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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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aus dem Fenster. Sie dachte an Patrick Mattsson. Auf der Videoaufnahme der Andacht hatte er nach Viktors Händen gegriffen. Und Viktor hatte sich losgerissen.
    »Ich muss jetzt duschen, sonst schaff ich das vor dem Verhör nicht mehr«, sagte Sanna.
    Rebecka nickte zerstreut.
    Ich werde mit Patrick Mattsson sprechen, dachte sie.
    Sie wurde aus ihren Gedanken geholt, als Sanna ihr eilig über die Haare strich.
    »Ich liebe dich, Rebecka«, sagte sie mit sanfter Stimme.
    »Meine allerliebste Schwester.«
    Ja, verdammt, wie wir alle anderen lieben, dachte Rebecka.
    Wir lieben, betrügen und fressen uns gegenseitig zum Frühstück, und das alles aus lauter Liebe.
     
    Rebecka und Sanna sitzen am Küchentisch. Sara liegt im Wohnzimmer auf einem Sitzsack und hört Jojje Wadenius. Das ist ihr Morgenritual. Brei und Jojje auf dem Sitzsack. Im Küchenradio läuft P 1. Der orangefarbene Papierstern hängt noch immer am Fenster, obwohl schon Februar ist. Aber man braucht einfach einen Rest der Weihnachtsdekoration, um bis zum Spätwinter durchzuhalten. – Sanna steht vor der Anrichte und streicht Brote. Die Kaffeemaschine gurgelt ein letztes Mal und verstummt dann. Sanna füllt zwei Becher und stellt sie auf den Küchentisch.
    Die Übelkeit steigt in Rebecka hoch wie eine Flutwelle. Rebecka stürzt vom Tisch davon und zur Toilette. Sie kann nicht einmal mehr den Deckel richtig hochklappen. Die Kotze landet vor allem auf dem Deckel und auf dem Boden.
    Sanna kommt hinterher. Sie steht in ihrem genoppten grünen Plüschmorgenrock in der Tür und mustert Rebecka aus besorgten Augen. Rebecka wischt sich mit dem Handrücken einen Faden Schleim und Kotze aus dem Mundwinkel. Als sie Sanna ihr Gesicht zudreht, sieht sie, dass Sanna begriffen hat.
    » Wer? « , fragte Sanna. » Ist es Viktor? «
     
    » Er hat das Recht, es zu erfahren « , sagt Sanna.
    Sie sitzen wieder am Küchentisch. Den Kaffee haben sie ins Spülbecken gegossen.
    » Wieso das? « , fragt Rebecka mit harter Stimme.
    Sie fühlt sich wie in dickes Glas eingekapselt. Das ist jetzt schon eine ganze Weile so. Morgens erwacht ihr Körper sehr viel früher als sie. Ihr Mund öffnet sich für die Zahnbürste. Ihre Hände machen das Bett. Ihre Beine gehen zur Hjalmar-Lundbohms-Schule. Ab und zu bleibt sie mitten auf der Straße stehen und überlegt, ob vielleicht Samstag ist. Ob sie überhaupt in die Schule muss. Aber es ist seltsam. Die Beine haben immer Recht. Sie gelangt am richtigen Tag und zur richtigen Uhrzeit in den richtigen Raum. Ihr Körper kommt ohne sie zurecht. Um die Kirche macht sie einen Bogen. Schützt Krankheit vor und fährt zu ihrer Großmutter nach Kurravaara. Und Thomas Söderberg hat nicht nach ihr gefragt oder sie angerufen.
    » Weil es sein Kind ist « , sagt Sanna. » Er wird es ja doch begreifen. Ich meine, in ein paar Monaten wird es schließlich zu sehen sein. «
    » Nein « , sagt Rebecka tonlos. » Das wird es nicht. «
    Sie sieht, wie die Bedeutung dieses Satzes in Sannas Bewusstsein einsickert.
    » Nein, Rebecka « , sagt Sanna und schüttelt den Kopf.
    Ihr treten Tränen in die Augen, und sie greift nach Rebeckas Hand, doch Rebecka steht auf und greift nach ihren Schuhen und der Daunenjacke.
    » Ich liebe dich, Rebecka « , sagt Sanna in flehendem Tonfall. » Begreifst du nicht, dass es ein Geschenk ist? Ich helfe dir doch bei … «
    Sie verstummt unter Rebeckas verächtlichem Blick.
    » Ich weiß « , sagt sie leise. » Du glaubst ja, dass ich mich nicht einmal um mich selbst und um Sara kümmern kann. «
    Rebecka verlässt die Wohnung. Ihre Schläfen pochen vor Wut. Ihre Hände ballen sich in ihren Handschuhen zu Fäusten. Sie hat das Gefühl, dass sie jemanden umbringen könnte. Egal, wen.
    Als Rebecka gegangen ist, greift Sanna zum Telefon und wählt eine Nummer. Maja meldet sich, Thomas Söderbergs Frau.
     

 
    PATRICK MATTSSON wurde morgens um Viertel nach elf davon geweckt, dass in seiner Wohnungstür ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Danach hörte er die Stimme seiner Mutter. Spröde wie Eis im Herbst. Von Unruhe erfüllt. Sie rief seinen Namen, und er hörte, wie sie durch die Diele und vorbei an der Toilette ging, wo er lag. Sie blieb an der Wohnzimmertür stehen und rief noch einmal. Nach einer Weile klopfte sie an die Toilettentür.
    »Hallo! Patrick!«
    Er bewegte sich ein wenig, und die Bodenfliesen kühlten sein Gesicht ab. Offenbar war er am Ende doch eingeschlafen. Auf dem Badezimmerboden. Zusammengekrümmt wie

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