Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
Douglas im Flugzeug nach Amsterdam. Rascher Rausch. Kein Wahn. Ruhiges Glück, ganz einfach. Er fühlt sich wahnsinnig gut.
In Amsterdam kauft er zwei Flaschen Smirnoff und trinkt die eine auf dem Flug nach Stockholm. Als alle anderen aufstehen, steht auch er auf.
Dann ist er an einem anderen Ort. Viele laufen an ihm vorbei, hin und her. Jemand nimmt seinen Arm.
»Mr John McNamara? Mr John McNamara?«
Es ist eine Flugbegleiterin.
»Boarding time, sir. The plane to Kiruna is ready for takeoff.«
Anderthalb Stunden später steht er auf einer Toilette und spritzt sich kaltes Wasser in den Nacken. Jetzt muss er sich zusammenreißen. Er fühlt sich einfach verdammt elend. Doch, er steht im Flughafen von Kiruna. Er mietet einen Wagen und sagt sich immer wieder »die E 10 nach Norden.« Er wird die Sache ganz schnell erledigen. Aber er könnte etwas brauchen, um in Form zu kommen, um wieder nach unten zu kommen.
Morgan Douglas sieht Inna Wattrang an. Er friert. Er wartet seit einer Ewigkeit. Fing schon an, nervös zu werden. Dachte bei sich, der Wagen könne nicht anspringen, wenn er zurückfahren wollte. Aber jetzt ist sie da. Sieht aus wie auf dem Bild. Etwas über eins siebzig, zwischen sechzig und siebzig Kilo. Das wird kein Problem. Sie hält den Hausschlüssel in der Hand.
Er redet drauflos und gestikuliert, um ihre Aufmerksamkeit von der Tatsache abzulenken, dass die Schritte, die er in ihre Richtung macht, schnell und lang sind.
Und dann steht er bei ihr. Er tritt hinter sie, während er zugleich den linken Arm um ihren Hals presst. Er hebt sie rückwärts, gerade so viel, dass der Schmerz sie auf die Zehenspitzen treibt. Sie hat das Gefühl, dass ihr Nacken bricht, wenn sie den Kontakt zum Boden verliert, deshalb trippelt sie hinter ihm her und hängt dabei halb über seiner Hüfte.
Er geht jetzt auf die Tür zu. Sie registriert, dass sie nicht einmal seinen Füßen im Weg ist. Mit seiner freien Hand schließt er die Tür auf. Sie hat nicht bemerkt, dass er ihr den Schlüssel weggenommen hat.
Sie denkt, dass sie ihn ebenso wenig behindert, wie eine ältere Dame sich von ihrer Handtasche behindert fühlt. Das hier ist kein Verrückter, begreift sie. Das ist kein Vergewaltiger.
Ein Profi, denkt sie.
Er sieht sich im Gang um, und als er mit ihr auf die Küche zugeht, rutscht er ein wenig aus. Der Schnee unter seinen Schuhen hat eine Eissohle gebildet. Aber er findet das Gleichgewicht wieder und drückt sie auf einen Stuhl. Er steht hinter ihr, der Druck auf ihren Hals wird fester, und sie hört, wie Klebeband von der Rolle gerissen wird.
Es geht ungeheuer schnell. Er klebt ihre Handgelenke an die Armlehnen und die Füße an die Stuhlbeine. Er reißt oder schneidet nichts mehr ab, er lässt das Band von einer Hand zur anderen überwechseln, zu den Füßen als langes Stück Papier, lässt die Rolle auf den Boden fallen, als er fertig ist.
Dann tritt er vor sie.
»Please«, sagt sie. »Do you want money? I have …«
Weiter kommt sie nicht. Er schlägt sie auf die Nase. Es ist, als hätte er einen Hahn aufgedreht. Das Blut strömt heiß über Gesicht und Hals. Sie schluckt und schluckt.
»Wenn ich frage, antwortest du. Ansonsten hältst du die Klappe. Kapiert? Und wenn du das nicht schaffst, kleb ich dir den Mund zu. Dann kannst du versuchen, durch deine blutige Nase zu atmen.«
Sie nickt und schluckt wieder. Ihr Herz hämmert zwischen ihren Ohren.
Morgan Douglas schaut sich um. Er hätte sie sofort umgebracht, wenn es nicht zu seiner Aufgabe gehörte herauszufinden, ob sie jemandem erzählt hat, von … wie hieß der noch gleich, es war ein deutscher Name, glaubt er. Der steht in seinen Unterlagen.
Er muss ihr solche Angst machen, dass sie redet. Es ist leichter, Frauen Angst zu machen, wenn man ihnen Bilder von ihren Kindern zeigen kann, aber im Umschlag gab es keine Bilder. Er wird es aber trotzdem schaffen. Das hier geht sicher schnell.
Er durchwühlt die Küchenschubladen nach einem Messer, findet aber keins. Er geht hinaus auf den Gang. Auf der Kommode dort steht eine Lampe. Er zieht den Stecker aus der Dose und reißt die Leitung ab. Er schaut in seinen Umschlag, nach wem er sich erkundigen soll. »Gerhart Sneyers« steht da. Und »Uganda«.
Er schleift den Stuhl mit der Frau zu einer Steckdose.
Sie starrt ihn aus weit aufgerissenen Augen an, während er mit den Zähnen die Leitung teilt, die Plastikschicht abzieht, die beiden Kupferdrähte trennt und den einen um ihren
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