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Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Titel: Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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forschend, fragend, seltsam.
    »Ein Porträt von dir und deiner Mutter«, sagt sie.
    Ester bringt keine Antwort heraus. Sie hütet sich davor, das Bild anzusehen.
    »Schön«, sagt der Mann von der Baufirma begeistert. »Ein wenig zu groß, vielleicht.«
    »Ich lass es rausschaffen«, sagt Gunilla Petrini mit der Stimme einer Weltenbeherrscherin. »Ich lass es in einem Stück herausschaffen. Wenn nötig, müsst ihr Wände einreißen.«
    Wo soll ich nur hin, überlegt Ester.
    Die Erkenntnis, dass sie nie wieder malen wird, landet in ihr wie ein Anker.
    Nicht malen. Nicht zurück in die Schule.

ANNA-MARIA MELLA und Sven-Erik saßen im Vanadis Hotel und redeten. Das Zimmer war ganz normal eingerichtet, mit Teppichboden und geblümter synthetischer Überdecke.
    »Morgen nehmen wir uns Inna Wattrangs Eltern vor«, sagte Anna-Maria. »Und machen noch einen Versuch mit Diddi Wattrang. Man muss sich doch fragen, was in diesem Haus in Abisko passiert ist. In diesem Fall gibt es so viele seltsame Dinge. Wieso zum Beispiel trug sie unter dem Trainingsanzug diese elegante Unterwäsche?«
     
    Inna Wattrang wühlt in ihrem Koffer. Es ist der 14. März. Sie hat am Vorabend mit Mauri telefoniert, aber im Moment bringt sie es nicht über sich, daran zu denken.
    In zwei Stunden und fünf Minuten wird sie tot ein.
    Es gibt andere Jobs, denkt sie.
    Und sie denkt an Diddi. Sie muss ihn erreichen. Sie wird mit Ulrika sprechen.
    Ich werde jetzt nicht mehr die Augen verschließen, denkt sie.
    Sie wird einen alkoholfreien Monat einlegen, nächste Woche wird sie damit anfangen, und sie wird auch trainieren. Sie hat Trainingskleidung eingepackt, doch als sie ihr Gepäck durchsieht, geht ihr auf, dass sie die Sportunterwäsche vergessen hat. Das spielt keine Rolle. Sie wird eben in ihrer normalen Wäsche laufen und sie danach durchspülen.
    Her mit den Turnschuhen.
    Sie läuft an der Schneemobilspur draußen in Torneträsk entlang. Die Leute liegen vor ihren Archen und angeln. Oder sitzen auf Rentierfellen auf den Schneemobilschlitten und heben die Gesichter in die Sonne. Die Sonne sticht, und Inna schwitzt. Aber sie fühlt sich stark. Die Enttäuschung über Mauri strömt aus ihr heraus.
    Es ist schön, denkt sie. Es gibt auch außerhalb von Kallis Mining ein Leben.
    Die Berge auf dem anderen Seeufer leuchten rosa in der Nachmittagssonne. Blaue Schatten liegen über Klüften und Steilhängen. Der eine oder andere Wolkenfetzen ist an den Gipfeln hängen geblieben, sie sehen aus wie kleine Wollmützen.
    Es wird schon alles in Ordnung kommen, denkt sie.
    Als sie zurückkehrt, geht die Sonne unter. Die Sonne scheint ein Loch zu haben, und ihre leuchtende Füllung läuft über den Himmel auf den Horizont zu. Inna ist so in den Anblick der Sonne vertieft, dass sie den Mann vor der Hütte erst sieht, als sie den Hofplatz betritt.
    Plötzlich ist er da. Er trägt einen hellen, dünnen Mantel.
    »Excuse me«, sagt er und erklärt, dass sein Wagen oben auf der Straße liegen geblieben ist und dass sein Mobiltelefon kein Netz hat.
    Ob er von ihrem Haus aus telefonieren darf?
    Sie weiß, dass er lügt. Sie begreift es sofort. Sie erkennt, dass er gefährlich ist.
    Es liegt an dieser tiefen Sonnenbräune und dem zu dünnen Mantel. An der Grimasse, die unter den leblosen Augen ein Lächeln darstellen soll. Und daran, wie er beim Reden immer näher kommt.
    Sie kann nichts mehr tun. Er sieht den Schlüssel in ihrer Hand. Er hat sie schon erreicht. Er hat nicht einmal seinen Satz beendet. Es geht so schnell.
    Der Mann heißt Morgan Douglas. Im Pass in seiner Tasche steht John McNamara.
    Morgan Douglas wurde in der Nacht zum 14. März von seinem Mobiltelefon geweckt. Der Klingelton, das Klicken des Lichtschalters an der Nachttischlampe, das vertraute Rascheln auf dem Boden, als die Kakerlaken vor dem Licht fliehen, das Mädchen neben ihm, das etwas Unverständliches murmelt, den Arm über die Augen legt und weiterschläft, und dann im Telefon eine Stimme, die er kennt.
    Die Frau begrüßt ihn sehr höflich und entschuldigt sich für die späte Störung. Und dann kommt sie zur Sache.
    »Es geht um einen Job, der sofort erledigt werden muss. In Nord-Schweden.«
    Er freut sich so verdammt darüber, ihre Stimme zu hören, gibt sich alle Mühe, beim Antworten langsam zu sprechen, will nicht verzweifelt klingen. Aber er steckt schon seit einer Weile in Geldschwierigkeiten, hat wenig zu tun, hat Schulden eingetrieben und so. Solche Jobs kann jeder Kanake erledigen,

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