Rebellen der Ewigkeit
magst das vielleicht trennen können, ich kann es nicht. Wie soll ich jemals wieder glauben, was du mir sagst? Muss ich mich nicht ständig fragen, ob du mir nicht wieder etwas vorspielst? Und komm mir jetzt bloß nicht mit deinem Job oder dass du keinen Schaden angerichtet hast. Wenn dein Murgatroyd nicht falschgespielt hätte, dann würdest du jetzt immer noch als Martin Andersen hier sitzen und jeden unserer Schritte an ihn weitermelden.«
»Du solltest nicht so hart mit ihm sein«, mischte sich Willis ein, der der Auseinandersetzung bislang wortlos gefolgt war. »Immerhin hat er uns mehr geholfen als geschadet. Und er hat Valeries Leben und mein rechtes Auge gerettet.«
Paul warf Willis einen dankbaren Blick zu. Aber so leicht war Karelia nicht umzustimmen. »Das will ich gar nicht abstreiten. Mir ist schon klar, was er getan hat und dass du ohne seine Hilfe wahrscheinlich nicht hier sitzen würdest. Dafür werde ich ihm auch ewig zu Dank verpflichtet sein.«
»Aber?«
»Aber das heißt nicht, dass es je wieder so sein kann wie vorher.«
»Findest du nicht, jeder hat eine zweite Chance verdient? So, wie du sie auch Holmes gegeben hast?«
Karelia sprang auf. »Ich muss zu Valerie ins Krankenhaus.« Sie packte ihre Tasche und stürmte aus dem Zimmer. Kurz darauf hörten Willis und Paul sie wegfahren.
»Danke«, sagte Paul.
»Wofür?« Willis hatte sich ein weiteres Stück Kuchen genommen. »Karelia weiß doch auch, was los ist. Sie braucht nur ein wenig Zeit.«
»Meinst du?«, fragte Paul skeptisch. »Ich bin mir da nicht so sicher.«
Willis zuckte mit den Schultern. »Wir werden ja sehen. Wie geht es Valerie?«
»Den Umständen entsprechend. Sie ist noch immer geschwächt von der Operation und den starken Schmerzmitteln.«
»Ich würde sie gern besuchen.«
»Du weißt, dass Karelia strikt dagegen ist. Sie möchte außerdem Valerie so schnell wie möglich aus der Klinik rausholen.«
»Und du?«
Paul lächelte. »Du bist zäh, was? Ich denke, sie hat recht. Irgendwann werden unsere Verfolger die Adresse der Klinik rauskriegen, auch wenn eure Einlieferung nicht offiziell gemeldet worden ist. Hier seid ihr auf jeden Fall sicherer.«
»Ich möchte trotzdem zu ihr.«
Paul nickte nachdenklich. »Na schön. Wenn Karelia sich nicht allzu sehr dagegen sträubt, nehme ich dich heute Abend mit. Aber mach dir nicht zu viel Hoffnungen. Du weißt, dass ich im Augenblick keine besonders guten Karten bei ihr habe.«
Er stand auf. »Und jetzt hau ich mich ein wenig aufs Ohr. Das solltest du auch machen. So eine Nachtwache kann ganz schön lang werden.«
27.
Paul hatte recht behalten. Es war ein schweres Stück Arbeit gewesen, Karelia davon zu überzeugen, Willis mit in die Klinik nehmen zu dürfen. Aber schließlich hatte sie sich gebeugt, vielleicht, weil sie einfach zu erschöpft war, um noch länger Widerstand zu leisten.
Auf Valeries Lippen zeigte sich ein kleines Lächeln, als sie Willis erblickte. Aus einem Tropf neben dem Bett sickerte ein Betäubungsmittel in ihren rechten Arm. Willis wusste, wie sie sich fühlen musste. Wahrscheinlich nahm sie die Welt auch nur durch einen Watteschleier wahr.
Er setzte sich auf einen Stuhl neben sie. Die Autofahrt und der Gang durch die Flure hatten ihn doch mehr angestrengt, als er gedacht hatte. In seinem Kopf drehte sich alles. Es dauerte eine Weile, bis sich der Schwindel gelegt hatte.
»Wie geht es dir?«, fragte Valerie leise.
»Gut.« Er würde den Teufel tun und ihr gegenüber eingestehen, wie mies er sich in Wahrheit noch fühlte. Er hatte zwar keine Schmerzen, aber die leere Augenhöhle unter der Augenklappe juckte ununterbrochen, und er musste seine ganze Kraft aufbringen, um seine Hände davon wegzuhalten. Auch ansonsten war er nicht gerade auf der Höhe.
»Verwegen siehst du aus«, lächelte sie. »Wie ein Pirat.«
Willis lächelte zurück. »Vielleicht sollte ich über eine neue Karriere nachdenken. Was hältst du denn von einer Zukunft als Seeräuberbraut?«
»Ich weiß nicht ... Ich glaube, ich würde seekrank werden.«
»Dann wirst du halt Piratenkönigin auf unserer Schatzinsel.«
»Das könnte mir gefallen.« Valerie gähnte. »Bist du auch immer so schrecklich müde?«
Er nickte nur leicht, um das Karussell in seinem Kopf nicht wieder in Bewegung zu setzen. »Das liegt an den Schmerzmitteln, glaube ich.« Vorsichtig beugte er sich vor und legte seine Hand auf Valeries Oberarm, als die Tür aufging und Paul, der auf dem Flur Wache hielt, mit
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