Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
langen See standen Archen in allen möglichen Farben und Formen. Auf der anderen Straßenseite breitete sich die Gebirgswelt aus.
Es wehte nicht mehr. Aber es war nicht warm geworden. Anna-Maria schaute zwischen den Birken hindurch und dachte, der Schnee ist sicher sehr hart geworden. Vielleicht so hart, dass man im Wald den Tretschlitten benutzen könnte.
»Sieh lieber auf die Straße«, regte Sven-Erik an, der neben ihr saß.
Die Berghütte von Kallis Mining war ein großes Holzhaus, schön gelegen am Seeufer. In der Gegenrichtung ragte der Berg Nuolja auf.
»Der Ex meiner Schwester hat davon erzählt«, sagte Fred Olsson. »Sein Vater war beim Bau beschäftigt. Sie haben zwei Almhütten aus Hälsingland hergebracht. Das Holz ist zweihundert Jahre alt. Und unten am Ufer liegt die Sauna.«
Benny von Bennys Schloß & Alarm saß in seinem Firmenwagen auf dem Hofplatz. Er kurbelte das Fenster herunter und rief: »Ich habe aufgemacht, aber ich muss jetzt los.« Er hob die Hand zu einem raschen Gruß und fuhr davon.
Anna-Maria und ihre beiden Kollegen gingen hinein. Anna-Maria hatte noch nie so ein Haus gesehen. Die handgezimmerten silbergrauen Wände waren sparsam geschmückt mit kleinen Ölgemälden von der Gebirgswelt und Spiegeln in schweren vergoldeten Rahmen. Große türkise und rosafarbene Kleiderschränke im indischen Stil bildeten einen Kontrast zur Schlichtheit der unbemalten Wände. Die hohe Decke wurde von sichtbaren Balken getragen. Auf den breiten Bodenbrettern lagen in allen Zimmern schlichte Flickenteppiche, mit einer Ausnahme: Vor dem großen Kamin im Wohnzimmer lag ein Eisbärfell mit klaffendem Schlund.
»Meine Güte«, sagte Anna-Maria.
Küche, Flur und Wohnzimmer waren offen gehalten, auf der einen Seite gab es große Fenster mit Aussicht auf den im Spätwinterlicht glitzernden See. Auf der anderen Zimmerseite kam viel Licht durch kleine, hoch gelegene mundgeblasene Bleiglasfenster in unterschiedlichen Farbtönen.
Auf dem Küchentisch standen ein Milchkarton und eine Packung Müsli, ein benutzter Teller und ein Löffel. Im Spülbecken waren schmutzige Teller aufeinandergestapelt, Besteck schaute dazwischen heraus.
»Igitt«, sagte Anna-Maria, als sie den Milchkarton schüttelte und den geronnenen Klumpen darin hörte.
Nicht, dass es bei ihr zu Hause jemals aufgeräumt wäre. Aber was für eine Vorstellung, in so einem schönen Haus ganz allein sein zu können und keine Ordnung zu halten. Sie würde das tun, wenn sie jemals so wohnte. Die Skier vor der Tür anschnallen und zur Inspiration einen langen Ausflug am Seeufer machen. Nach Hause kommen und kochen. Beim Abwasch Radio hören, oder auch ganz still sein und mit den Händen im warmen Wasser den eigenen Gedanken nachhängen. Auf dem einladenden Wohnzimmersofa liegen und das Feuer im Kamin knistern hören.
»Diese Menschen sind vielleicht nicht der Typ, der spült«, kommentierte Sven-Erik Stålnacke. »Sicher macht das irgendwer, wenn sie aufgebrochen sind.«
»Diese Person müssen wir uns dann jedenfalls schnappen«, sagte Anna-Maria rasch.
Sie öffnete die Türen zu den vier Schlafzimmern. Große Doppelbetten mit Flickendecken. Über den Kopfenden hingen Rentierfelle, silbergraues Zottelfell vor den silbergrauen Holzwänden.
»Schön«, sagte Anna-Maria. »Warum sieht es bei mir zu Hause nicht so aus?«
In den Schlafzimmern gab es keine Schränke, stattdessen standen dort große Seekisten und antike Truhen. An prachtvollen indischen Wandschirmen und eleganten Haken und Hörnern an der Wand hingen Kleiderbügel. Es gab Sauna, Waschküche und einen großen Trockenschrank. Neben der Sauna lag ein großer Umkleideraum mit Platz für Skiausrüstung und Stiefel.
In einem Schlafzimmer stand ein offener Koffer. Kleider lagen wild durcheinander darin und davor. Das Bett war nicht gemacht.
Anna-Maria machte sich an den Kleidern zu schaffen.
»Ein bisschen unordentlich, aber keine Hinweise auf Kampf oder Einbruch«, sagte Fred Olsson. »Nirgendwo Blut, nichts Auffälliges. Ich seh mir mal die Badezimmer an.«
»Nein, hier ist nichts vorgefallen«, sagte Sven-Erik Stålnacke.
Anna-Maria fluchte in Gedanken. Sie brauchten doch eine Mordstätte.
»Was sie hier wohl gemacht hat«, sagte sie und musterte einen teuer aussehenden Rock und seidene Stay-ups. »Das sind nicht gerade Kleider für einen Skiurlaub.«
Anna-Maria nickte und schnitt eine Grimasse, die ihre Enttäuschung zum Ausdruck bringen sollte.
Fred Olsson tauchte hinter
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