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Rebella - Alpenblues & Huettenflirt

Rebella - Alpenblues & Huettenflirt

Titel: Rebella - Alpenblues & Huettenflirt
Autoren: Stefanie Erlenbach
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Stellen lauerten auf den höchsten Wegen. Für Sara war dies hier die allerschlimmste Etappe. Nicht weil sie besonders anstrengend war oder weil sie unter Schwindel litt, sondern weil sie so unerträglich einsam war. Nicht einmal Tonis wohlgemeinte Unterstützung hatte geholfen. Andauernd versicherte er den anderen, dass NICHTS, absolut NICHTS zwischen ihnen passiert war. Also echt, SO absurd war die Vorstellung ja auch wieder nicht, fand sie. Aber letztendlich spielte es keine Rolle, denn Toni hatte sowieso nur skeptisch gehobene Augenbrauen und bedeutungsvolle Blicke geerntet.
    Weder der atemberaubende Ausblick noch der romantische Weg zwischen Latschen, Wiesen und Hügeln hindurch konnten sie von ihrem Frust ablenken. Wie sollte sie auch die Landschaft genießen, wenn sie ständig aufpassen musste, ihre Füße nicht in einen der verflixten Kuhfladen zu setzen, mit denen der schmale Trampelpfad gepflastert war.
    Sara balancierte zwischen den fetten Batzen wie eine Seiltänzerin. Eine Schweinerei war das, oder besser gesagt, eine Rinderei. Und dann alle paar Meter diese blöden Zäune, über die man klettern musste. Zähneknirschend griff sie nach einer der Holzlatten, die als Geländer dienten, und zog sich hoch. Aua! Verärgert betrachtete sie einen Splitter, der sich in ihre Handfläche gebohrt hatte. Mittenrein und bolzenfest. Spitze!
    Sie hockte sich auf einen Holztritt und untersuchte den Schaden. Es half alles nichts, sie musste Frau Neuhaus nach einem Desinfektionsspray und einer Pinzette fragen, sobald sie die anderen eingeholt hatte. Es war nur noch ein kurzes Stück bis zur nächsten Hütte, sodass keiner gemeckert hatte, als sie zurückgefallen war. Gerade als sie sich aufrappelte, hörte sie ein gewaltiges Trampeln und heftiges Schnauben. Dann glotzten sie braune Kuhaugen an und Sara glotzte erschrocken zurück. Sie auf ihrer Seite des Gatters und die Kuh auf der anderen.
    Na prima, dachte sie und wich ein wenig nach hinten, worauf das Rindvieh seinen Hals nach vorn reckte. Dieses Exemplar erschien Sara außerordentlich groß und wirkte, nun, nicht direkt Furcht einflößend, aber irgendwie – angriffslustig? Oder ungehalten? Vermutlich war die Kuh der Meinung, dass für heute genug Wanderer ihre Wiese durchquert hatten und Sara gefälligst auf der anderen Seite des Gatters zu bleiben hatte. Jedenfalls sah sie aus, als würde sie jeden mit ihren spitzen und unglaublich langen Hörnern beiseiteräumen, der es wagen sollte, zu ihr hinüberzuklettern. Vorerst lupfte sie allerdings ihren Schwanz und entließ klatschend einen riesigen Fladen auf den Weg.
    »Weg«, fuchtelte Sara. »Dreh um oder lös dich in Luft auf, ich muss da durch, und zwar schnell!« Daraufhin fuhr eine unglaublich lange Zunge aus dem Maul, mit der die Kuh ihre Nasenlöcher reinigte. Sara blickte den Zaun rauf und runter. Irgendwo gab es sicherlich eine Möglichkeit, an dem Vieh vorbeizukommen. Doch die Holzpfosten schlängelten sich am senkrechten Hang zwischen Felsen, Wurzeln und Geröll hindurch. In diesem Augenblick bekam die Kuh Verstärkung. Bimmelnd füllte sich der Weg mit vier weiteren Tieren und war damit heillos verstopft.
    Verzweifelt stieg Sara auf die Sprossen, um die Tiere von oben mit den Füßen zur Seite zu schieben, mit dem Erfolg, dass ihre nackten Beine eingehend beschnuppert wurden und die Kühe begannen, sich am Zaun die Hörner zu polieren. Es war so albern, wegen einer Handvoll Riesenviecher hier festzustecken, ärgerte sich Sara. Und so peinlich. Es half nichts, sie musste Hilfe anfordern.
    »Hallo, hört mich jemand?«, rief sie vorsichtig. Ihre Gruppe musste inzwischen ziemlich weit vorn sein. »Huhuuuu, kann mich jemand hören?«, versuchte sie es lauter. Mal wieder wäre ein Handy klasse gewesen. Sie wünschte, Leo herbeitelefonieren zu können, der ja wusste, wie man mit einer bockigen Meute umging. Weil es aber bei einem nichtsnutzigen Wunsch blieb, erhob sich Sara, um einen Stock zu suchen. Einen langen, kräftigen, so wie Leo einen hatte.
    Plötzlich hörte sie es kichern. Nicht auf der Rinderseite, sondern direkt hinter ihr.
    »Na, Probleme?« Sara fuhr herum und starrte erschrocken Theresa an. War sie noch weiter zurückgefallen als sie?
    Theresa ging ans Gatter und kraulte einer Kuh die flauschige Stirn. »Die sind süß, oder?« Ihr Lächeln war ein wenig spöttisch.
    »Eine schon, aber wenn sie in der Übermacht sind, sind sie gemeingefährlich! Wo kommst du überhaupt her?« Insgeheim war Sara
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