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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Kachelofen, auf einem mit Lammfell bezogenen Hocker. Auf einer Kachel des Ofens stand in verschlungenen birkenlaubgrünen Buchstaben: »Der Herr ist mein Hirte«. Das war schön. Vermutlich hatte Vesa es selbst geschrieben. Er war nicht angezogen, sondern trug unter einem dicken Bademantel aus Frottee einen gestreiften Schlafanzug. Seine Augen schauten Rebecka müde aus zwei grauen Löchern über seinen Bartstoppeln an.
    Dem geht’s zwar schlecht, dachte Rebecka, aber eine Grippe ist das nicht.
    »Du bist also gekommen, um mir zu drohen«, sagte er. »Fahr nach Hause, Rebecka. Lass die Sache ruhen.«
    Sieh an, dachte Rebecka. Die hatten es aber eilig mit Anrufen und Warnungen.
    »Schickes Atelier«, sagte sie an Stelle einer Antwort.
    »Mmm«, sagte er. »Den Architekten hätte fast der Schlag getroffen, als ich auf Holzboden bestanden habe. Er sagte, Farbe und Tinte und alles Mögliche würden den Boden in null Komma nichts ruinieren. Aber das wollte ich ja gerade so. Der Boden sollte durch die vielen Schöpfungsprozesse patiniert werden.«
    Rebecka schaute sich um. Es war ein großes Atelier. Trotz des Schneegestöbers strömte Tageslicht durch die großen Fenster. Überall herrschte peinliche Ordnung. Auf einer Staffelei vor dem Aussichtsfenster stand ein mit einem Leinentuch verhangenes Bild. Der Boden wies, so viel sie sehen konnte, nicht den kleinsten Farbspritzer auf. In der Zeit, als er im Keller der Pfingstkirche gearbeitet hatte, war das anders gewesen. Damals war der ganze Boden mit graphischen Blättern bedeckt, und man wagte kaum, sich zu rühren, aus Angst, eins der vielen Gläser mit Pinseln und Terpentin umzustoßen. Der Terpentingeruch verursachte nach einiger Zeit immer leichte Kopfschmerzen. Hier roch es nur ein wenig nach dem Rauch des Kachelofens. Vesa Larsson sah ihren forschenden Blick und lachte verlegen.
    »Ich weiß«, sagte er. »Wenn man endlich das Atelier hat, von dem alle träumen, dann …«
    Er beendete diesen Satz mit einem Schulterzucken.
    »Mein Vater hat ja in Öl gemalt, weißt du«, sagte er dann.
    »Das Nordlicht und die Landschaft bei Lapporten und das Ferienhaus in Merasjärvi. Er bekam das nie über. Wollte keinen normalen Job annehmen, sondern saß mit seinen Kumpels zusammen und pichelte. Und dann streichelte er meinen Kopf und sagte: Der Junge glaubt ja, er könnte später mal Lastwagenfahrer werden und alles Mögliche, aber ich habe ihm gesagt, der Kunst, der kann man nicht entrinnen. Aber ich weiß nicht, jetzt kommt es mir nur noch jämmerlich vor, wenn ich mit meinen Malerträumen hier sitze. Das Entrinnen war gar nicht so schwer.«
    Sie blickten einander schweigend an. Ohne es zu wissen, dachten beide über die Haare ihres Gegenübers nach. Dass die früher schöner gewesen waren. Als sie freier und wilder wachsen durften. Als ihnen anzusehen gewesen war, dass sie von Freundinnen geschnitten wurden.
    »Schöne Aussicht«, sagte Rebecka und fügte hinzu: »Naja, im Moment vielleicht nicht.«
    Draußen war nur der Vorhang aus fallendem Schnee zu sehen.
    »Warum nicht?«, fragte Vesa Larsson. »Das hier ist vielleicht die beste Aussicht. Schnee und Winter finde ich schön. Alles wird einfacher. Man muss weniger in sich aufnehmen. Weniger Farben. Weniger Gerüche. Kürzere Tage. Der Kopf darf sich ausruhen.«
    »Was war mit Viktor?«, fragte Rebecka.
    Vesa Larsson schüttelte den Kopf.
    »Was hat Sanna dir erzählt?«, fragte er.
    »Nichts«, antwortete Rebecka.
    »Wieso denn nichts?«, fragte Vesa Larsson misstrauisch.
    »Niemand sagt mir auch nur ein Wort«, sagte Rebecka wütend. »Aber ich glaube nicht, dass sie es war. Sie mag zwar manchmal auf dem Mars leben, aber sie kann es nicht gewesen sein.«
    Vesa Larsson schaute schweigend ins Schneegestöber hinaus.
    »Warum hat Patrick Mattsson gesagt, ich solle dich nach Viktors sexueller Veranlagung fragen?«, fragte Rebecka.
    Als Vesa Larsson keine Antwort gab, fügte sie hinzu:
    »Hattest du ein Verhältnis mit ihm? Hast du ihm eine Karte geschrieben?«
    Vesa Larsson antwortete, ohne ihren Blick zu erwidern.
    »Ich habe nicht vor, dazu auch nur ein Wort zu sagen.«
    »Dann nicht«, sagte sie hart. »Bald glaube ich noch, dass ihr Pastoren ihn umgebracht habt. Weil er eure finanziellen Tricksereien an die Öffentlichkeit bringen wollte. Oder weil er vielleicht gedroht hat, deiner Frau über euch beide Bescheid zu sagen.«
    Vesa Larsson schlug die Hände vors Gesicht.
    »Ich war es nicht«, murmelte er. »Ich habe ihn

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