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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Laserstrahlen Bibelworte in meine Augen zu brennen«, sagte Curt ungerührt. »Damit ich sie weitergebe. Jesaja 43, 19: Denn siehe, ich will ein Neues machen; jetzt soll es aufwachsen, und ihr werdet’s erfahren, dass ich Wege in der Wüste mache und Wasserströme in der Einöde.«
    »Du kannst ja wohl selbst dafür beten, dass du deine Schlüssel findest«, sagte Sanna zu Rebecka.
    Rebecka lachte auf. Es klang eher wie ein Schnauben.
    »Oder Jesaja 48, 6«, predigte Curt. »Solches alles hast du gehört und siehst es und verkündigst es doch nicht. Ich habe dir von nun an Neues sagen lassen und Verborgenes, das du nicht wusstest.«
    Sanna richtete sich auf und hielt ihre Taschenlampe auf Rebeckas Augen.
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«, fragte sie ernsthaft.
    »Warum betest du nicht selber um deine Schlüssel?«
    Rebecka hob im blendenden Licht die Hand.
    »Lass das!«, sagte sie.
    »Und ich glaube, dass Gott mir alle Stellen im Neuen Testament gezeigt hat, die davon handeln, dass man alten Wein nicht in neue Schläuche füllen darf«, sagte Curt zu Tjapp, die zu seinen Füßen saß und ihm als Einzige zuzuhören schien. »Denn dann bersten sie. Und alle Stellen, wo steht, dass man keinen neuen Flicken auf ein altes Wams nähen darf, denn dann verschleißt der neue Stoff zusammen mit dem alten, und der Riss wird nur noch größer.«
    »Aber wenn du willst, dass wir für deine Schlüssel beten, dann machen wir das natürlich«, sagte Sanna, ohne den Lichtstrahl von Rebeckas Gesicht zu nehmen. »Aber tu bloß nicht so, als ob du glauben würdest, dass Gott meine und Curts Gebete eher erhört als deine. Trample nicht mit deinen Füßen auf Jesu Blut herum.«
    »Hör auf mit dem Quatsch, habe ich gesagt«, fauchte Rebecka und richtete nun ihrerseits ihre Taschenlampe auf Sannas Gesicht.
    Curt verstummte und musterte sie beide.
    »Curt«, fragte Rebecka und starrte in Sannas grelles Taschenlampenlicht. »Glaubst du, dass Gott auf die Gebete aller Menschen gleichermaßen hört?«
    »Ja«, sagte Curt. »An Seinem Gehör ist niemals etwas auszusetzen, aber es kann Hindernisse dafür geben, dass Sein Wille geschieht oder dass die Gebete zu Ihm durchdringen.«
    »Wenn man zum Beispiel nicht nach Seinem Willen lebt. Dann kann Gott sicher nicht wie sonst in unser Leben eingreifen.«
    »Genau.«
    »Aber dann ist es doch eine Lehre der Taten«, rief Sanna verzweifelt. »Und welche Rolle spielt darin die Gnade? Und Gott selbst, was glaubst du, was Er von dieser ›Eine Stunde pro Tag Beten und Bibellesen für einen erfolgreichen Glauben‹-Lehre hält? Ich bete und lese die Bibel, wenn ich mich nach Ihm sehne. So möchte ich schließlich selbst geliebt werden. Warum sollte Gott anders sein? Und das mit dem Leben nach Seinem Willen. Das ist doch wohl eines der Dinge, die den Sinn des Lebens ausmachen, und kein Mittel, um beim Wettbeten den Jackpot zu knacken!«
    Curt gab keine Antwort.
    »Verzeihung, Sanna«, sagte Rebecka endlich und ließ ihre Lampe sinken. »Ich will mich nicht über den christlichen Glauben streiten. Jedenfalls nicht mit dir.«
    »Weil du weißt, dass ich ja doch gewinne«, sagte Sanna lachend und ließ ebenfalls ihre Taschenlampe sinken.
    Sie schwiegen eine Weile und richteten ihre Blicke auf den Schein der Lichtkegel im Schnee.
    »Aber das mit den Schlüsseln macht mich einfach verrückt«, sagte Rebecka dann. »Du blöder Hund! Das ist alles deine Schuld!«
    Tjapp bellte zustimmend.
    »Nein, hör nicht auf sie«, sagte Sanna und legte Tjapp den Arm um den Hals. »Du bist der schönste und wunderbarste Hund aller Zeiten. Und ich liebe dich ganz gewaltig.« Sie drückte Tjapp an sich, und die erwiderte diese Zärtlichkeitsbezeugungen durch den Versuch, Sannas Mundwinkel zu lecken.
    Curt schaute eifersüchtig zu.
    »Das ist doch ein Mietwagen, oder?«, fragte er. »Ich kann in die Stadt fahren und Reserveschlüssel holen.«
    Er sagte das zu Sanna, aber die schien ihn nicht gehört zu haben. Sie war ganz und gar mit Tjapp beschäftigt.
    »Da wäre ich dir wirklich sehr dankbar«, sagte Rebecka zu Curt.
    Als ob es dich interessiert, ob ich dankbar bin oder nicht, dachte sie und betrachtete seine hängenden Schultern, während er hinter Sanna stand und auf ihre Aufmerksamkeit wartete.
    Sivving Fjällborg, dachte Rebecka dann. Er hat einen Reserveschlüssel für das Haus. Zumindest hatte er das früher. Ich muss zu ihm gehen.
     

 
    UM VIERTEL NACH SIEBEN betrat Rebecka Sivving Fjällborgs Haus, ohne

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