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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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gewaltige Kraft Gottes in sich aufzunehmen. Als er zuletzt das Abendmahl empfangen hat, konnte er es kaum ertragen. Die Menschen um ihn herum gackerten und tanzten wie Hühner. Während er nur noch mehr ein Teil von Gott wurde. Die Wörter kamen mit Donnerhall auf ihn zu: Das ist mein LEIB. Das ist mein BLUT. Er war mit rauschenden Ohren an seinen Platz zurückgetaumelt. Hatte den Chor nicht gehört. Seine Hände wurden von solcher Kraft erfüllt, dass sie anschwollen. Die Haut um seine Finger spannte sich wie Ballons. Die Haut wurde blank und glatt. Er hatte Angst, sie würde platzen wie die von Würsten in einem Kessel.
    Am nächsten Tag kaufte er sich die größten Handschuhe, die er kriegen konnte. Die wird er ab und zu im Haus tragen müssen. Bis die Zeit gekommen ist, in der die Menschen sehen werden.
    Als er die Handschuhe bezahlte, überkam ihn plötzlich ein tiefes Unbehagen. Die Frau hinter dem Tresen lächelte ihn an. Er besaß schon seit langem die Fähigkeit, Geister zu erkennen, und als er das Wechselgeld entgegennahm, wurde sie vor seinem Blick verwandelt. Ihre Zähne färbten sich gelb, ihre Augen quollen hervor und wurden trübe wie Milchglas. Die roten Nägel an den Fingern, die ihm die Münzen reichten, wuchsen zu langen Krallen.
    Er wartete mehrere Stunden hinter dem Laden. Aber dann kam die Mitteilung, er brauche sie nicht zu töten, sondern solle seine Kräfte für wichtigere Aufgaben schonen.
    Jetzt begibt Curt sich ins Badezimmer. Im Kerzenlicht schlängelt der Dampf sich aus der Badewanne und legt sich als tropfende Feuchtigkeit auf die weißen Fliesen. Die Luft ist gesättigt vom Kupfergeruch des Blutes und dem herben Duft zähflüssigen Öls.
    Auf dem Trockengestell aus weißem Kunststoff über der Wanne hängt Tjapps lebloser Rumpf. Die Hinterpfoten sind an Schnüren angebunden. Ihr Blut tropft langsam hinunter ins Wasser. Auf dem Boden neben der Badewanne liegt ihr Kopf. Ihre Schnauze ist noch immer mit Klebeband umwickelt.
    Als er sich in das rote Wasser sinken lässt, spürt er sofort, wie sein Körper von den Eigenschaften des Hundes durchströmt wird. Seine Beine werden rasch und lebhaft. Sie zucken unruhig, als er dort liegt. Er könnte aus der Wanne steigen und einen neuen Weltrekord im Hundertmeterlauf aufstellen.
    Und er spürt Sanna. Spürt ihre Lippen am Ohr der Hündin. Und jetzt berühren diese Lippen sein Ohr. Sie flüstert: »Ich liebe dich.«
    Früher schon hat er sich ihr Kaninchen, ihre Katze und sogar zwei Wüstenratten geholt. Und die ganze Zeit ist Sannas Liebe zu ihm gewachsen.
    Er trinkt in großen Schlucken das rote Badewasser. Seine Hände zittern. Er verliert total die Kontrolle über sie, wenn Gott ihn erfasst.
    Dann nimmt Gott seine Hand und hebt sie nach oben. Tunkt die Finger in das Blut wie in Tinte und schreibt in unbeholfenen Buchstaben an die Fliesen. Die Buchstaben bilden einen Namen. Darunter steht:
    »DIE HURE MUSS STERBEN!«

Und es ward Abend, und es ward Morgen, das war der fünfte Tag.
    MAJA SÖDERBERG sitzt mitten in der Nacht am Küchentisch. Naja, sitzen ist vielleicht zu viel gesagt. Ihr Hinterteil befindet sich zwar auf dem Stuhl, aber ihr Oberkörper liegt über dem Tisch, und die Beine hängen nach unten. Sie stützt ihr Kinn in eine Hand und starrt das Muster der Tapete an, das wächst und schrumpft, verblasst und wieder auftaucht. Vor ihr steht eine Flasche Wodka. Es war nicht leicht für eine ungeübte Trinkerin wie sie, so viel in sich hineinzuschütten. Aber es ging. Zuerst weinte und schniefte sie. Aber jetzt, jetzt ist es besser. Jetzt scheint irgendeine gütige Seele ihr eine Betäubungsspritze mitten ins Gehirn gesetzt zu haben.
    Dann hört sie im Treppenhaus Thomas’ Schritte. Die Abendandachten während der Wunderkonferenz erfordern ihre Zeit. Zuerst kommen eben die Andachten. Dann sitzen die Leute im Café und reden miteinander. Und immer gibt es ganz besonders glühende Seelen, die noch länger bleiben und bis zum frühen Morgen beten. Und dann muss Thomas dabei sein. Das versteht sie. Sie versteht alles.
    Sie hört, wie er vorsichtig die Füße auf die Treppenstufen setzt, um sie nicht mitten in der Nacht zu stören. Er ist so verdammt umsichtig. Solange die Nachbarn etwas merken könnten.
    Seine Schritte erwecken ihren Zorn.
    Pscht, macht sie. Aber der Zorn schläft nicht wieder ein. Er ist erwacht und rasselt an seinen Ketten. Lass mich los, gurgelt er mit dumpfer Stimme. Lass mich los, dann mach ich ihn fertig.
    Und dann

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