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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Lederweste. Gunnar Isaksson. Dicklich und mit Bart. Um die fünfzig.«
    Sie dachte darüber nach, wie die Männer sie begrüßt hatten. Thomas Söderberg hatte ihr die Hand gedrückt, ihr in die Augen geschaut und ihren Blick eine Zeitlang festgehalten. Er war es gewöhnt, Vertrauen einzuflößen. Sie überlegte, wie er wohl reagieren würde, wenn die Polizei auf eine seiner Aussagen misstrauisch reagierte. Sein Anzug schien teuer gewesen zu sein.
    Vesa Larssons Händedruck war schlaff. Er war diese Art von Begrüßung offenbar nicht gewöhnt. Als ihre Hände einander begegneten, hatte er die Formalitäten eigentlich bereits durch das dieser Handlung vorausgehende kurze Nicken erledigt, weshalb sein Blick schon zu Sven-Erik weitergewandert war.
    Gunnar Isaksson hatte ihre Hand fast zerquetscht. Es handelte sich dabei nicht um die unbewusste Kraft, die man bei manchen Männern findet.
    Er hat einfach Angst, er könnte schwach wirken, dachte Anna-Maria.
    »Ehe wir anfangen, möchte ich gern wissen, warum Sie alle gleichzeitig mit uns sprechen wollen«, sagte Anna-Maria als Erstes.
    »Hier ist doch etwas Entsetzliches passiert«, sagte Vesa Larsson nach ausgiebigem Schweigen, »aber wir sind davon überzeugt, dass die Gemeinde in der kommenden Zeit zusammenhalten muss. Und das gilt in allerhöchstem Grad auch für uns Pastoren. Es gibt starke Kräfte, die versuchen werden, Zwietracht zu säen, und diesen Kräften gegenüber wollen wir uns so wenige Blößen geben wie überhaupt nur möglich.«
    »Ich verstehe«, sagte Sven-Erik in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er rein gar nichts begriff.
    Anna-Maria sah Sven-Erik an, der nachdenklich die Lippen spitzte, so dass sein großer Schnurrbart unter seiner Nase wie eine Bürste hervorragte. Vesa Larsson spielte an einem Knopf seiner Lederweste herum und schielte zu Thomas Söderberg hinüber. Thomas Söderberg erwiderte diesen Blick nicht, sondern nickte und schien über das eben Gesagte nachzudenken.
    Sieh an, dachte Anna-Maria. Pastor Söderberg ist mit Vesas Antwort zufrieden. Da sieht man doch sofort, wer in diesem Rudel der Platzhirsch ist.
    »Wie ist die Gemeinde aufgebaut, rein organisatorisch, meine ich?«, fragte Anna-Maria.
    »Ganz oben haben wir Gott«, antwortete Gunnar Isaksson mit kraftvoller Stimme und hob glaubensfest einen Finger. »Danach hat die Gemeinde drei Pastoren, also uns, und fünf Älteste Brüder. Wenn wir das Ganze mit einer Firma vergleichen wollten, dann könnten wir sagen, dass Gott der Besitzer ist, wir drei sind die Direktion und die Brüder der Aufsichtsrat.«
    »Ich dachte, Sie wollten uns nach Viktor Strandgård fragen«, schaltete Pastor Thomas Söderberg sich jetzt ein.
    »Das kommt noch, das kommt noch«, versicherte Sven-Erik fast in einer Art Singsang.
    Der junge Mann mit der Bibel war neben einem Stuhl stehen geblieben und psalmodierte mit wilden Gesten und mit lauter Stimme für die leeren Sitzreihen. Sven-Erik schaute ihm verdutzt zu.
    »Darf man fragen …«, sagte er und wies mit dem Daumen zu diesem Mann hinüber.
    »Er betet für die heutige Andacht«, erklärte Thomas Söderberg. »Das Reden in Zungen kann durchaus seltsam wirken, wenn man nicht daran gewöhnt ist, aber es handelt sich um keinen Hokuspokus, das können Sie mir glauben.«
    »Es ist wichtig, dass das Kircheninnere in der Geisteswelt vorbereitet wird«, erklärte Pastor Gunnar Isaksson und fuhr sich über seinen üppigen, gepflegten Bart.
    »Ich verstehe«, sage Sven-Erik noch einmal und suchte hilflos Anna-Marias Blick.
    Sein Schnurrbart befand sich im Verhältnis zu seinem Gesicht jetzt fast in einem Winkel von neunzig Grad.
    »Ja, Sie können uns sicher einiges über Viktor Strandgård erzählen«, sagte Anna-Maria. »Was war er für ein Mensch? Wie haben Sie ihn gesehen, Vesa Larsson?«
    Pastor Larsson machte ein gequältes Gesicht. Er schluckte einmal heftig, ehe er antwortete.
    »Er war hingebungsvoll. Überaus demütig. Die ganze Gemeinde liebte ihn. Er hatte sich zu Gottes Werkzeug gemacht, ganz einfach. Trotz seiner, wie soll man sagen, erhöhten Stellung in der Gemeinde war er bereit, auch in praktischen Dingen zu dienen. Er half beim Putzen der Kirche, man konnte oft sehen, wie er die Stühle hier mit dem Staubtuch bearbeitete. Er entwarf vor den Andachten Plakate …«
    »… hütete Kinder«, warf Gunnar Isaksson dazwischen, »ja, wir haben einen Betreuungsplan, damit alle Eltern mit kleinen Kindern regelmäßig Gottes Wort ungestört

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