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Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Titel: Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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ihnen auf. Er hielt eine Handtasche in der Hand. Sie war aus schwarzem Leder und hatte gelbe Griffe.
    »Die lag im Badezimmer«, sagte er. »Prada. Zehn-, fünfzehntausend.«
    »Drinnen?«, fragte Sven-Erik.
    »Nein, das kostet sie.«
    Fred Olsson kippte den Tascheninhalt auf das nicht gemachte Bett. Er öffnete die Brieftasche und hielt Anna-Maria Inna Wattrangs Führerschein hin.
    Anna-Maria Mella nickte. Das war sie. Kein Zweifel möglich.
    Sie sah sich die anderen Dinge an, die aus der Tasche gefallen waren. Tampons, Nagelfeile, Puder, jede Menge Bankquittungen, ein Röhrchen mit Kopfschmerztabletten.
    »Kein Mobiltelefon«, stellte sie fest.
    Fred Olsson und Sven-Erik nickten. Es gab auch sonst nirgendwo eins. Das konnte darauf hinweisen, dass sie den Täter kannte, dass sie seine Nummer in ihrem Mobiltelefon einprogrammiert hatte.
    »Wir nehmen ihre Sachen mit auf die Wache«, sagte Anna-Maria. »Und hier sperren wir alles ab.«
    Ihr Blick fiel wieder auf die Tasche.
    »Die ist feucht«, sagte sie.
    »Wollte ich auch gerade erwähnen«, sagte Fred Olsson. »Die stand im Waschbecken. Wahrscheinlich hat der Hahn ein wenig getropft.«
    Die anderen wechselten einen überraschten Blick.
    »Seltsam«, sagte Anna-Maria.
    Sven-Eriks üppiger Schnurrbart erwachte unter seiner Nase zum Leben, bewegte sich hin und her, von einer Seite zur anderen.
    »Könnt ihr eine Runde ums Haus drehen?«, fragte Anna-Maria. »Dann übernehme ich die hier drinnen.«
    Fred Olsson und Sven-Erik Stålnacke verschwanden. Anna-Maria ging langsam weiter.
    Wenn sie nicht hier gestorben ist, dachte sie, dann war jedenfalls der Täter hier. Wenn er das Telefon mitgenommen hat. Aber natürlich, vielleicht hatte sie es bei sich, als sie losgelaufen ist, wo immer sie hinwollte. Hatte es in der Tasche.
    Sie sah das Waschbecken an, in dem die Tasche gestanden hatte. Was hatte sie dort zu suchen gehabt? Sie öffnete den Badezimmerschrank. Ganz leer. Typisch für ein Ferienhaus, das für Gäste oder Angestellte gedacht ist, da liegen keine persönlichen Gegenstände herum.
    Ich kann davon ausgehen, dass alle persönlichen Gegenstände, die wir hier finden werden, ihr gehören, dachte Anna-Maria.
    Im Kühlschrank lagen einige Fertiggerichte. Drei von vier Schlafzimmern waren unbenutzt.
    Hier gibt es nicht mehr zu sehen, dachte Anna-Maria und ging wieder hinaus auf den Flur.
    Auf einer weißen Kommode dort stand eine alte Lampe. An einem anderen Ort hätte sie kitschig ausgesehen, hier aber passte sie perfekt, fand Anna-Maria. Der Fuß war aus Porzellan. Er war mit einer Landschaft bemalt, die aus den bayerischen Alpen zu stammen schien, ein Berg im Hintergrund, davor ein stattlicher Hirsch. Der Schirm war kognakbraun und hatte Fransen. Der Schalter saß direkt unter der Glühbirne.
    Anna-Maria versuchte, die Lampe einzuschalten. Als das nicht klappte, stellte sie fest, dass nicht die Birne durchgebrannt war, sondern dass die Leitung fehlte.
    Der Lampenfuß wies dort, wo die Leitung hätte sein sollen, nur ein Loch auf.
    Was haben sie mit der Leitung gemacht, überlegte Anna-Maria.
    Vielleicht wurde die Lampe auf einem Flohmarkt oder in einem Antiquitätenladen gekauft und hatte keine Leitung mehr. Sie hatten sie vielleicht auf die Kommode gestellt und bald reparieren wollen und waren dann nicht dazu gekommen.
    Bei Anna-Maria zu Hause gab es tausend solcher Gegenstände. Gegenstände, die im nächsten Jahr repariert werden sollten. Aber am Ende gewöhnte man sich an die Defekte. An die Tür der Spülmaschine zum Beispiel. Die funktionierte wie die Schranktüren, war aber vor hundert Jahren locker geworden, und deshalb war sie jetzt zu leicht für den Federungsmechanismus. Die ganze Familie Mella hatte sich daran gewöhnt, die Spülmaschine ein- und auszuräumen, indem sie einen Fuß gegen die Tür stemmten, damit die nicht von selbst hochklappte. Anna-Maria machte das jetzt, ohne zu überlegen, auch bei anderen. Roberts Schwester lachte immer über sie, wenn Anna-Maria beim Einräumen der Spülmaschine half.
    Sie hatten die Lampe vielleicht verstellen wollen, und dann war die Leitung zwischen der Wand und einem Möbelstück eingeklemmt und deshalb von der Lampe abgerissen worden. Aber das konnte doch gefährlich sein. Wenn die Leitung in der Steckdose saß und locker herunterhing.
    Anna-Maria dachte an die Feuergefahr, und dann dachte sie an Gustav, ihren drei Jahre alten Sohn, und an all die Plastikstöpsel, die sie zu Hause in die Steckdosen gesteckt

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