Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
Fahrer ist außer sich vor Wut, weil Diddi seine Brieftasche verloren hat, und ich habe nicht so viel Geld auf dem Konto.«
Mauri tauchte auf der Treppe auf.
»Diddi ist gekommen«, sagte Ebba, ohne ihn anzusehen. »Mit dem Taxi. Und er kann nicht bezahlen.«
Mauri seufzte resigniert und ging in sein Zimmer, um seine Brieftasche zu holen.
Alle drei liefen über den Hofplatz zum Haus von Diddi und Ulrika. Vor dem Taxi standen Diddi und der Fahrer.
»Nein«, sagte der Fahrer. »Sie fährt nicht mit mir zurück. Ihr steigt beide aus. Und bezahlt für die Fahrt.«
»Aber ich weiß nicht, wer sie ist«, beteuerte Diddi. »Ich will jetzt ins Haus und schlafen.«
»Du bleibst hier«, sagte der Fahrer und packte Diddi am Arm.
»Zuerst wird bezahlt.«
»Jetzt mal ganz ruhig«, sagte Mauri und ging auf ihn zu.
»Dreitausend? Sind Sie sicher, dass Sie richtig gesehen haben?«
Er reichte dem Fahrer seine American-Express-Karte.
»Hören Sie, ich bin durch halb Stockholm gefahren, um Leute abzusetzen. Das war ein verdammter Nervkram. Ich kann Ihnen gern die Strecke zeigen.«
Mauri schüttelte den Kopf, und der Fahrer zog die Karte durch das Lesegerät. Diddi schlief derweil, an das Auto gelehnt, ein.
»Und die da?«, fragte der Fahrer, als Mauri die Quittung unterschrieb.
Er nickte zum Rücksitz hinüber.
Maun, Ulrika und Ebba schauten ins Auto.
Da schlief eine Frau von Mitte zwanzig. Ihre Haare waren lang und gebleicht. Obwohl es im Wagen ziemlich dunkel war, konnten sie sehen, dass die Frau kräftig geschminkt war, sie hatte künstliche Wimpern und babyrosa Lippenstift. Sie trug gemusterte dünne Strümpfe und weiße hochhackige Schuhe. Ihr Rock war minimal.
Ulrika schlug die Hände vors Gesicht.
»Ich halt das nicht aus«, jammerte sie.
»Die wohnt nicht hier«, sagte Mauri kalt.
»Wenn ich sie mit zurücknehmen soll, dann kostet das«, sagte der Fahrer. »Das Gleiche noch mal. Eigentlich habe ich jetzt Feierabend.«
Mauri reichte ihm wortlos die Karte.
Der Fahrer setzte sich ins Auto und druckte eine weitere Quittung aus. Stieg wieder aus und ließ auch die unterschreiben. Niemand sagte etwas.
»Machen Sie das Tor auf?«, fragte der Fahrer und stieg wieder ein.
Als er den Motor anließ und losfuhr, fiel Diddi, der noch immer am Auto gelehnt hatte, der Länge nach auf den Boden.
Ulrika schrie auf.
Mauri ging zu ihm und zog ihn auf die Beine. Sie drehten ihn mit dem Rücken zur Hoflampe und musterten seinen Hinterkopf.
»Er blutet ein bisschen«, sagte Ebba. »Aber das ist sicher nicht gefährlich.«
»Das Tor!«, rief Ulrika und stürzte ins Haus, um es mit der Fernbedienung zu öffnen.
Diddi packte Mauris Arme.
»Ich glaube, ich hab eine große Dummheit gemacht«, sagte er.
»Hör mal, geh lieber anderswo beichten«, sagte Mauri hart und riss sich los. »Eine verdammte Kokainnutte hier anzuschleppen. Hast du die zur Beerdigung eingeladen?«
Diddi schwankte.
»Scheiß drauf«, sagte er. »Der Teufel soll dich holen, Mauri.«
Mauri machte auf dem Absatz kehrt und ging mit raschen Schritten zum Haus. Ebba lief hinterher.
Diddi öffnete den Mund, um etwas hinter ihnen herzuschreien, aber plötzlich stand Ulrika neben ihm.
»Komm«, sagte sie und legte den Arm um ihn. »Das reicht jetzt.«
Freitag, 21. März 2005
ANNA-MARIA MELLA und Sven-Erik Stålnacke hielten mit dem gemieteten Passat vor dem ersten Tor nach Regla. Es war zehn Uhr morgens. Sie hatten die erste Maschine von Kiruna genommen und dann in Arlanda einen Wagen gemietet.
»Was für eine Festung«, sagte Anna-Maria und schaute durch die Gitterstäbe zu dem nächsten Tor und der Mauer hinüber, die sich um das Gut zog. »Wie funktioniert das denn?«
Sie betrachtete für einen Moment die Gegensprechanlage und drückte dann auf einen Knopf mit einem Telefonzeichen. Nach einem Augenblick fragte eine Stimme, wer sie seien und mit wem sie sprechen wollten.
Anna-Maria Mella stellte sich und Sven-Erik vor und nannte den Grund ihres Kommens. Sie wollten mit Diddi Wattrang oder Mauri Kallis sprechen.
Die Stimme bat sie, einen Moment zu warten. Es dauerte eine Viertelstunde.
»Was machen die da eigentlich?«, fauchte Anna-Maria und drückte wie wahnsinnig auf den Knopf. Jetzt meldete sich niemand mehr.
Sven-Erik ging ein Stück weiter zwischen die Bäume und schlug sein Wasser ab.
Wie schön es hier ist, dachte er.
Knotige Eichen und Laubbäume, deren Namen er nicht wusste. Kein Schnee. Buschwindröschen und blaue Sternchen lugten
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