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Rebecka Martinsson 05 - Denn die Gier wird euch verderben

Rebecka Martinsson 05 - Denn die Gier wird euch verderben

Titel: Rebecka Martinsson 05 - Denn die Gier wird euch verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Kinder auf ihm reiten wollen.
    Er zog dem Jungen seine Jacke und seine Socken an. Marcus antwortete auf Fragen, schaute ihm aber nicht in die Augen.
    Es kam nur selten vor, dass Krister Eriksson einen anderen Menschen berührte. Er dachte daran, während er den Jungen hochhob und ihn durch den Wald zurücktrug, vorbei an den Vogelbeerbäumen über das Grundstück bis vor das Haus. Nach einer Weile fing der kleine Körper an zu zittern, die Wärme kehrte zurück, das war der Grund. Der Junge legte ihm die Arme um den Hals und war überhaupt nicht schwer. Er atmete gegen Kristers Wange, die Rückenwirbel zeichneten sich unter seiner Haut ab.
    Krister musste dem Drang widerstehen, den Kleinen an sich zu drücken, ihn festzuhalten, wie ein besorgter Vater das getan hätte.
    Hör jetzt auf, ermahnte er sich. Das hier gehört zum Beruf.
    Beim Haus quälte Sivving sich aus dem Auto, sagte: »Gott sei Dank« und schien vor Erleichterung fast zu weinen. Auch Rebecka war da und lächelte ihn kurz an und schaute ihm in die Augen. Auch er hätte weinen mögen und begriff nicht, warum, es war sicher die Erleichterung darüber, dass sie Marcus lebend gefunden hatten.
    »Was ist mit deiner Mama passiert, als euer Haus gebrannt hat?«, flüsterte Marcus ihm ins Ohr, als Rebecka im Haus verschwand, um Schuhe und Kleider zu holen.
    »Ach«, sagte Krister und zögerte eine Sekunde. »Sie ist gestorben.«
    »Da ist Vera!«
    Der Junge zeigte auf den Waldrand, wo Vera angetrabt kam.
    »Ich musste sie kurz rauslassen«, sagte Rebecka.
    Vera lief auf Krister zu. Sie hatte etwas im Maul.
    »Was ist das denn?«, fragte er.
    Dann lachte er kurz auf. Und nahm sich gleich wieder zusammen. Hier herumzustehen und zu lachen, wo doch Marcus’ Großmutter …
    »Was?«, fragte Rebecka.
    »Diese Vera. Sie hat meine Kautabaksdose gefunden, die ich weggeworfen hatte.«
    Und jetzt brauche ich einen Priem, dachte Krister. Aber das wird garantiert der letzte sein.

K OMMISSARIN A NNA- M ARIA M ELLA stand zusammen mit Staatsanwältin Rebecka Martinsson und Tommy Rantakyrö, Fred Olsson und Sven-Erik Stålnacke in Sol-Britt Uusitalos Schlafzimmer. Sie hatten den Zugang zum Grundstück abgesperrt.
    »Bald werden die Leute aus dem Ort hier sein«, sagte Sven-Erik Stålnacke. »Und in zehn Minuten, vielleicht einer Viertelstunde, sind sicher die Lokalzeitungen vor Ort. Und auch die Boulevardzeitungen. Sie werden die Korrespondenten schicken, die am nächsten wohnen, das dauert kaum länger. In einer Stunde können wir im Netz über den Mord lesen.«
    »Ich weiß«, sagte Anna-Maria. »Krister muss den Jungen von hier wegbringen. Es ist gut, dass er sich um ihn kümmert.«
    Krister muss bei der Vernehmung dabei sein, dachte sie. Damit der Kleine keine Angst zu haben braucht.
    »Übernimmst du das?«, fragte Sven-Erik Stålnacke. »Ich meine, du redest mit dem Kleinen?«
    »Wenn ihr euch nicht darum reißt.«
    Die Kollegen schüttelten die Köpfe.
    »Der Junge kann es doch nicht getan haben?«, entfuhr es Tommy Rantakyrö. »So was passiert wohl nur … anderswo.«
    Anna-Maria Mella gab keine Antwort.
    Sie sahen sich Sol-Britts mit Stichwunden übersäten Körper an, dann den Text oben an der Wand.
    Diese vielen Stiche, dachte Anna-Maria. Könnte ein Siebenjähriger das schaffen? Kann er Hure buchstabieren? Weiß er, was das ist? Unvoreingenommen, unvoreingenommen, beendete sie den Gedankengang.
    Dann holte sie Luft.
    »Okay«, sagte sie. »Wer bezeichnet sie als Hure? Jemand aus dem Ort vielleicht? Ist sie bedroht worden? Gibt es irgendeinen Ex? Oder einen Neuen? Sven-Erik, hörst du dich im Ort um? Es gibt zwar keine Nachbarn in Sichtweite, aber sprich mit denen, die am Weg wohnen. Haben die etwas gehört oder gesehen? Frag auch ihre Arbeitskolleginnen. Wer hat sie zuletzt lebend gesehen? Ist irgendetwas passiert? Ach, du weißt schon.«
    Sven-Eriks dicker Schnurrbart zog sich zur Seite. Er wusste genau und hatte keine Einwände.
    Gut so, dachte sie. Sven-Erik konnte mit Menschen umgehen. Er machte es sich an deren Küchentisch bequem. Schlürfte Kaffee und plauderte. Gab ihnen das Gefühl, einen Verwandten zu Besuch zu haben. Genau genommen war er das ja auch fast immer. Auf irgendwelchen Umwegen war er mit allen hier verwandt. Oder mit ihnen zur Schule gegangen. Oder konnte sich an deren jugendliche Sportleistungen erinnern.
    Bald würde Sven-Erik in Rente gehen. Dann war sie die Seniorin im Team. Die Vorstellung kam ihr unwirklich vor. Sie war doch eben

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