Rebel Force 02 - Die Geisel
hereinkommende Übertragung.
»Ich bin es«, sagte Halle Drays Stimme. »Wo sind Sie?«
Ferus entfernte sich etwas von der Menge. »In meinem Zimmer«, log Ferus. »Ich mache mich für heute Abend bereit.« Er wusste, dass Halle und ihre Gruppe immer noch dachten, dass das Treffen wie geplant stattfinden würde. Offenbar war ihr Informant nicht so zuverlässig, wie sie gedacht hatten. »Was brauchen Sie?«
»Ich wollte nur, dass Sie etwas von mir erfahren.«
»Was erfahren?«
Es gab eine kurze Pause und ein Gewirr aus Stimmen im Hintergrund. Und dann kam Leias Stimme.
»Was soll ich sagen?«
»Das war schon genug«, sagte Halle.
In Ferus' Magen braute sich eine giftige Mischung aus Wut und Angst zusammen. »Sie haben die Prinzessin«, sagte er, wobei er seine Gefühle strikt unter Kontrolle hielt. »Glückwunsch. Ich dachte, ihr würdet nicht vor heute Nacht zuschlagen.«
»Und Nahj dachte, das 'Wir' schlösse auch Sie ein«, sagte Halle kühl. »Ich hatte einen anderen Verdacht. Und jetzt sehe ich, dass ich recht hatte.«
»Sie haben mich hereingelegt«, sagte Ferus. Langsam passten alle Puzzlestücke zusammen. »Sie haben mich in Ihre Pläne eingeweiht.«
»Um herauszufinden, ob Sie direkt zur Prinzessin laufen würden. Und genau das haben Sie getan.« Halle lachte gehässig.
»Gute Arbeit.«
Sie brach die Übertragung ab.
»War das die Prinzessin?«, fragte jemand. »Ist sie unterwegs?«
Ferus konnte keine Antwort geben.
Wieder hatte er es getan - die Person enttäuscht, die er am meisten beschützen wollte. Und es wäre vermeidbar gewesen, hätte er nur besser aufgepasst. Er hatte all seine Energie aufgewendet, um das Gesamtgemälde im Blick zu behalten, hatte sich einnehmen lassen von Fragen über Luke und Leias Eltern, über ihre Zukunft, über das Schicksal des Imperiums, Er hatte die Gegenwart aus dem Blick verloren und wichtige Details übersehen. Hätte er auf die Macht gehört, hätte er auch gehört, was sich die ganze Zeit genähert hatte.
Aber er hatte nur auf das Klopfen seiner Sorge um Leia gehört, und dieser Donner hatte alles andere übertönt.
Nie wieder, schwor sich Ferus im Stillen. Und er schwor es Leia. Er hatte zu viel verloren.
Er würde sie nicht auch noch verlieren.
Ferus hat noch niemals einen solchen Moment der Angst erlebt. Er sieht die Prinzessin am oberen Ende eines Krans. Aus dieser großen Entfernung wirkt sie noch um vieles kleiner. Sie schwingt sich voller unbeschwerter Anmut auf den Laufsteg, und er bewundert die Art, wie sie ohne jede Angst darauf entlanggeht. Ihr Instinkt und ihre Reflexe sind übermenschlich. Die Macht ist stark in ihr - stärker noch, als er erwartet hatte.
Doch sie ist ungeübt, und als sie so das Gerüst herunterklettert, sieht er ihre Hand abrutschen. Ihr Fuß verliert den Halt. Sie stößt ein erschrockenes Kreischen aus und rutscht ab...
Ferus reagiert mit Lichtgeschwindigkeit, fliegt geradezu am
Gerüst hoch. Er fängt sie auf.
Sie ist wütend und nimmt ihm seine Hilfe übel. Doch er wird sie nicht allein lassen. Nicht noch einmal. Und als sie schon halb zu Hause sind, ist sie in seinen Armen fest eingeschlafen.
Er geht langsam und hält vorsichtig das schnarchende Bündel in den Armen. So hat er sie nicht mehr gehalten, seitdem sie ein Kleinkind war. Am ersten Tag, als er zu Bail Organa gekommen ist, um ihm seinen Auftrag zu erklären, hat Organa ihm das Mädchen in die Arme gelegt.
Ferus hat sie sofort wieder abgestellt. Wie konnte er objektiv bleiben, wenn er seine Urteilskraft von Emotionen vernebeln ließ? Die Art der Jedi lehnte Bindungen ab, selbst die zu einem kleinen Kind - vielleicht sogar gerade die zu einem kleinen Kind. Er hat diesem Weg einst den Rücken gekehrt, und die Konsequenzen waren katastrophal gewesen. Nie wieder, dachte er.
Jetzt weiß er, dass er ein Narr war.
Er hat die Wahrheit verleugnet. Und auch das ist nicht die Art der Jedi.
Leia ist kein Job. Sie ist ein Kind. Und er liebt sie, als wäre sie sein eigenes.
Er hat mit Obi-Wan darüber gestritten, ob man die Skywalker-Kinder als Jedi ausbilden soll oder nicht. Obi-Wan rät wie immer zur Vorsicht. Ferus hat seine Zweifel. Sollten Leia und Luke nicht eine Chance bekommen, ihre Gabe zu erforschen, um sich selbst verteidigen zu können?
Verdient die Galaxis nicht eine neue Generation von Beschützern?
»Dazu hat sie uns«, wiederholt Obi-Wan immer wieder. »Bis sie älter sind. Bis sich die Dinge ändern.«
Bis der Imperator nicht mehr
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