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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Einspruch erhob. »Vor der Andacht heute Abend, wie machen wir das …«
    Sie verstummte und zeigte mit der rechten Hand auf die blutverschmierte Stelle, an der Viktor Strandgård gelegen hatte.
    »Wo der Boden doch nicht versiegelt ist, können wir wohl nicht alle Spuren wegscheuern … wir könnten vielleicht etwas darüber legen, bis wir einen neuen bekommen.«
    »Gute Idee«, sagte Pastor Gunnar Isaksson.
    »Nein, bitte, Ann-Gull«, schaltete Pastor Söderberg sich ein und bedachte Gunnar Isaksson gleichzeitig mit einem kaum merklichen Blick. »Ich kümmere mich gleich darum. Warte doch noch einen Moment. Die Polizei braucht uns nicht mehr lange, nicht wahr?«
    Diese Frage richtete sich an Anna-Maria und Sven-Erik. Als sie keine Antwort gaben, lächelte Thomas Söderberg die Frau an, um klarzustellen, dass ihr Gespräch erst einmal beendet sei. Sie verschwand wie ein dienstbarer Geist und ging zu der anderen Frau zurück. Bald dröhnte der Staubsauger wieder los.
    Die Pastoren und die Polizei saßen schweigend da und musterten einander.
    Typisch, dachte Anna-Maria wütend. Unbehandelter Holzboden, dicke handgeknüpfte Läufer, Einzelstühle an Stelle von Bänken. Es sieht gut aus, aber verdammt, es ist ziemlich schwer in Ordnung zu halten. Gut, dass sie so viele gehorsame Frauen haben, die gern für Gotteslohn putzen.
    »Unsere Zeit ist nicht unbegrenzt«, sagte Thomas Söderberg.
    Seine Stimme hatte jegliche Freundlichkeit eingebüßt.
    »Wir haben heute Abend hier Gottesdienst, und Sie können sich sicher denken, dass wir noch allerlei Vorbereitungen treffen müssen«, sagte er, als von Seiten der Polizei keine Antwort kam.
    »Also«, sagte Sven-Erik Stålnacke nachdenklich, als hätten sie alle Zeit der Welt. »Wenn Viktor Strandgård keine Feinde hatte, dann hatte er doch sicher Freunde. Wer stand Viktor Strandgård am nächsten?«
    »Gott«, erwiderte Pastor Isaksson mit einem triumphierenden Lächeln.
    »Seine Familie natürlich, seine Eltern«, sagte Thomas Söderberg und ignorierte den Kommentar seines Kollegen. »Viktors Vater, Olof Strandgård, ist Vorsitzender der Christdemokraten hier am Ort und Gemeinderat. Die Kristallkirche ist im Gemeinderat sehr gut vertreten, vor allem durch die Christdemokraten, die größte bürgerliche Partei in Kiruna. Unser Einfluss in der ganzen Gemeinde wird immer größer, und bei den nächsten Wahlen rechnen wir mit der Mehrheit. Wir rechnen auch damit, dass die Polizei keinerlei Schritte unternehmen wird, die dem Vertrauen schaden könnten, das wir unter den Wählerinnen und Wählern aufgebaut haben. Und dann haben wir ja noch Viktors Schwester, Sanna Strandgård, haben Sie schon mit ihr gesprochen?«
    »Nein, noch nicht«, antwortete Sven-Erik.
    »Seien Sie dabei vorsichtig, sie ist eine überaus verletzliche Person«, sagte Pastor Söderberg.
    »Und ansonsten muss ich mich wohl auch selbst erwähnen«, fügte er dann hinzu.
    »Waren Sie sein Beichtvater?«, fragte Sven-Erik.
    »Naja«, antwortete Thomas Söderberg und lächelte jetzt wieder. »Wir nennen das nicht so. Geistlicher Berater wäre wohl eine bessere Bezeichnung.«
    »Wissen Sie, ob Viktor Strandgård vor seinem Tod vorhatte, irgendetwas zu entlarven?«, fragte Anna-Maria. »Etwas, das ihn selbst betraf, vielleicht? Oder seine Gemeinde?«
    »Nein«, sagte Thomas Söderberg nach einer Sekunde des Schweigens. »Was sollte das denn sein?«
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte Anna-Maria und erhob sich.
    »Aber ich muss kurz zur Toilette.«
    Sie verließ die Männer und ging zu den ganz hinten in der Kirche gelegenen Toiletten. Sie pinkelte einen Spritzer, blieb danach aber sitzen und ließ ihre Blicke an den weiß gefliesten Wänden ausruhen. Die Gedanken wurden in ihrem Kopf träge hin und her geworfen. In ihren Jahren als Polizistin hatte sie es gelernt, Stresssignale zu erkennen. Alles, von Schweißausbrüchen bis zu Schwindelanfällen. Die meisten Menschen waren nervös, wenn sie es mit der Polizei zu tun hatten. Aber erst, wenn sie versuchten, ihre Nervosität zu verbergen, wurde es interessant, sie genauer zu beobachten.
    Und es gab ein Stresssymptom, das man nur durch Zufall entdecken konnte. Das sich nur ein einziges Mal einstellte. Und jetzt hatte sie es gehört. Gleich, nachdem sie gefragt hatte, ob Viktor Strandgård vorgehabt habe, irgendetwas zu entlarven. Einer der drei Pastoren, sie hatte nicht mitbekommen, welcher, hatte tief Luft geholt. Ein einziges Mal. Ein Einatmen.
    »Tja, verdammt«, sagte

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