Rebella - Alpenblues & Huettenflirt
du dich gar nicht für Jungs?«, fragte Luca unvermittelt. Hatten sie nicht gerade über Theresa und Toni gesprochen? Sara blinzelte unauffällig zu ihm hinüber und sah, wie er ein Shirt in seinen Händen knüllte und rot anlief. War heute der Welttag für Beziehungsfragen, oder warum klangen Benno und Luca, als hätten sie sich abgesprochen? Sie seufzte noch einmal.
»Wie meinst du das? Ich sage ja nicht, dass ich immun bin. Aber ich warte auf den Richtigen und laufe nicht jedem nach, der gut aussieht. Ich kann warten.«
»Ach so, verstehe«, meinte er gedehnt. »Nur solltest du vielleicht die Tür einen winzigen Spalt offen lassen. Wenn du jedem, der anklopft, gleich entgegenbrüllst, dass du kein Interesse hast und auf einen noch besseren Typen hoffst, dann kannst du lange warten. Hey, wenn es ganz dumm läuft, schreckt das sogar deinen Traummann ab.«
»Nee, glaub mir, das habe ich im Gefühl«, entgegnete Sara überzeugt.
»Aber manchmal sind die eigenen Erwartungen so hoch, dass man nicht mehr darüberschauen und somit nicht das Naheliegende entdecken kann. Oder eher gesagt, den Naheliegenden. Man ist blind, weil man so angestrengt sucht. Das ist so wie bei Weitsichtigen, die nicht erkennen können, was für tolle Sachen direkt vor ihrer Nase rumliegen.«
»Du meinst, ich brauche eine Brille, um meinen Mr Perfect zu finden?«, lachte Sara. »Keine Sorge, den erkenne ich, egal ob wir zehn Kilometer oder zehn Zentimeter voneinander entfernt sind.«
Luca beförderte mit einem gezielten Kick das knittrige Shirt in eine Ecke.
»Na, gratuliere, dann ist bei dir ja alles klar. Lass uns jetzt zu den anderen gehen, es gibt bestimmt schon lange Vesper.«
Schon wieder, dachte Sara verdutzt. Zum zweiten Mal ließ er sie nach einer rätselhaften Bemerkung ratlos stehen und verzog sich dann zum Abendessen. Was war bloß mit Luca los? Passte es ihm nicht, dass sie Benno geholfen hatte? Hätte er sich gerne selbst als rettender Samariter in Szene gesetzt, oder fand er es nur total bescheuert, dass sie unerschütterlich an ihren Traummann glaubte?
Als Sara am nächsten Morgen ihr Handtuch in ihrem Rucksack verstaute, bemerkte sie – nichts. Verblüfft tastete sie sich durch die Wäsche nach unten. Wo um alles in der Welt hatte sich die miese kleine Kondompackung versteckt? Sie war weg! Kein Zweifel, die Schachtel, die man getrost als Ursache aller Probleme sehen konnte, war tatsächlich verschwunden! Das Ding, über das sich Sara jedes Mal geärgert hatte, wenn sie in ihrem Rucksack wühlte, und das sie trotzdem bisher noch nicht im Müll versenkt hatte, weil sie es um nichts in der Welt herausnehmen und anschauen wollte.
Sara durchsuchte noch einmal ihre Klamotten. Sorgfältig stapelte sie ein Teil nach dem anderen neben sich, doch das Päckchen tauchte nicht auf. Es war definitiv verschwunden, und somit konnte Sara davon ausgehen, dass sich jemand an ihren Sachen zu schaffen gemacht hatte. Und zwar jemand aus ihrer Gruppe. Sara kochte. Nicht wegen der Kondome – es war gut, dass die endlich verschwunden waren, da war sie ja regelrecht erleichtert –, aber es war ungeheuerlich, dass jemand Dinge aus ihrem Rucksack klaute und sich durch ihre Strümpfe und Unterwäsche gewühlt hatte.
Mit missmutigem Gesicht trat sie aus der Tür der Unterkunft. Sie war die Letzte, die anderen hatten das Matratzenlager schon längst verlassen und sich lautstark vor der Hütte versammelt. Es war höchste Zeit für den Aufbruch. »War noch auf Toilette«, murmelte sie auf die fragenden und genervten Blicke hin, schulterte ihren Rucksack und machte sich auf den Weg. Beim Weiterlaufen zerbrach sie sich den Kopf darüber, wer für den Diebstahl verantwortlich sein könnte. Wie konnte nur jemand so dreist sein …
»Du bist vielleicht schlecht drauf«, meinte Luca und schoss genüsslich ein Foto nach dem anderen von ihrer sauertöpfischen Miene. Eigentlich konnte sie ihm ja erzählen, was sie gerade beschäftigte. Mittlerweile wussten sowieso fast alle, was sie da mit sich herumschleppte oder, besser gesagt, herumgeschleppt hatte.
»Stell dir vor, jemand hat die Kondome geklaut«, stieß sie hervor. Wider Willen fing sie an zu prusten und zu kichern, als hätte sie sich an dieser Ungeheuerlichkeit verschluckt.
Luca schaute sie groß an. »Sicher? Hey, das ist der Wahnsinn. Da hat wohl jemand was Größeres vor, oder was meinst du?« Luca grinste vielsagend. »Nicht ärgern, du wolltest sie doch eh nicht, du müsstest doch froh sein,
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