Rebella - Alpenblues & Huettenflirt
dass sie weg sind und vielleicht jemanden glücklich machen. Oder vielmehr zwei.«
»Ja, schon, ich bin sogar heilfroh darüber. Aber dass irgendwer in meinen Sachen gewühlt hat, finde ich unmöglich. Ich meine, es muss ja einer von uns gewesen sein. Ein Fremder hätte mein Geld mitgenommen, aber doch nicht ausgerechnet die …« Sie kicherte wieder, dieses Mal aus Verlegenheit. »Ich dachte, wir vertrauen uns und sind ein richtiges Team, das zusammenhält! Es ist dieser Verrat, der mich wütend macht«, lenkte sie schnell ab.
»Na ja, ich kann mir schon vorstellen, dass der- oder diejenige dich nicht unbedingt fragen wollte«, meinte Luca gedehnt.
»Was meinst du, wer es war?«, fragte Sara direkt und überging seine Anspielung.
»Keine Ahnung. Aber ich tippe mal auf irgendeinen Quatschmann.«
»Oder Toni?«, überlegte Sara.
»Toni ist zu alt für solche Scherze. Das hat der doch überhaupt nicht nötig«, widersprach Luca.
»Nee, aber vielleicht hat er sich für eins der Mädels entschieden und jetzt …«
»Sara!« Luca riss in gespieltem Entsetzen die Augen auf. »Toni möchte Bergführer werden. Der braucht keinen Stress in der Hose, echt.« Jetzt war es an Sara, geschockt dreinzuschauen.
»Aber sieh mal, täglich präsentieren sie sich ihm wie überreife Mangos auf dem Dessertteller. Mit Vanillesoße, Sahnehäubchen und Cocktailkirsche. Irgendwann muss er doch schwach werden. Sofia, Theresa, aber auch Jenny und Marisa sehen alle toll aus. Sie kämpfen um ihn und wollen ihn – wie kann er da Nein sagen?«
»Schrecklich, was du für eine Meinung von uns Männern hast«, murmelte Luca. »So einfach funktioniert die Sache auch wieder nicht. Und Toni hat Verantwortung. Der findet das bestimmt nicht so spitze, was die Mädels hier abziehen. Wer weiß, vielleicht hat er zu Hause eine schnuckelige Freundin mit solchen …«, er machte eine ausladende Bewegung in Höhe seines Brustkastens, ließ aber schnell die Hände sinken, als er Saras empörten Blick bemerkte. »Na, egal, jedenfalls glaube ich nicht, dass Toni …Und für den Fall, dass ich mich irre, dann hätte er sich gestern in der Stadt doch Kondome gekauft und sie nicht aus deinem Rucksack geklaut.«
»Ich glaube, es gefällt ihm, so umschwärmt zu werden«, beharrte Sara und ignorierte Lucas Argumente. »Wollen wir mal hoffen, dass tatsächlich nur ein Blödmann zugelangt hat, der das besonders lustig fand.«
Luca nickte nur und Sara folgte seinem Blick hinüber zu dem unvermeidlichen Quartett um Toni. War der wirklich genervt von dem Spektakel? Gerade versuchte er, Sofias verdrehten Rucksackträger zu entwirren, während sie ihr blondes Wasserfall-Haar hochhielt und ihm immer wieder neckisch über die Schulter zulächelte. Daneben stand Theresa mit mühsam beherrschtem Gesicht. Täglich wurde sie übellauniger und ihre Bemühungen um Toni verzweifelter. Immerhin waren sie nun schon eine Woche unterwegs, und noch immer hatte sie ihr Ziel nicht erreicht, Toni für sich zu gewinnen. Arme Theresa! Dabei hätte es eine so schöne und entspannte Zeit werden können.
Wenig später hatten sie sich ihrem täglichen Trott ergeben und arbeiteten still und zügig ihr Wegpensum ab. Ständig kreisten Saras Gedanken dabei um Theresa und Toni, Nele und Eric und die verschwundene Schachtel. Dabei musste sie sich immer wieder ermahnen, die Augen auf den Weg zu richten, um Stolpersteine und Geröllrutschen zu vermeiden.
Das gute Wetter ermöglichte es ihnen, die angeblich unvergleichliche Gratwanderung – so beschrieb der Wanderführer diesen Abschnitt – zu bewältigen und nicht einen unspektakulären Umweg gehen zu müssen.
Nele jubelte und rannte vorneweg, als hätte man sie mit einer neuen Batterie versorgt. Eric folgte unverdrossen, ganz wie ein gezähmter Wolf. Gut, dass sich die beiden in einer Art benahmen, die man wohl als »diskret« bezeichnete. Jedenfalls im Vergleich zu Ina und Marcel. Niemand außer Sara schien die Berührungen wahrzunehmen, die Eric und Nele austauschten. Keiner nahm Notiz von Neles strahlenden Augen. Nun ja, sie strahlte ja fast immer. Zumindest, wenn sie auf dem Weg zum Gipfel war, sich direkt auf einem befand, eben einen solchen absolviert hatte oder sie einen Eintrag in ihr Tagebuch machen konnte. Sara wusste allerdings, dass ihr heutiges Strahlen eine andere Ursache hatte, und genau das schlug ihr aufs Gemüt. Eric war der Grund für ihre Freude. Und sie? Hatte sie jetzt noch eine Freundin verloren?
»Alles in Ordnung,
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