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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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feuerroter tropfender Wasserhahn.
    »Guten Morgen«, sagte sie und starrte die beiden lachenden Frauen auf der Pritsche wütend an. »Stellt jetzt keine Fragen.«
    Der Wärter verschwand, Rebecka blieb in der Tür stehen.
    »Haltet ihr hier eine Morgenandacht?«, fragte sie.
    »Wir haben uns über ausgestochene Augen in der Bibel unterhalten«, sagte Sanna.
    »Aug’ um Auge, Zahn um Zahn zum Beispiel«, fügte Anna-Maria hinzu.
    »Mmm«, sagte Rebecka. »Und dann gibt es doch in einem der Evangelien die Stelle: Wenn dein Auge dir zum Ärgernis wird, dann reiß es aus, und so weiter, wo steht das noch?«
    Sanna blätterte in der Bibel.
    »Es steht bei Markus«, sagte sie. »Hier, Markus 9:43, und weiter. Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer. Und wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden. Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.«
    »Meine Güte«, sagte Anna-Maria entsetzt.
    »Wie seid ihr denn auf dieses Thema gekommen?«, fragte Rebecka und streifte ihren Mantel ab.
    Sanna legte die Bibel weg.
    »Anna-Maria hat gesagt, dass ihr der Mord an Viktor wie ein Ritualmord vorkommt«, antwortete sie.
    Gespannte Stille füllte den kleinen Raum. Rebecka musterte Anna-Maria mit verärgerter Miene.
    »Ich will nicht, dass du mit Sanna in meiner Abwesenheit über den Mord sprichst«, sagte sie wütend.
    Anna-Maria beugte sich mühsam vor und nahm den Ordner vom Boden auf. Sie erhob sich und schaute Rebecka mit festem Blick ins Gesicht.
    »Das hatte ich wirklich nicht vor«, sagte sie. »Es hat sich eben einfach so ergeben. Ich bringe euch ins Sprechzimmer. Rebecka, du kannst dem Wärter sagen, dass er Sanna zum Duschen begleitet, wenn ihr fertig seid, und wir sehen uns dann in vierzig Minuten im Verhörraum.«
    Sie hielt Rebecka den Ordner hin.
    »Hier« sagte sie mit versöhnlichem Lächeln. »Die Kopien aus Viktors Bibel, um die du gebeten hattest. Ich hoffe wirklich auf gute Zusammenarbeit zwischen uns.«
    Eins zu null für dich, dachte Rebecka, als Anna-Maria vor ihnen her zum Sprechzimmer ging.
    Als sie allein waren, ließ Rebecka sich auf einen Stuhl sinken und musterte Sanna, die vor dem Fenster stand und ins Schneegestöber hinausschaute, mit verbissener Miene.
    »Wer kann die Mordwaffe in deine Wohnung gelegt haben?«, fragte Rebecka.
    »Mir fällt da wirklich niemand ein«, sagte Sanna. »Und ich weiß heute nicht mehr als gestern. Ich habe doch geschlafen. Und dann stand Viktor an meinem Bett. Ich habe Lova in den Pulk-Schlitten gelegt und Sara an die Hand genommen, und wir sind zur Kirche gegangen. Da lag er.«
    Sie verstummte. Rebecka schlug den Ordner auf, den Anna-Maria ihr gegeben hatte. Das erste Blatt zeigte die Rückseite einer kopierten Postkarte. Eine Briefmarke war nicht vorhanden. Rebecka starrte die Handschrift an. Ein kalter Schauer jagte durch ihren Leib. Es war dieselbe Schrift, in der die Mitteilung an ihrem Auto verfasst war. Als habe der Schreiber Handschuhe getragen oder die falsche Hand benutzt. Sie las:
    »Was wir getan haben, war in Gottes Augen nicht falsch. Ich liebe dich.«
    »Was ist los?«, fragte Sanna erschrocken, als sie sah, wie die Farbe aus Rebeckas Gesicht wich.
    Ich kann ihr nichts über den Zettel an meinem Auto sagen, dachte Rebecka. Sie würde vor Angst außer sich geraten. Schreckliche Angst haben, ihren Kindern könnte etwas passieren.
    »Nichts«, antwortete sie. »Aber hör dir das an.«
    Sie las den Text der Postkarte laut vor.
    »Wer hat ihn geliebt, Sanna?«, fragte sie.
    Sanna schlug die Augen nieder.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Jede Menge Menschen.«
    »Du weißt wirklich nichts«, sagte Rebecka gereizt.
    Sie fühlte sich verwirrt. Etwas hier stimmte nicht, aber sie begriff nicht, was.
    »Warst du mit Viktor zerstritten, als er gestorben ist?«, fragte sie. »Warum durften er und deine Eltern die Kinder nicht mehr abholen?«
    »Das habe ich doch schon erklärt«, sagte Sanna ungeduldig.
    »Viktor hätte sie einfach bei Mama und Papa abgegeben.«
    Rebecka schwieg und schaute

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