Rebel Force 02 - Die Geisel
dem Boden. Der Arm des Krans hängt über einem schmalen Laufsteg, der sich um das unfertige Gebäude windet. Sie klettert drauf und geht langsam auf dem Gerüst im Kreis, um über die Stadt zu sehen. Deine Stadt, sagt ihr Vater immer zu ihr. Eines Tages wirst du für sie verantwortlich sein.
Die Stadt funkelt unter ihr, und im Osten sieht sie die Lichter
des Palasts.
Sie weiß, wie sie nach Hause kommt.
Ungeduldig klettert sie nach unten. Zu ungeduldig.
Ihr Fuß verfehlt eine Sprosse.
Ihre Finger rutschen ab.
Sie fällt.
Sie streckt die Hand aus, bekommt jedoch nichts als Luft zu fassen. Der Wind rauscht eisig gegen ihre Wangen. Für einen kurzen Moment scheint sich die Zeit zu dehnen. Sie bemerkt das Mondlicht, das vom Durastahl reflektiert wird. Die funkelnden Sterne dort oben. Das eigenartige Gefühl der Freiheit im Fallen, ihre Arme und Beine, die in der Luft kreisen, ihr umgedrehter Magen. Und dann wird die Welt wieder schneller, und der Boden, eine unnachgiebige Fläche aus Durabeton, die eben noch so weit entfernt schien, rast auf sie zu. Sie schreit, doch der Wind packt das Kreischen schon in ihrem Mund und trägt es davon. Der Boden kommt näher, und sie wird...
Aufgefangen.
Für einen kurzen Augenblick denkt sie, ihr Vater hat sie gerettet. Doch es ist nicht ihr Vater, der sie auf den Boden setzt. Es ist der abscheuliche Fess llee.
Sie reißt sich von ihm los und klopft sich ab.
»Was machen Sie hier?«, fragt sie mit immer noch klopfendem Herzen. Sie sieht an dem Kran hoch - immer höher und höher - und fragt sich, was passiert wäre, wenn er sie nicht gefangen hätte.
Ich hätte mich selbst gefangen, denkt sie wütend. Aber er hat mir keine Chance gelassen.
»Ich bin gekommen, um dich nach Hause zu bringen, Leia«, sagt er.
Sie verschränkt die Arme. »Ich brauche Sie nicht«, fährt sie ihn verächtlich an. »Ich schaffe es selber. Ich kenne den Weg.«
Er nickt. »Dann geh du voraus.«
Sie geht nach Osten. Sie sieht nicht nach hinten. Fess gibt kein Geräusch von sich, und dennoch weiß sie, dass er ihr folgt. Ein Teil von ihr ist froh darüber. Denn dafür kann sie ihn jetzt nur noch mehr hassen.
Der Fußweg ist weit, und ihre Beine werden müde. Und als der Tag langsam die Nacht verdrängt, kann sie kaum noch die Augen offenhalten. Sie setzt sich einen Moment lang hin, um auszuruhen, und lässt die Augenlider sinken. Nur für einen kurzen Augenblick.
Das Nächste, woran sie sich erinnert, ist, dass jemand sie trägt.
»Vater?«, murmelt sich im Halbschlaf.
»Nur Fess«, sagt er.
Sie will ihm sagen, dass sie ihn nicht braucht, dass sie es allein schafft. Doch sie ist so müde.
»Keine Sorge, bei mir bist du sicher.«
Sie gähnt und schließt die Augen. »Ich weiß.«
KAPITEL DREIZEHN
»Sind Sie sich mit dieser Sache sicher?«, fragte Luke mit einem nervösen Blick zu Kiro Chen.
»Er ist sich sicher«, fauchte Leia ihn an.
Leia hatte die Nachricht verbreitet, dass das RebellenRekrutierungstreffen verschoben würde und in einem der Häuser im Gebiet der T'iil-Blüten stattfinden würde. Jedoch würden die Teilnehmer bei ihrer Ankunft nur Luke und Han finden, die ihnen die Comlinks abnehmen und sie zum richtigen Ort bringen würden. Kiro und Leia würden dort warten.
»Lassen Sie mich wenigstens Chewie mitschicken«, sagte Han angespannt. Luke fragte sich, ob er sich auch Sorgen machte.
Kiro schüttelte den Kopf. Ein kleiner Bach aus Schweiß rann seinen Hals hinab. »Der Wookiee würde nur Aufsehen erregen. Aber wenn Sie mir Ihren Schutz nicht zutrauen, Euer Hoheit, würden Sie sich vielleicht sicherer fühlen, wenn einer Ihrer Freunde uns begleitet?«
»Nein«, wetterte Leia entschlossen. »Wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass ich auf mich selbst aufpassen kann?«
»Das weiß ich«, sagte Luke. »Aber.«
»Aber was?«
Luke schüttelte frustriert den Kopf. Sie hatten die ganze Nacht hindurch diskutiert, doch Leia hatte nicht nachgegeben. Sie würde dieses Treffen abhalten, was auch immer geschähe. Und sie wollte Kiro Chen dabeihaben, wenn es so weit war. »Er ist einer von uns«, hatte sie Luke, Han und Elad gesagt.
Die unausgesprochene zweite Bedeutung dahinter war klar:
Er ist einer von uns und ihr nicht.
»Keine Sorge«, versicherte Kiro Luke. »Alles wird wie geplant verlaufen. Das ist so einfach wie einen Nerf häuten.«
Luke sah ihn lange an. Einmal mehr wurde er von der Überzeugung gepackt, ihn schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Die Antwort lag ihm
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