Rebella - Alpenblues & Huettenflirt
auf der Erde gegeben hatte, der sich so unglaublich verwirrt und zerrissen gefühlt hatte wie sie?
»Geht es dir nicht gut?« Neles Stimme riss sie aus ihren trüben Gedanken.
»Oh«, erschrocken sprang Sara auf. »Nein, alles okay, danke, ich wollte nur ein paar Fotos von dem Klemmerhaufen machen!«
»Ja, sensationell, wirklich«, stimmte ihr Nele trocken zu. »Wir warten auf dich. Es gibt gleich Abendbrot. Ich bin das Suchkommando.«
»Lass mir noch ein paar Minuten, ja?« Konnte Nele ihr dabei helfen herauszufinden, ob sie verknallt, verliebt, eifersüchtig oder einfach nur bescheuert war? Schnell zog sie ihre Digicam aus der Hosentasche und knipste wahllos in die Landschaft.
»Süße, ich weiß doch, dass mit dir was los ist. Ist es wegen Luca?« Mit einer sanften Bewegung nahm ihr Nele die Kamera aus der Hand. Treffer, dachte Sara und spürte sofort dicke Selbstmitleidstränen in ihren Augen.
»Ein mistiges Durcheinander ist das!«, schniefend zog sie die Nase hoch.
»Bist du in Luca verknallt?«, fragte Nele direkt.
»Woher soll ich das wissen, ich war noch nie verknallt. Jedenfalls ist er gemein und ignoriert mich einfach. Und macht mit Sofia rum. Vor meinen Augen! Wie kann er nur, das ist total link von ihm!«
»Aha, also JA. Tut es irgendwo weh, wenn du ihn anguckst? Wie ist es, wenn du ihn berührst? Spürst du da was Besonderes?« Nele zeigte zuerst auf ihren Bauch, dann auf ihr Herz. Mit offenem Mund starrt Sara ihre Freundin an. Gehörte das zum Verliebtsein dazu?
»Ich habe ständig Bauchschmerzen und Herzstechen, und wenn Luca mich zufällig berührt, dann brennt und bitzelt es«, gestand sie verlegen. »Ich versteh das gar nicht, wieso denn ausgerechnet Luca? Toni ist viel netter zu mir und sieht auch super aus und alle finden ihn toll. Und warum ist nicht irgendwo geregelt, dass man sich nur in jemanden verknallen kann, der einen auch mag? Es gehören doch zwei dazu, oder? Es kann doch unmöglich richtig sein, dass Luca gar nichts für mich empfindet.« Sara war froh, ihren Kummer so lange herauswettern zu können, bis sie nach Luft schnappen musste. Das tat gut. Und was machte ihre Freundin Nele? Die prustete und hielt sich den Bauch vor Lachen, bevor sie Sara umarmte und einfach weitergluckste. Prima! Sara entließ ein paar zitternde Seufzer, dann hob sie den Kopf und riss sich zusammen.
»Schöner Dreck aber auch«, schnaufte sie abschließend und befreite sich von Nele, die sie jetzt mitleidig ansah.
»Tut mir leid«, sagte Nele, »ich sollte echt nicht lachen. Aber es ist so sonnenklar, und ich glaube, du bist die Letzte, die es begreift.«
»Ach Blödsinn, das ist bestimmt nur so eine hormonelle Sache, die die Gefühle durcheinanderwirbelt und schlechte Laune macht«, widersprach Sara. »Lass uns zurückgehen. Ich habe tierischen Hunger und Luca kann mich mal.« Was sagte ihre Oma immer? Wenn es dir mies geht, dann suche mit hocherhobenem Haupt eine neue Herausforderung, lass dich nicht unterkriegen und – oberste Regel und überlebenswichtig – lass dir auf keinen Fall auch nur das Geringste anmerken.
Nele zog die Augenbrauen hoch, verkniff sich aber eine Antwort.
Gemeinsam schlenderten sie zur Terrasse zurück, als hätte Sara tatsächlich nur beim Umherbummeln die Zeit vergessen und Nele sie zum Essen geholt. Dort herrschte schon eine Betriebsamkeit wie am Ameisenhügel. Teller, Platten, Schüsseln wurden verteilt und mit Besteck geklappert. Vesper gab’s heute draußen, damit sie gemeinsam den Dolomiten beim Einschlafen zuschauen konnten.
Fast alle waren da, nur Sofia und Luca hielten sich ein Stück oberhalb auf der Wiese auf. Während Sofia entspannt im Gras saß und auf Luca einredete, richtete der sein Objektiv aus und wartete auf die optimale Sonnenuntergangsszenerie. Obwohl er weniger an Landschaftsfotos interessiert war, hatte er die ganze Zeit auf ein richtiges Alpenglühen gehofft, und heute Abend würde er es wohl endlich vor die Linse bekommen. Mit Sofia neben sich. Sara schluckte und räusperte sich, bevor sie einen Platz bei Theresa fand. Immerhin war es ein gutes Gefühl, sich wieder ohne Bedenken neben ihre Freundin setzen zu können, die bereitwillig ein wenig auf der Bank zur Seite rückte.
»Alles okay?«, erkundigte sich Theresa.
»Natürlich, ich habe einige Fotos von der Hütte gemacht. Und von Ameisen«, erklärte Sara und hoffte, dass man ihr die Enttäuschung und Verwirrung nicht mehr ansah. »Ein bisschen windig«, erklärte sie
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