Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm
zum Dank ein Essen versprochen, also schuldest du mir jetzt eine Kneipenrunde. Ich könnte es brauchen, mal wieder im Sturehof zu sitzen und mich bestaunen zu lassen.«
»Das klingt wie ein gutes Geschäft für dich«, sagte Rebecka lachend, während sie die Bürste über die Motorhaube zog.
»Erst wird dein Johan darauf bestehen, dich zu diesem Danke-für-die-Hilfe-Essen einzuladen, und dann wirst du von mir ausgeführt und kannst deine Superbeine vorführen.«
»Er ist nicht mein Johan. Sei also dankbar und lieb, sonst gibt’s keine Informationen.«
»Ich bin dankbar und lieb«, sagte Rebecka gehorsam. »Und jetzt erzähl.«
»Na gut, er hat gesagt, dass die Gemeinde einfach die Rubrik ›besondere Angaben‹ angekreuzt hat.«
»Verdammt«, sagte Rebecka.
»Ich hab mich noch nie für gemeinnützige Organisationen und Stiftungen interessiert. Was bedeutet das?«, fragte Maria.
»Dass es sich eben um eine gemeinnützige Organisation handelt, die keine Einkommens- oder Vermögenssteuern zu zahlen braucht. Deshalb braucht sie auch keine Steuererklärung abzugeben. Weshalb niemand Einblick in ihre Unternehmungen nehmen kann.«
»Was Viktor Strandgård angeht, so bezog er von der Gemeinde ein ziemlich bescheidenes Gehalt. Johan hat das für die letzten zwei Jahre überprüft. Keine weiteren Einkünfte. Kein Vermögen. Keine Immobilien und keine Wertpapiere.«
Sivving kam über den Hof. Er hatte sich seine Pelzmütze über die Ohren gezogen und schleifte einen breiten Schneeschieber hinter sich her. Die Hunde stürzten auf ihn zu und wuselten verspielt um seine Füße herum. Rebecka winkte ihm zu, aber er starrte den Boden an und sah sie nicht.
»Die Pastoren sacken pro Monat fünfundvierzigtausend ein.«
»Gar nicht schlecht für einen Pastor«, sagte Rebecka.
»Thomas Söderberg besitzt ein ziemlich großes Aktienportfolio, ungefähr eine halbe Million. Und ihm gehört draußen auf Värmdö ein unbebautes Grundstück.«
»Värmdö bei Stockholm?«, fragte Rebecka.
»Ja, taxiert auf vierhundertzwanzig. Der Verkaufswert kann natürlich sehr viel höher liegen. Vesa Larssons Haus ist auf eins Komma zwei Millionen taxiert. Es ist ziemlich neu. Diese Einstufungen stammen aus dem vergangenen Jahr. Er hat ein Darlehen von ungefähr einer Million aufgenommen. Sicher auf das Haus.«
»Und Gunnar Isaksson?«, fragte Rebecka.
»Nichts Besonderes. Ein paar Obligationen, ein paar Ersparnisse auf der Bank.«
»Okay«, sagte Rebecka. »Und was ist ansonsten mit der Gemeinde? Besitzt die irgendwelche Unternehmen oder so?«
Jetzt tauchte Sivving hinter Rebeckas Rücken auf.
»Hallo«, polterte er. »Führst du gerade Selbstgespräche?«
»Momentchen«, sagte Rebecka zu Maria.
Sie drehte sich zu Sivving um. Über seinem Schal war nur ein kleines Stück von seinem Gesicht zu sehen. Auf der Pelzmütze hatte sich bereits eine kleine Schneewehe gebildet.
»Ich telefoniere gerade«, sagte sie und zeigte auf die Schnur, die zu den Ohrstöpseln führte. »Ich komm mit dem Auto nicht los. Die Räder drehen sich einfach nur hilflos, wenn ich den Motor anlasse.«
»Telefonierst du über diese Schnur?«, fragte er. »Großer Gott, demnächst werden sie uns gleich nach der Geburt ein Telefon in den Schädel einoperieren. Rede du nur, ich räume.«
Er machte sich mit dem Schneeschieber vor dem Wagen zu schaffen.
»Hallo«, sagte Rebecka ins Telefon.
»Ich bin noch immer hier«, antwortete Maria. »Die Gemeinde verfügt über keinerlei Besitz, aber ich habe die Pastoren und ihre Familien überprüft. Die Pastorenfrauen sind Teilhaberinnen einer Handelsgesellschaft, VictoryPrint HB.«
»Hast du die überprüft?«
»Nein, aber deren Steuerbescheide sind doch öffentlich zugänglich, du brauchst nur beim Finanzamt vorbeizufahren. Ich möchte Johan nicht um noch mehr bitten. Er fand es gar nicht so toll, dass er Informationen aus den Archiven einer anderen Steuerbehörde fischen musste.«
»Tausend Dank«, sagte Rebecka. »Ich muss Sivving jetzt beim Schneeräumen helfen. Ich melde mich.«
»Sei vorsichtig«, sagte Maria und legte auf.
LANGSAM ENTLIESS DIE NACHT Sanna Strandgård aus ihrem Zugriff. Verflog. Durch das Betonglasfenster und die schwere Stahltür, um dem unversöhnlichen Tag Platz zu machen. Es würde noch lange nicht hell werden. Der schwache Schein der Straßenlaternen drang durch das Fenster und legte sich als Zwielicht unter die Decke. Sanna blieb unbeweglich auf ihrer Pritsche liegen.
Noch ein
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