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Rebella - Alpenblues & Huettenflirt

Rebella - Alpenblues & Huettenflirt

Titel: Rebella - Alpenblues & Huettenflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Erlenbach
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Versager.« Eric schlug Nico so fest auf den Rücken, dass der fast seine Kappe in die Suppe tunkte.
    »Mann ey, bist ’n Opfer oder was?« Eric ignorierte den Ausbruch, lehnte sich zurück, lässig einen Arm auf die Rückenlehne der Holzbank gelegt, und nickte Leo zu.
    »Jau, ich geb’s mir. Ich will wissen, ob ich’s draufhab. Ich lass mich nicht Waschlappen nennen.«
    Leo zuckte nur mit der rechten Augenbraue, während Nele stumm die Augen aufriss. »Es ist steil, es ist eng, es ist rutschig und früh. Und es wird nur mit Stiefeln gewandert, klar?«, meinte er.
    »Die Sneakers lass ich eh hier. Die sind durch«, antwortete Eric selbstbewusst. Seine ultrakurzen, blondierten Stoppelhaare, sein Ohrring, das Tatoo, das unter dem T-Shirt hervorschaute, und die schweren Armbänder, die Sara schon allein wegen des Gewichts zu Hause gelassen hätte, ließen ihn so fehl am Platze wirken wie Lady Gaga in einer Krabbelgruppe. Ihrer Meinung nach sollten Typen wie er sowieso lieber direkt nach Berlin City ziehen. Nur interessierte Eric ihre Meinung recht wenig. Berggipfel schienen genau die Art Herausforderung zu sein, die er suchte, und da war es ihm egal, ob er auf eine friedliche Berghütte passte, in der gerade am Nachbartisch Wanderlieder angestimmt wurden. Unbekümmert klatschte er sich mit Nico und Daniel ab, als hätte er eine großartige Tat vollbracht. »Na, dann ist ja alles geklärt. Wenn sonst keiner so früh rauswill, wünsche ich euch weiter guten Appetit«, schloss Leo seine Ansprache, nickte kurz den Sängern zu und setzte sich wieder zu Frau Neuhaus, die sogleich leise auf ihn einredete.
    »Traurig nur, dass die heutige Jugend die schönen Wanderlieder nicht mehr kennt, nicht wahr!«, schrie eine der alten Damen quer über drei Tische und fing an,
Das Vöglein singt so leise
zu präsentieren. Zum Kreischen. In diesem Augenblick begann es am unteren Tischende rhythmisch zu klopfen. Bei jeder neuen Strophe, die vom Nachbartisch herüberklang, war Nicos Mine leidender geworden. Anscheinend war seine Schmerzgrenze erreicht. Er wippte mit dem Kopf, um seinen Rhythmus zu finden, stand auf, als wollte er eine Rede halten, und legte mit einem gerappten Gegenprogramm los, das alle anderen Kehlen verstummen und offen stehen ließ.
    »Tim, ich brauche Verstärkung …«, rief Nico am Ende seines Songs. Zum Entsetzen des Wirts fing Tim an, mit Messer und Gabel loszuhämmern, und ein wahres Trommelfeuer prasselte auf Teller, Tische und die riesige Suppenschüssel nieder. Die musikalische Einlage endete in einem wilden Johlen und Klatschen, in das sogar ganz bedächtig und verhalten die übertönte Wandergruppe einfiel.
    »Man sollte nicht glauben, dass die beiden laufend Fünfen und Sechsen abliefern«, hörte Sara Frau Neuhaus Leo zuflüstern. »Da könnte man meinen, sie hätten kein Gramm gesunder Hirnzellen im Kopf. Zumindest in Musik oder Deutsch sollte es bei so einem Talent doch mal für mehr reichen.«
    »Hab noch nie gehört, dass gute Noten cool genug sind, um einen Gebirgsbach einfrieren zu lassen«, murmelte Leo ironisch zurück und rückte ein wenig zur Seite, um dem energisch herbeisteuernden Wirt Platz zu machen.
    »Ist doch keine Zappelbude hier«, knurrte der und zog Tim das Trommel-Besteck mitten in einem ausholenden Schwung aus den Händen. Marisa, die direkt danebensaß, fing als Erste zu kichern an, was Tim sichtlich gefiel. Schade, dass er neben Benno irgendwie aussah wie Doof neben Dick und dass er sich ständig so schrecklich ungeschickt anstellte, egal, was er machte. Jetzt zum Beispiel sollte sein Grinsen wohl überlegen aussehen, doch seine Freude über den Applaus war so offensichtlich, dass er glühend rot wurde und damit meterweit neben »cool« landete.
    Tim tat Sara leid. Warum stellte er sich nur so zur Schau? Sein Selbstbewusstsein musste sich auf der Höhe von Erics Schienbein befinden, wenn man davon ausging, dass Erics Ego souverän auf Scheitelniveau herumschwebte. Das schien außer Sara niemandem aufzufallen, denn Marisas Kichern hatte inzwischen auf die anderen Mädchen übergegriffen und kurz darauf gickelte und prustete der ganze Tisch.
    Nico und Tim verbeugten sich und nahmen wieder ihre Plätze ein, sie waren heute Abend die unangefochtenen Sieger des Songcontests. Zumindest für ungefähr fünf Minuten, bis der harmonische Klang nicht enden wollender Vereinsmeiergesänge wieder einsetzte.
    Nico verzog schmerzvoll das Gesicht. »Autsch, die wollen es nicht begreifen, oder?

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