau. Er hatte angenommen, sie wäre erwachsen und wüsste, auf welches Spiel sie sich eingelassen hatte. Worte wie Liebe und Verlangen konnten durchaus verschiedene Bedeutung haben. Ja, er hatte gesagt, er liebte sie, aber er hatte anscheinend etwas anderes damit gemeint als sie.
Sie hatte sich lächerlich und ihn wütend gemacht. Und sie hatte eine Affäre begonnen, die nur auf Träumen aufgebaut war.
Du hast ganz bewusst das Risiko auf dich genommen, erinnerte sie sich, als sie aufstand. Nun bezahl auch den Preis dafür.
Stephanos hatte sich inzwischen ein wenig beruhigt, auch wenn der Ärger noch nicht ganz überwunden war, als er zum Schlafzimmer zurückging. Er hatte sich vorgenommen, alles wieder gutzumachen und ihr zu zeigen, wie schön es sein konnte. Und wie schön es in einer solchen Situation sein musste. Danach würden sie sich dann unterhalten, ernsthaft und vernünftig.
»Rebecca?«
Aber als er sich im Raum umsah, fand er ihn verlassen vor.
6. K APITEL
Rebecca war gerade dabei, ihre Kleider in ihre Reisetasche zu packen, als es an der Tür klopfte. Sie hatte sich ihren Morgenmantel übergezogen. Es klopfte noch einmal, und sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, fest entschlossen, nicht zu öffnen. Noch einmal wollte sie sich nicht demütigen lassen.
»Rebecca?«
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