Rebeccas Traum
beinahe losgelacht hätte, aber ein Blick in sein verschlossenes, grimmiges Gesicht belehrte sie eines Besseren. Plötzlich empfand sie einen leichten Druck in der Magengegend.
»Falls ich dich tatsächlich richtig verstanden haben sollte, dann halte ich dich für unmöglich. Vielleicht sollten wir lieber an den Tisch zurückgehen«, erwiderte sie verärgert.
»Damit du wieder bei ihm sein kannst?«
Kaum waren die Worte heraus, bedauerte Stephanos sie schon. Es war unfair und außerdem sehr dumm, was er gesagt hatte.
Rebecca versteifte sich, und ihr Gesicht wurde ausdruckslos. »Dies ist wohl nicht der richtige Ort für derlei Diskussionen«, erwiderte sie kühl.
»Damit hast du wohl Recht.« Er war ebenso wütend auf sich wie auf sie, als er sie von der Tanzfläche zog.
»Was soll das? Was hast du vor?« Rebecca war inzwischen über den ersten Ärger hinweggekommen und blieb vor dem Fahrstuhl stehen. Schweigend und ohne Widerstand zu dulden, hatte Stephanos sie bis hierher gebracht.
»Ich bringe dich an einen geeigneteren Ort für unsere Diskussion!« Damit schob er sie in den Fahrstuhl, dessen Türen sich gerade vor ihnen geöffnet hatten. Dann drückte er den Knopf.
»Du hast Gäste«, erinnerte sie ihn, aber er bedachte sie mit einem Blick, der nichts Gutes verhieß. »Ich möchte gern gefragt werden, ob ich gehen möchte, und nicht wie ein störrisches Maultier hinter dir hergezerrt werden«, fuhr sie ihn an.
Als dann der Fahrstuhl hielt und sich öffnete, streifte
sie seine Hand heftig ab und betrat den Flur. Sie hatte vor, in ihre Suite zu gehen und ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen.
Aber sie kam nicht weit. Kaum hatte sie zwei, drei Schritte getan, war er bei ihr, und es blieb ihr keine andere Wahl, als ihm in seine Suite zu folgen, wollte sie die Situation nicht noch verschlimmern.
»Ich will nicht mit dir reden«, sagte sie, als er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. Sie fühlte, wie sie vor Zorn zu beben begann.
Er erwiderte zunächst nichts, sondern löste seine Krawatte und öffnete dann die obersten beiden Knöpfe seines Hemdes. Als Nächstes ging er zu der Bar und schenkte zwei Gläser Cognac ein. Stephanos wusste, er verhielt sich völlig unbeherrscht, aber er konnte nichts dagegen tun. Es war eine völlig neue Erfahrung für ihn. Aber davon hat es mehrere gegeben, seit ich Rebecca kennen gelernt habe, dachte er.
Er ging zu ihr zurück und stellte ein Glas neben sie. Hin und her gerissen zwischen seinen Gefühlen, wusste er nicht, ob er sie anschreien oder vor ihr auf die Knie fallen sollte.
»Du bist mit mir nach Athen gekommen und nicht mit Dimitri oder einem anderen Mann«, sagte er hart.
Rebecca wagte nicht, den Cognacschwenker zu berühren, sie fürchtete, er würde ihr aus den Händen fallen, so sehr zitterten diese.
»Ist das in Griechenland so – dass es einer Frau verboten ist, mit einem anderen Mann zu sprechen?« Seltsamerweise klang ihre Stimme klar und fest.
»Sprechen?« Stephanos sah noch immer, wie dicht Dimitris Wange neben ihrer gewesen war. Dimitri war ein erfahrener und gewandter Mann. Er entstammte der gleichen Schicht wie wohl auch Rebecca. Vor Generationen erworbenes Vermögen, behütete Kindheit und gute Erziehung. »Erlaubst du jedem Mann, der mit dir spricht, dich in den Armen zu halten und zu berühren?«
Rebecca wurde blass. Wütend schüttelte sie den Kopf. »Was ich tue und mit wem, geht nur mich und keinen anderen etwas an.«
Stephanos nahm das Glas und trank langsam einen Schluck. »Du irrst.«
»Wenn du glaubst, du kannst über mich verfügen, nur weil ich mit dir hierher gekommen bin, dann täuschst du dich. Ich bin ein selbstständiger Mensch, Stephanos.« Niemand hat das Recht, mir zu sagen, was ich tun soll, dachte sie verärgert. Ich treffe meine Entscheidungen selbst. Mit verstärktem Mut sah sie ihn herausfordernd an. »Ich gehöre niemandem, auch dir nicht. Niemandem. Und ich mag es nicht, wenn man mir etwas befiehlt oder mich zu etwas zwingt, das ich nicht will. Ebenso wenig mag ich es, wenn man mich drängt.«
Damit drehte sie sich um. Da fühlte sie seine Hände auf ihren Schultern und spürte seinen Atem auf ihrem Nacken.
»Du wirst nicht zu ihm zurückgehen.«
»Du würdest mich nicht davon abhalten können, wenn es das wäre, was ich wollte.« Zornig sah sie ihn über die Schulter an. »Aber ich habe nicht die Absicht, wieder hinunterzugehen, weder zu Dimitri noch zu sonst jemandem.« Sie riss sich los. »Du weißt ja
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