Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
gefunden«, sagte Sven-Erik.
Krister Eriksson stand mit Tintin in der Küche. Der Hund zog an der Leine, bellte und kratzte wie wahnsinnig auf dem Boden herum.
»Sie macht eine Markierung«, sagte Krister und zeigte auf einen Punkt zwischen Spülstein und Herd. »Ich kann nichts sehen, aber sie scheint total überzeugt zu sein.«
Anna-Maria sah zu Tintin hinüber, die jetzt frustriert heulte, weil sie von der Fundstelle zurückgehalten wurde.
Ein türkisfarbener Linoleumbelag mit orientalischem Muster bedeckte den Boden. Anna-Maria ging hin und sah ihn sich genauer an. Sven-Erik Stålnacke und Fred Olsson liefen hinterher.
»Ich kann auch nichts sehen«, sagte Anna-Maria.
»Nein«, stimmte Fred Olsson zu und schüttelte den Kopf.
»Kann es etwas unter dem Linoleum sein?«, fragte Anna-Maria.
»Irgendetwas ist da jedenfalls«, sagte Krister Eriksson, der vollauf damit beschäftigt war, Tintin in Schach zu halten.
»Na gut«, sagte Anna-Maria und schaute auf die Uhr. »Wir können in der Touristenstation zu Mittag essen, während wir auf die Techniker warten.«
Um halb drei Uhr nachmittags hatten die Kollegen von der Technik den Linoleumbelag vom Küchenboden entfernt. Als Anna-Maria Mella, Sven-Erik Stålnacke und Fred Olsson zum Haus zurückkamen, lag er im Gang, aufgewickelt und in Papier gehüllt.
»Seht mal«, sagte ein Techniker und zeigte auf eine überaus kleine Kerbe im Holzboden unter dem Linoleum.
In der winzigen Kerbe klebte etwas Braunes, das aussah wie getrocknetes Blut.
»Dieser Hund muss ja eine Supernase haben.«
»Ja«, sagte Anna-Maria. »Sie ist tüchtig.«
»Das muss Blut sein, wenn wir die Reaktion des Hundes bedenken«, sagte der Techniker. »Linoleum ist doch ein phantastisches Material. Meine Mutter hatte einen Boden, der über dreißig Jahre gehalten hat. Linoleum repariert sich selbst.«
»Wie denn das?«
»Also, wenn du es beschädigst, durch eine Kerbe oder so, dann zieht es sich so zusammen, dass nichts mehr zu sehen ist. Offenbar hat sich eine spitze Waffe oder ein Werkzeug durch den Belag gebohrt und im Holzboden darunter eine Kerbe hinterlassen. Und da ist dann Blut reingelaufen. Danach hat das Material sich zusammengezogen, und wenn der Boden dann geputzt wird, ist keine Spur mehr zu sehen. Wir schicken das Blut aus der Kerbe, wenn es denn Blut ist, zur Analyse, dann werden wir ja sehen, ob es von Inna Wattrang stammt.«
»Ich wette hundert Eier, dass es das tut«, sagte Anna-Maria.
»Sie ist hier gestorben.«
Es war acht Uhr am Sonntagabend, als Anna-Maria ihre Jacke anzog, Robert anrief und sagte, sie werde jetzt Feierabend machen. Er klang nicht sauer oder müde, fragte, ob sie gegessen habe, und teilte mit, in der Küche stehe noch Essen, das aufgewärmt werden könne. Gustav schlief, sie waren mit dem Schlitten unterwegs gewesen. Auch Petter war mitgekommen, obwohl er sonst ein Stubenhocker war. Jenny war bei einer Freundin, erzählte er und fügte rasch hinzu, ehe Anna-Maria ›morgen ist ein Schultag‹ denken konnte, sie sei jetzt auf dem Heimweg.
Anna-Maria war fast lächerlich froh. Sie waren draußen gewesen und hatten sich bewegt und jede Menge frische Luft abbekommen. Sie waren fröhlich gewesen. Robert war ein guter Vater. Jetzt spielte es keine Rolle mehr, dass die Kleider der ganzen Familie im Flur auf dem Boden herumlagen und das Abendessen nur zur Hälfte abgeräumt worden war. Sie würde den Rest mit guter Laune erledigen.
»Ist Marcus zu Hause?«, fragte sie.
Marcus war ihr Ältester. Er ging in die letzte Klasse des Gymnasiums.
»Nein, ich glaube, er will bei Hanna übernachten. Wie war es denn bei dir?«
»Gut, sehr gut. Es sind erst vierundzwanzig Stunden vergangen, und schon wissen wir, wer sie ist, Inna Wattrang, ein hohes Tier bei Kallis Mining. Das wird morgen in den Zeitungen stehen. Wir haben den Tatort gefunden, obwohl der Mörder sich alle Mühe gegeben hat, sämtliche Spuren zu tilgen. Auch wenn die zentrale Kriminalpolizei vielleicht den Fall übernimmt, kann uns niemand nachsagen, wir hätten keine gute Arbeit geleistet.«
»Sie wurde erstochen?«
»Ja, aber das ist nicht alles. Der Täter hat sie unter Strom gesetzt. Die Techniker waren heute Abend vor Ort, und sie haben an einem Küchenstuhl Leimspuren gefunden, an Armen und Beinen. Dieselbe Art Leim klebt an ihren Handgelenken und Knöcheln. Jemand hat sie gefesselt und ihr einen Elektroschock verpasst.«
»O verdammt. Aber womit denn?«
»Mit einer ganz normalen
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