Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
Lampenleitung, glaube ich, er hat das eine Ende abgeschält, es zerteilt, es um ihren Knöchel gewickelt und das andere Ende an ihren Hals gehalten.«
»Und danach hat er sie erstochen.«
»Ja.«
»Was steckt dahinter?«
»Keine Ahnung. Es kann sich um einen Verrückten handeln oder um einen Hassausbruch. Kann auch ein Sexspiel sein … eins, das irgendwie ausgeufert ist, aber es scheint kein Sperma in ihr zu geben, an ihr auch nicht. Sie hatte etwas Weißes und Schleimiges im Mund, aber das war nur Erbrochenes.«
Robert stieß ein Geräusch des Unbehagens aus.
»Versprich mir, mich nie zu verlassen«, sagte er. »Stell dir vor, ich ziehe durch die Stadt und suche eine Neue … und wenn wir dann nach Hause kommen, will sie unter Strom gesetzt werde.«
»Da bist du mit mir besser dran, wo ich mich mit der Missionarsstellung begnüge.«
»Guter altmodischer Alltagssex.«
Anna-Maria gurrte.
»Ich mag guten altmodischen Alltagssex«, sagte sie. »Falls alle Kinder schlafen, wenn ich nach Hause komme …«
»Komm mir ja nicht so, du wirst essen und dann auf dem Sofa vor dem Fernseher einschlafen. Wir sollten vielleicht doch ein bisschen an uns arbeiten.«
»Wir könnten uns ein Kamasutra-Buch kaufen.«
Robert lachte am anderen Ende der Leitung. Anna-Maria freute sich. Sie hatte ihn zum Lachen gebracht. Und sie sprachen über Sex.
Das müsste ich häufiger machen, dachte sie. Mit ihm herumjuxen und Unsinn reden …
»Genau«, sagte Robert. »Stellungen wie der Flug des Kranichs über das Himmelsgewölbe oder so, ich mache die Brücke und du darüber einen Spagat.«
»Ja, dann ist das abgemacht. Ich mache mich sofort auf den Weg.«
Anna-Maria Mella hatte kaum aufgelegt, da klingelte das Telefon wieder. Es war Oberstaatsanwalt Alf Björnfot.
»Hallo«, sagte er. »Wollte nur schnell mitteilen, dass Mauri Kallis morgen hochkommt.«
Anna-Maria Mella überlegte eine Weile. Sie hatte damit gerechnet, dass Robert noch einmal anrief, weil ihm plötzlich etwas eingefallen war, das sie auf dem Heimweg einkaufen sollte.
»Mauri Kallis wie in Kallis Mining?«
»Jepp. Seine Sekretärin hat mich eben angerufen. Und ich hatte die Kollegen aus Stockholm an der Strippe. Sie hatten Inna Wattrangs Eltern informiert. Die natürlich geschockt waren. Wussten nicht einmal, dass sie in Abisko war, sagten sie. Aber Inna Wattrang und ihr Bruder Diddi arbeiten beide für Kallis Mining. Und er hat ein großes Gut am Mälar, wo beide Geschwister wohnen. Die Eltern haben den Kollegen gesagt, sie sollten auch den Bruder informieren und Mauri Kallis bitten, hochzufahren und sie zu identifizieren.«
»Morgen!«, stöhnte Anna-Maria. »Ich wollte gerade nach Hause.«
»Fahr nach Hause.«
»Geht nicht. Ich muss doch mit ihm reden. Über Inna Wattrang und ihre Rolle im Konzern und alles. Ich habe keine Ahnung von Kallis Mining. Er wird uns für Idioten halten.«
»Rebecka Martinsson hat morgen einen Gerichtstermin, also sitzt sie sicher da oben. Bitte sie, sich über Kallis Mining zu informieren und dir morgen früh eine Zusammenfassung von einer halben Stunde zu liefern.«
»Das kann ich doch nicht machen. Sie …«
Anna-Maria verstummte für eine halbe Sekunde. Sie hätte fast gesagt, auch Rebecka Martinsson habe ein Leben, aber das stand ja nicht fest. Unter den Kollegen wurde darüber geredet, dass Rebecka Martinsson allein auf dem Land wohnte und zu niemandem Kontakt suchte.
»… sie muss doch schlafen wie alle anderen auch«, sagte sie stattdessen. »Ich kann sie nicht bitten.«
»Na gut.«
Anna-Maria dachte an Robert, der zu Hause wartete.
»Oder vielleicht doch?«
Alf Björnfot lachte.
»Ich habe jedenfalls vor, mich vor den Fernseher zu pflanzen«, sagte er.
»Ja, genau«, sagte Anna-Maria vergrätzt.
Sie beendete ihr Gespräch mit dem Oberstaatsanwalt und sah aus dem Fenster. Doch. Rebeckas Wagen stand noch auf dem Parkplatz.
Drei Minuten darauf klopfte Anna-Maria an Rebecka Martinssons Bürotür.
»Also, ich weiß, dass du viel hier bist«, sagte sie. »Und dass das nicht deine Aufgabe ist. Es ist also total in Ordnung, wenn du Nein sagst …«
Sie sah auf den Papierstapel auf Rebeckas Tisch.
»Vergiss es«, sagte sie dann. »Du hast auch so genug zu tun.«
»Was soll ich vergessen?«, fragte Rebecka. »Wenn es mit Inna Wattrang zu tun hat, dann frag nur. Ich finde …«
Sie unterbrach sich.
»Ich hätte fast gesagt, dass ich Morde immer klasse finde, aber so meine ich das gar nicht.«
»Das macht
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