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Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Titel: Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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einen Aquarellblock und Farben. Jetzt blüht es in den Bergen, und sie liegt auf dem Bauch im Heidekraut und zeichnet mit einem Bleistift. Abends kommt sie nach Hause, von Mücken zerstochen und glücklich, und leistet der Mutter im Atelier Gesellschaft, koloriert die Zeichnungen des Tages. Es ist herrlich, echtes Papier zu haben, das die Farbe aufnimmt und sich nicht wölbt. Mutter nimmt sich Zeit und sieht: eine Hundsrose, die Königskerze, die sie bei Njuotjanjohka gefunden hat, dünnblättrige Molteblüten, mollige kleine Trollblumen. Ester hat Gewicht auf die Details gelegt. Mutter lobt das feine Adernetz der Blütenblätter.
    »Die sind reizend«, sagt sie.
    Dann fordert sie Ester auf, die lateinischen Namen der Blumen neben die samischen zu schreiben.
    »So was mögen sie«, sagt sie.
    »Sie.« Das sind die Touristen in der Gebirgsstation. Mutter findet, Ester solle die Bilder mit Passepartouts rahmen, »das ist billig und hübsch«, und in Abisko verkaufen. Ester zögert.
    »Für das Geld kannst du dir Ölfarben kaufen«, sagt Mutter, und damit ist der Fall entschieden.
     
    Ester sitzt in der Rezeption der Touristenstation. Ein Erzzug nach Narvik fährt vorüber, und sie schaut aus dem Fenster. Es ist zehn Uhr morgens. Draußen in der Sonne steht eine Gruppe von Bergwanderern und reguliert die Riemen der Rucksäcke. Ein munterer Hund wuselt um sie herum. Er erinnert sie an Musta.
    Plötzlich spürt sie die Nähe von jemandem, der ihre Bilder betrachtet. Sie schaut sich um und sieht eine Frau mittleren Alters. Die Frau trägt einen roten Anorak und eine kittfarbene Hose von Fjällräven, beides sieht gänzlich neu aus. »Sie« kaufen für ihre Tagesausflüge Kleider für Tausende von Kronen.
    Die Frau beugt sich über die Zeichnungen.
    »Sind das etwa deine?«
    Ester nickt. Sie müsste natürlich etwas sagen, aber ihr Mund ist wie erstarrt, sie kann weder Gedanken noch Wörter herausbringen.
    Die Frau macht sich nichts aus Esters Schweigen. Jetzt hebt sie die Zeichnungen hoch und mustert sie ausführlich. Danach betrachtet sie Ester aus zusammengekniffenen Augen.
    »Wie alt bist du?«
    »Fünfzehn«, presst Ester aus sich heraus und starrt zu Boden.
    Die Frau bewegt kurz die Hand, und neben ihr taucht ein Mann im gleichen Alter auf. Er zieht eine Brieftasche heraus, die Frau kauft drei Bilder.
    »Malst du noch andere Dinge als Blumen?«, fragt sie. Ester nickt, und auf irgendeine Weise verabreden sie einen Besuch im Atelier der Mutter.
     
    Abends tauchen die beiden in einem gemieteten Audi auf. Jetzt trägt die Frau Jeans und eine Wolljacke, die in all ihrer Schlichtheit teuer aussehen. Der Mann hat noch immer makellos saubere Hosen von Fjällräven an, dazu ein Hemd und eine Art Cowboyhut aus Leder. Er geht ein wenig hinter der Frau. Sie reicht zuerst die Hand. Stellt sich vor als Gunilla Petrini, erzählt der Mutter, sie sei Kuratorin des Ausstellungszentrums Färgfabrikken und Mitglied im Staatlichen Kunstrat.
    Mutter schaut Ester lange an.
    »Was ist los«, flüstert Ester ihr in der Küche zu, während Gunilla Petrini die Schachtel mit Esters Bildern durchsieht.
    »Du hast gesagt, dass eine Touristin sich hier umsehen will.«
    Ester nickt. Die Frau ist doch Touristin.
    Mutter wühlt in der Speisekammer und findet eine halbe Packung Butterkekse, die sie anbieten könnten. Ester sieht überrascht zu, wie die Mutter die Kekse sorgfältig auf einer Platte arrangiert.
    Gunilla Petrini und ihr Mann betrachten mit höflichem Interesse auch Mutters Bilder, in Esters Schachtel aber wühlt sie wie ein Hase auf einem Acker.
    Der Mann findet die Bilder schön, die Ester gezeichnet hat, nachdem sie und Mutter das Badehaus in Kiruna besucht hatten. Da steht Siiri Aidanpää mit geschlossenen Augen unter dem Fön. Sie hat Lockenwickler in den Haaren und trägt Ohrgehänge mit samischen Symbolen, obwohl sie gar keine Samin ist. Ihre üppigen Brüste sind in einen großen, prachtvollen BH ohne jeden Spitzenbesatz gestopft, Bauch und Hintern strotzen nur so vor Kraft.
    »Die ist aber schön«, sagt er über die siebzigjährige Frau.
    Ester hat die riesige Unterhose lachsrosa gemalt. Das ist die einzige Farbe auf dem Bild. Sie hat alte handkolorierte Fotos gesehen und strebt die gleiche farbliche Milde an.
    Auf anderen Bildern aus dem Badehaus sind Männer mittleren Alters zu sehen, die in Reih und Glied im Becken schwimmen, und die alten Umkleidekabinen aus dunklem Holz vom Anfang der Sechzigerjahre, mit Ruhebett und

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