Rebella - Alpenblues & Huettenflirt
Theresa und Nele, ganz so wie es sein sollte, nur süffelten die an Gläsern mit Buttermilch und nicht an Himbeerwasser oder Limonade. Buttermilch, pfui! Seit dem heutigen Erlebnis hatten es sich Kühe und ihre Produkte gründlich mit ihr verdorben. Als sie vorhin auf der Hütte eingetroffen waren, hatte Nele sie gleich glücklich begrüßt. Die hatte gleich kapiert, dass Theresa und Sara das Kriegsbeil begraben hatten und sie ab jetzt, wie es eigentlich geplant gewesen war, zu dritt die letzten Tage genießen konnten.
Nach und nach gesellten sich die anderen an den Tisch. Eric klemmte sich neben Nele und Luca quetschte sich neben Theresa, direkt Sara gegenüber.
Zu blöd, im Nu war die gemütliche, lockere Stimmung dahin. Zumindest für Sara, die plötzlich nicht mehr wusste, wohin sie schauen sollte. Unbehaglich knetete sie ihre Finger, studierte das Pflaster, das ihr Frau Neuhaus verpasst hatte, und strich über die Maserung des Holztisches. Warum war Luca nicht einfach zu Sofia hinübergegangen, die mit Marisa, Tim und Jenny im Gras lag und eine Tüte Gummibärchen vernichtete?
»Na, habt ihr euer Kuhtrauma bewältigt?«, spöttelte Eric.
»Welches Trauma? Die sind ja soooo goldig! Am liebsten würde ich eine mitnehmen«, empörte sich Theresa.
»Na ja, sie unterstreichen jedenfalls die Aussage deines Outfits«, bemerkte Nele trocken. »Wie machst du das nur, jeden Tag eine noch perfektere Wiesn-Kombi zu tragen? Du musst Unmengen von Klamotten dabeihaben.«
Theresas Locken wippten fröhlich unter ihrem Kopftuch, als sie den Kopf schüttelte. »Pff, ich habe eben intelligent gepackt. Außerdem hatte ich schon immer ein Herz für die Natur, das weiß du genau, und wenn man das modisch unterstreichen kann, ist das doch super.« Geziert zog sie einen Träger ihres Tops in die richtige Position. »Im Übrigen wäre ich sofort bereit, bei einem Fotoshooting mitzumachen, sollte mich jemand zum Casting der Wiesnkönigin einladen.«
»Du kannst meine Kuhfotos ja für eine Setkarte verwenden «, mischte sich Luca ein.
»Kuhfotos? Wie meinst du das? Hast du doch Fotos von uns gemacht? Und überhaupt bin ich doch keine Kuh«, kreischte Theresa in gespieltem Zorn.
»Quatsch, ihr kommt einfach gut rüber mit eurer Herde. Authentisch, wie du immer sagst. Nur bei deinem Lieblingsrindvieh kann man einen unvorteilhaften Tropfen an der Schnauze erkennen und es hängt die Zunge raus. Das ist zu naturnah, da müsste man retuschieren.«
»Fotos nur mit schriftlicher Genehmigung, das weißt du genau. Aber sollte ich mal Setkarten brauchen, wende ich mich vielleicht tatsächlich an dich«, meinte Theresa hochnäsig.
Schön, dass sich alle so liebevoll neckten und gut verstanden, grummelte Sara. Ihre Apfelschorle stand langsam ab und wurde warm. Aus Angst, mit ihren zittrigen Händen etwas zu verschütten, traute sie sich kaum, einen Schluck zu nehmen. Ob man sehen konnte, dass ihr Herz gegen den Brustkorb donnerte wie ein außer Rand und Band geratenes Nashorn in der Transportbox?
Plötzlich stieß jemand unter dem Tisch an ihr Bein. Erschrocken zuckte sie zusammen. Luca? Sie konnte das keine Sekunde länger aushalten. Abrupt stand Sara auf, stieß fast ihr Glas um und stürzte wortlos davon. Wie konnte das nur passieren, dass Luca sie so aus der Bahn warf? Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Die Hände in den Taschen ihrer Shorts vergraben, stiefelte sie langsam um die Hütte herum auf den dicken Tannenwald zu, um nach einem einsamen, Luca-freien Plätzchen zu suchen.
Auf einem bequemen Grashang ließ sie sich nieder und beobachtete das eifrige Gewusel eines Ameisenhaufens. Die hatten es gut. Keine Probleme mit der Liebe, nur Arbeit im Kopf und Sex war ausschließlich der Königin vorbehalten. Keep it simple, schien die Devise zu sein. Echt beneidenswert! Noch vor einer guten Woche hätte sie sich gefühlsmäßig eher den Ameisen zugeordnet. In der Zwischenzeit aber war irgendetwas Unerklärliches mit ihr geschehen. Etwas, das sie nicht beeinflussen konnte und das mit Vernunft nichts zu tun hatte. Noch nie waren ihr Jungs tiefere Gedanken und schon gar keine tieferen Gefühle wert gewesen und jetzt sollte das plötzlich anders sein? Weshalb? Lag es daran, dass einfach ALLE hier mit nichts anderem beschäftigt waren als der Partnersuche und das ansteckend war? Und musste sie deshalb seit Neuestem so oft an Luca denken?
Unglücklich legte sie den Kopf auf ihre Knie und stöhnte leise. Ob es jemals einen Menschen
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