Rebella - Alpenblues & Huettenflirt
zerrte aus ihrem Rucksack trockene Kleidungsstücke.
»Luca war früher im Schwimmverein«, erzählte Nele, die noch immer darüber staunte, wie er sie abgehängt hatte. »Hätte er mal vorher sagen sollen. Er ist super. Aber eigentlich wollte ich mich ja nur ein wenig bewegen, der Wettbewerb war just for fun.«
Ja sicher, an Bewegung mangelte es ihnen ja in letzter Zeit ganz besonders, dachte Sara klappernd, während sie versuchte, in ihren Slip zu schlüpfen, ohne umzufallen. Alles klebte, ihr war noch immer eiskalt und sie hatte klamme Finger. Schnell zog sie das Top, ein T-Shirt und Tonis kuscheliges Hemd an, doch die Wärme kehrte nicht zurück. Eine Tasse Tee wäre jetzt nicht schlecht gewesen oder ein heißer Eintopf.
»Er ist echt süß, dein Luca«, fuhr Nele lächelnd fort. »Süß, aber gefährdet. Sofia sucht nach einem Ersatz für Toni.«
»Luca ist nicht meiner und auch nicht süß, sondern sauer, das weißt du doch. Weil er denkt, dass Toni und ich …« Sara schniefte. »Sofia hat also freie Fahrt. Ich frag mich echt, was ich falsch mache.«
»Vielleicht liegt es daran, dass du dich so zurückhältst. Das macht dich verdächtig. Du solltest auf den Tisch hauen und Klartext sprechen«, spekulierte Nele.
»Du hältst dich auch raus und alle mögen dich«, erwiderte Sara pikiert.
»Ich habe eben Eric, da bin ich voll beschäftigt«, meinte Nele. Ihre Zuversicht hätte Sara gerne geteilt.
»Warum bist du dir mit Eric so sicher? Viele Dinge an ihm gefallen dir doch nicht. Vielleicht ist er nicht der Richtige und passt einfach nicht zu dir?«
»Der richtige – was? Es geht doch um kein Kleidungsstück. Momentan passt er zu mir, fertig. Er ist anders. Spannend. Aufregend. Und Eric findet mich faszinierend, weil ich ihm eine Welt zeige, die er noch nicht kennt.« Nele beugte sich zu ihr und flüsterte verschwörerisch: »Und ich sag dir, ich war noch nie mit einem Jungen zusammen, der soooo küssen kann. Er weckt da Gefühle in mir … puh!« Sie fächelte sich lächelnd Luft zu. »Erzähl ich dir, sobald du mitreden kannst. Ich will ja keine falschen Erwartungen in dir wecken. Manche Erfahrungen muss man eben selbst machen, sagt meine Mam immer, und die zwinkert dann so vielsagend. Guck mal, so.« Nele zwinkerte, als hätte sie eine Jumbofliege im Auge. Jetzt musste auch Sara lachen. Zwar war sie neugierig, was genau das für Dinge waren, die Eric in Nele weckte, aber sie war sich nicht sicher, ob sie darüber wirklich Bescheid wissen wollte.
»Ich habe gelesen, dass Küssen und Sex und so zu den am meisten überschätzten Dingen auf der Welt gehören. Ich finde das übrigens auch«, meinte Sara. Vielleicht verriet Nele ja doch noch ein bisschen mehr. Doch die grinste nur noch breiter: »Ehrlich? Wer schreibt denn so einen Schwachsinn? Wart’s nur ab, du wirst es selbst herausfinden.«
»So wie es aussieht, wird es bis dahin noch eine ganze Weile dauern.« Traurig schaute Sara zu den neu gebildeten Grüppchen hinüber. Nicht nur Luca und Sofia schienen sich gefunden zu haben, auch Marisa ließ den stolzen Tim auffallend dicht an ihrer Seite sitzen. Man konnte nur hoffen, dass ihm nicht irgendeine Peinlichkeit zustieß, die Marisa als abstoßend empfand. Sara gönnte ihm von Herzen, dass er endlich einmal einen Erfolg für sich verbuchen konnte.
»Nimm’s nicht so schwer. Wenn Luca so schnell aufgibt, hat er dich nicht verdient. Wenn man nicht um das kämpft, was man will, dann ist es auch nicht ernst gemeint.« Nele wollte Sara trösten, aber der Satz verstärkte den Schmerz noch mehr. Luca hatte sein Interesse also nicht ernst gemeint? So einfach war das? Weil sie sich nicht sofort erfreut in seine Arme geschmissen hatte, versuchte er es eben bei einer anderen, leichteren Beute? Oder meinte Nele, dass sie selbst um ihn kämpfen sollte?
Schon wieder waren Tränen im Anflug, verflixt. Sara drehte sich schnell weg und räumte ihre Sachen zusammen. Nele musste nicht sehen, wie sehr sie unter Lucas – und letztendlich auch Theresas und Sofias – Verhalten litt. Aber Nele nahm sie in die Arme und rubbelte ordentlich an ihr herum. »Damit dir warm wird«, flüsterte sie ihr ins Ohr, »und damit du weißt, dass du nicht allein bist.« Das war zu viel. Sara gab nach und ließ ein paar Tränen entwischen. Aber nur ein paar, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle und löste sich langsam aus Neles Umarmung.
Mühsam hangelte sich Sara an der rutschigen Stelle abwärts. Von wegen die schlimmsten
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