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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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zu klingeln, so, wie sie und ihre Großmutter das immer getan hatten. Hinter den Fenstern war alles schwarz, vermutlich schlief er also noch. Aber da konnte sie nichts machen. Sie schaltete in der kleinen Diele das Licht ein. Auf dem braunen Linoleumboden lag eine Fußmatte, an der sie sich die Stiefel abwischte. Auch oben auf den Stiefeln klebte Schnee, aber viel feuchter konnten sie ohnehin nicht werden. Eine Treppe führte ins Obergeschoss, und daneben sah Rebecka die dunkelgrüne Tür zur Speisekammer. Die Küchentür war geschlossen. Sie rief in die Dunkelheit des oberen Stockwerks hinauf:
    »Hallo!«
    Aus dem Keller war sofort dumpfes Hundegebell zu hören, gefolgt von Sivvings energischer Stimme:
    »Sei still, Bella. Sitz! Ich meine den Hund. Warte!«
    Auf der Treppe waren Schritte zu hören, dann wurde die Kellertür geöffnet, und Sivving kam zum Vorschein. Seine Haare waren ganz weiß geworden, und vielleicht waren sie auf dem Schädel auch dünn, ansonsten sah er aus wie immer. Seine Augenbrauen saßen hoch über seinen Augen, so, als rechne er immer mit einer Überraschung oder einer angenehmen Nachricht. Sein blaukariertes Flanellhemd ließ sich nur mit Mühe über seinem umfangreichen Bauch zuknöpfen und war in eine Militärhose gestopft. Der braune Ledergürtel, der die Hose festhielt, glänzte vor Alter.
    »Aber ist das nicht Rebecka?«, rief er, und sein Gesicht öffnete sich zu einem breiten Lächeln.
    »Komm, Bella«, rief er über seine Schulter, und zwei Sekunden darauf kam eine Vorstehhündin die Treppe hochgejagt.
    »Aber hallo«, sagte Rebecka lachend und begrüßte das Tier.
    »Hast du wirklich so eine grobe Stimme?«
    »Ja, sie blafft wie ein Kerl«, sagte Sivving. »Aber das hält mir die Lotterieverkäufer vom Leib, und deshalb will ich mich nicht beklagen. Komm rein.«
    Er öffnete die Küchentür und machte Licht. In der Küche herrschte pedantische Ordnung, aber es roch ein wenig muffig.
    »Setz dich«, sagte er und zeigte auf eine Holzbank.
    Rebecka sagte, warum sie gekommen war, und während Sivving die Schlüssel hervorholte, schaute sie sich um. Der frischgewaschene grünweißgestreifte Flickenteppich lag auf dem Kiefernholzboden. Den Tisch bedeckte kein Wachstuch, sondern eine sorgfältig gebügelte Leinendecke, auf der eine kleine Vase aus gehämmertem Kupfer mit getrockneten Butterblumen und Katzenschwänzen stand. Die Fenster zeigten in drei Richtungen, und durch das Fenster in ihrem Rücken war das Haus der Großmutter zu sehen. Aber das war natürlich nur bei Tageslicht möglich. Jetzt gab es nur das Spiegelbild der an der Decke hängenden Lampe aus Kiefernholz.
    Als Sivving ihr den Schlüssel gegeben hatte, setzte er sich auf die andere Seite des Küchentischs. Er schien sich in seiner eigenen Küche nicht so recht zu Hause zu fühlen. Er saß auf dem äußersten Rand des rotgebeizten Stuhls. Auch Bella schien nicht zur Ruhe zu kommen, sie irrte wie ein verfluchter Geist hin und her.
    »Du hast dich ja lange nicht mehr sehen lassen«, sagte Sivving lachend und blickte Rebecka forschend an. »Ich wollte gerade Kaffee trinken. Willst du auch einen?«
    »Gerne«, sagte Rebecka und stellte in Gedanken einen Zeitplan auf.
    Sie würde höchstens fünfzehn Minuten brauchen, um ihre Tasche zu packen. Und weniger als eine halbe Stunde zum Aufräumen. Sie würde das Flugzeug um halb elf noch erreichen, wenn Curt nur rechtzeitig die Schlüssel brachte.
    »Komm mit«, sagte Sivving und erhob sich.
    Er verließ die Küche und ging die Kellertreppe hinunter, dicht gefolgt von Bella. Rebecka lief hinterher.
    Dort unten war Gemütlichkeit angesagt. Vor der einen Wand stand ein aufgeschlagenes Bett. Bella legte sich sofort auf ihre Decke, die neben dem Bett lag. Ihr Trinknapf und ihr Fressnapf funkelten frisch gespült. Vor dem Boiler stand eine Kommode. Und auf einem kleinen Klapptisch eine elektrische Kochplatte.
    »Du kannst den Hocker da nehmen«, sagte Sivving und zeigte darauf.
    Er nahm eine kleine Kaffeekanne aus Blech und zwei Becher von der Wand. Der Kaffeeduft mischte sich mit dem Geruch von Hund, Keller und Seife. An einer Wäscheleine hingen eine Unterhose, zwei Flanellhemden und ein T-Shirt mit der Aufschrift »Kiruna Truck«.
    »Ja, du musst schon entschuldigen«, sagte Sivving und nickte zur Unterhose hinüber. »Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass ich so feinen Besuch bekommen würde.«
    »Ich begreif das nicht«, sagte Rebecka verwirrt. »Schläfst du hier

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