Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm
für die Gemeinde natürlich spitze ist, da sie vermutlich jede Menge Kohle einsackt. Allein schon der Verkauf von Büchern und Videos muss doch ein Vermögen einbringen. Es gibt keine Übersetzungskosten, denn das tun die Leute für Gottes Lohn. Keine Tantiemen für die Autoren, jedenfalls nicht für Viktor, und deshalb muss der ganze Ertrag an die Gemeinde gefallen sein.«
Rebecka legte eine kurze Pause ein. Maja starrte sie unverwandt an. Ihr Gesicht war zu einer Maske erstarrt. Magdalena schaute aus dem Fenster. Auf einem Baum unmittelbar davor pickte eine Blaumeise hungrig an einem Stück Speckschwarte. Rebecka sprach weiter:
»Das Problem ist nur, wenn die Gemeinde von den Steuern befreit ist, dann kann sie auch ihre Unkosten nicht absetzen. Und sie bekommt auch die eingenommene Mehrwertsteuer nicht zurück. Was also tun? Na, ein guter Trick ist es, eine Firma zu gründen und die Kosten und Ausgaben, die Mehrwertsteuerrückzahlungen erbringen können, dorthin zu verlagern. Wenn die Gemeinde also beschließt, dass es sich lohnt, Bücher und Schriften und Videos selber herzustellen, dann gründet man offiziell eine Firma. Die Pastorengattinnen werden als Besitzerinnen ausgegeben. Die Firma kauft alle Geräte ein, die für die Produktion vonnöten sind. Und das kostet viel Geld. Zwanzig Prozent dieser Kosten werden vom Staat zurückerstattet. Das ist ganz schön viel Kohle in der Tasche der Pastorenfamilien. Die Firma verkauft Dienstleistungen, unter anderem die Buchproduktion, billig an die Gemeinde und macht Verluste. Das ist gut so, denn dann fällt kein steuerpflichtiger Gewinn an. Und noch etwas anderes ist gut. Ihr Teilhaberinnen könnt jede bis zu hunderttausend Kronen an Verlust gegen eure Einkommen der ersten fünf Jahre verrechnen. Ich habe gesehen, dass du, Maja, in diesem und im vergangenen Jahr überhaupt keine Steuern gezahlt hast. Vesa Larssons Frau und Gunnar Isakssons Frau hatten nur winzige steuerpflichtige Einkommen zu melden. Ich glaube, ihr habt die Verluste der Firma genutzt, um eure Gehälter wegzuzaubern und sie nicht versteuern zu müssen.«
»Sicher«, sagte Maja gereizt. »Und das ist absolut legal, ich weiß nicht, worauf du hinauswillst, Rebecka. Du müsstest doch wissen, dass Steuerabwehr …«
»Lass mich erst ausreden«, fiel Rebecka ihr ins Wort. »Ich glaube, dass die Firma der Gemeinde ihre Dienste unter Preis verkauft und damit bewusst Verluste erwirtschaftet hat. Ich wüsste auch gern, woher das Geld für die Investitionen in der Firma stammt. So viel ich weiß, ist keine der Teilhaberinnen vermögend. Vielleicht habt ihr ein gewaltiges Darlehen aufgenommen, aber das glaube ich nicht. Ich habe nämlich keinerlei Defizit in eurem Kapital feststellen können. Ich glaube, dass das Geld für den Aufbau der Druckerei und andere Dinge von der Gemeinde stammt, was in den Büchern aber nicht auftaucht. Und dann geht es hier nicht mehr um Steuerabwehr. Dann können wir anfangen, von Steuerhinterziehung zu reden. Wenn die Steuerbehörden und die Wirtschaftspolizei sich mit der Sache befassen, wird Folgendes passieren: Wenn ihr Teilhaberinnen nicht belegen könnt, woher das Geld für die Investitionen stammt, dann werdet ihr dieses Geld versteuern müssen. Die Gemeinde hat einen Vorschuss gezahlt, der als Einnahme hätte verbucht werden müssen.«
Rebecka beugte sich vor und starrte Maja Söderberg an.
»Verstehst du, Maja?«, sagte sie. »Ungefähr die Hälfte der Summe, die ihr von der Gemeinde bekommen habt, muss dann als Steuer abgeführt werden. Du wirst einen Offenbarungseid ablegen müssen und bis ans Ende deines Lebens den Gerichtsvollzieher am Hals haben. Außerdem landest du für eine ganze Weile im Gefängnis. Die Gesellschaft hat Wirtschaftsverbrechen gar nicht gern. Und wenn die Pastoren hinter der Sache stecken, was ich annehme, so hat Thomas sich des Betrugs und der Veruntreuung von ihm anvertrauten Geldern und Gott weiß was sonst noch alles schuldig gemacht. Er hat das Geld der Gemeinde veruntreut und auf die Firma seiner Frau überschrieben. Und wenn er dann ebenfalls ins Gefängnis muss, wer soll sich dann um die Kinder kümmern? Sie können euch im Gefängnis besuchen. In einem tristen Besuchszimmer, jedes Wochenende ein paar Stunden. Und wenn ihr rauskommt, wo werdet ihr Arbeit finden?«
Maja starrte Rebecka an.
»Was willst du von mir? Du kommst einfach her, in meine Wohnung, mit deinen Mutmaßungen und Drohungen. Drohst mir. Drohst unserer ganzen Familie.
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