Rebeccas Traum
einzige davon hatte sie ernsthaft interessiert. Wie konnte sie auch? In den vergangenen zwei Wochen hatte sie nur an eines denken können … Stephanos. Unlustig unterstrich sie dennoch die entsprechenden Anzeigen.
Was mochte er empfunden haben, als er zurückgekommen war und sie nicht mehr vorgefunden hatte?
Missmutig schaute sie hinaus aus dem Fenster ihrer kleinen Mietwohnung. Sie hatte sich die ganzen Tage vorgestellt, er würde fieberhaft nach ihr suchen und dabei keine Kosten scheuen. Aber die Wirklichkeit ist leider nicht so romantisch, sagte sie sich seufzend. Bestimmt war er erleichtert, dass sie von sich aus das Weite gesucht hatte und wieder aus seinem Leben verschwunden war.
Und nun war es an der Zeit, wieder Ordnung in ihr Leben zu bringen.
Das Wichtigste, eine Wohnung, besaß sie bereits. Es war ein hübsches Zweizimmerapartment mit einem kleinen Garten. Es gefiel ihr besser als ihre alte Wohnung, die in einem Neubau im fünften Stock gelegen hatte.
Dieses Apartment lag zwar schon fast außerhalb der Stadt, aber sie konnte hier am Morgen die Vögel singen hören. Es gab einen wundervollen Ausblick auf alte Eichen und grüne Ahornbäume. Zudem konnte sie in ihrem Garten Blumen pflanzen und ein wenig Gemüse ziehen.
Rebecca hatte sich auch ein paar Möbel gekauft, wobei es sich wirklich nur um wenige handelte. Ein Bett, ein schöner, alter Tisch und ein Stuhl. Schränke hatte sie nicht zu kaufen brauchen, da es in der Wohnung Einbauschränke gab.
Früher hatte sie sich eine ganze Wohnungseinrichtung auf einmal gekauft, inklusive Vorhänge. Aber nun tat sie das, was sie sich früher immer heimlich gewünscht hatte – ein schönes Stück für die Wohnung zu suchen und dann zu kaufen. Und nicht, weil es haltbar und praktisch war, sondern weil es ihr gefiel.
Es hatte sich viel geändert in ihrem Leben – und auch sie hatte sich verändert. Sogar die Haare trug sie jetzt anders als früher. Unwillkürlich fuhr ihre Hand hinauf zu ihrem Kopf. Rebecca würde niemals mehr die Frau sein, die sie noch vor so kurzer Zeit gewesen war …
Oder vielleicht anders ausgedrückt – sie würde die Frau sein, die sie eigentlich immer gewesen war, die sie aber nie hatte annehmen wollen.
Aber warum sitze ich dann hier und kreise Anzeigen ein, die mich eigentlich nicht interessieren, fragte sie sich selbstkritisch. Warum plane ich eine Zukunft, die ich mir gar nicht wünsche? Vielleicht würde sie nie den Mann bekommen, den sie sich so sehr erträumte. Es würde keine Picknicks unter Olivenbäumen, keine romantischen Spaziergänge und keine Nächte voller Leidenschaft mehr geben. Aber sie hatte immer noch ihre Erinnerungen – und ihre Träume. Es würde kein Bedauern geben, was Stephanos betraf. Nicht jetzt und auch nicht in der Zukunft.
Sie war stärker als früher, sicherer und freier. Und das Wichtigste war, sie hatte es alles allein geschafft!
Rebecca lehnte sich im Stuhl zurück. Nichts reizte sie weniger, als wieder ins Büro zu gehen und Zahlenkolonnen zu addieren, Gewinn und Verlust auszurechnen.
Ich werde es auch nicht, dachte sie plötzlich entschlossen. Sie würde sich nicht auf die Jagd nach einem guten Job und ihre Karriere von anderen abhängig machen. Nein, sie würde selbst eine Firma eröffnen. Natürlich würde es eine sehr kleine sein, zumindest am Anfang. Warum nicht? Sie hatte die Kenntnisse und die nötige Erfahrung – und auch den Mut dazu.
Es würde nicht einfach sein. Und riskant. All ihr verbliebenes Geld würde gerade für das Anmieten des Büros, dessen Einrichtung und Anzeigen reichen.
Voller Begeisterung sprang sie auf und suchte nach einem Notizblock. Sie wollte zuerst eine Liste aufstellen. Nicht nur von den Dingen, die sie erledigen musste, sondern auch derjenigen, die sie anrufen wollte. Sie überlegte sogar, ob sie sich an ihre früheren Arbeitgeber wenden sollte. Es bestand eine winzige Chance, dass man sie an Kunden empfehlen würden, um sie nicht abweisen zu müssen.
Es klopfte an der Tür.
»Einen Augenblick, bitte.« Rasch kritzelte sie ihren letzten Gedanken auf den Block, dann eilte sie zur Tür und öffnete.
Es war Stephanos.
Noch ehe Rebecca sich von ihrer Überraschung erholt hatte und etwas sagen konnte, hatte er sie zur Seite gedrängt und die Tür hinter sich zugeschlagen.
»Was hattest du eigentlich vor?« Zornig sah er sie an. »Wolltest du mich zum Wahnsinn treiben, oder hast du dir nichts dabei gedacht?«
»Ich … ich …« Rebecca kam erst gar nicht
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