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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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freie Entscheidung, euch zu begleiten«, widersprach Karelia. »Sie ist alt genug, um zu wissen, welche Folgen das haben kann.«
    »An zerschossene Hände hat sie dabei aber bestimmt nicht gedacht.« Er hob den Kopf zu schnell, und sofort wurde ihm schwindlig. Das war etwas, was das Schmerzmittel nicht bekämpfte. Er wartete, bis das Karussell in seinem Kopf aufgehört hatte, sich zu drehen. »Gibt es irgendwas Neues von Amanda?«
    »Nichts. Sie ist spurlos verschwunden.«
    »Ich werde ihr nie verzeihen, dass sie Valerie und mich einfach zurückgelassen hat, nur um ihre Haut zu retten.«
    »Immerhin hat sie auch drei Leute verloren«, entgegnete Karelia.
    »Das ist was anderes. Für die war es Berufsrisiko.« Er nahm vorsichtig die Tasse auf, führte sie langsam zum Mund und nippte daran. »Was ich immer noch nicht verstehe, ist, wieso sie uns erwartet haben. Irgendjemand muss Tempus Fugit doch gesteckt haben, dass wir kommen.«
    »Das ist auch so.« Karelia schlug die Augen nieder. »Und ich weiß auch, wer.«
    »Du weißt es? Wer ist das Schwein?«
    Karelia seufzte. »Irgendwann wirst du es ja sowieso erfahren. Es war Holmes.«
    »Holmes? Aber ...« Willis verschlug es die Sprache. Er hatte damit gerechnet, dass es jemand aus Amandas Organisation war, der sie an Ricardo verraten hatte. Aber Holmes?
    »Er hatte Angst, dass meine Unterstützung der Aktion rauskommt und ich dann meinen Laden dichtmachen kann.«
    »Er hat uns verraten, weil er seinen Job sichern wollte?« Willis konnte es nicht fassen. »Diese miese kleine Ratte! Ich bring ihn um, wenn er mir noch einmal über den Weg läuft!«
    »Das wird er nicht«, versuchte Karelia ihn zu beruhigen. »Und es ist ebenso meine Schuld wie seine. Ich habe ihn vor einem Jahr aus dem Gefängnis geholt. Er war als Hacker in Bankenrechner eingebrochen und hatte sich Geld auf verschiedene Konten überweisen lassen. Ich habe ihn aufgespürt und er wurde zu zwei Jahren Jugendarrest verurteilt. Weil ich ihn ein wenig näher kennengelernt hatte, habe ich beim Richter vorgesprochen und gefragt, ob er auf Bewährung bei mir arbeiten kann. Mir war klar, dass er kein schlechter Junge war, er war lediglich in die falsche Gesellschaft geraten.«
    »Da hast du dich ganz schön getäuscht, oder?«
    Karelia schüttelte den Kopf. »Holmes ist ein Idiot savant . Er kann nur eines, aber darin ist er begnadet: mit Computern umgehen. Seine sozialen Fähigkeiten sind dagegen deutlich weniger entwickelt. So hatte er keinerlei Unrechtsbewusstsein, als ich ihn kennenlernte. Die Regeln, die ich ihm eingebläut habe, hat er eins zu eins übernommen. Er ist da völlig unflexibel, für ihn existieren nur Schwarz und Weiß. Zwischentöne kennt er nicht. Das ist auch der Grund dafür, warum er mit der Situation nicht zurechtgekommen ist. Ich hätte es eigentlich wissen und ihn da von Anfang an raushalten müssen. Aber ich konnte ja auch nicht voraussehen, wie sich die Dinge entwickeln würden. Insofern bin ich ebenfalls mitschuldig an dem, was euch zugestoßen ist.«
    »Das bist du nicht. Holmes hat dich auf ganz gemeine Art hintergangen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher ...« Sie starrte nachdenklich in ihre Teetasse. »Er hat das getan, was er für richtig hielt. Ich habe ganz einfach nicht daran gedacht, wie er gestrickt ist. Sonst wäre das alles nicht geschehen.«
    Willis schwieg einen Moment. Egal, was Karelia sagte, es änderte nichts an seiner Wut auf den bleichen Jungen. So neben der Spur konnte doch niemand sein, um nicht zu wissen, welche Folgen solch ein Verrat haben konnte.
    »Und wo ist Holmes jetzt?«, fragte er.
    »Nachdem er am Hafen abgehauen war, hat er sich in seiner Wohnung versteckt. Ich habe ihm ein Jahresgehalt überwiesen und ihm ein Ticket nach Melbourne gekauft. Er dürfte inzwischen dort angekommen sein.«
    »Melbourne?«
    »Ich habe dort Verwandte. Die werden ihm dabei helfen, einen neuen Job zu finden.«
    »Also hast du ihn im Grunde noch für seinen Verrat belohnt«, bemerkte Willis bitter.
    »Ich kann dir nicht verdenken, dass du es so siehst. Ich glaube, für ihn war es die größte Strafe, nicht mehr für mich arbeiten zu dürfen.«
    »Davon bekomme ich mein Augenlicht auch nicht wieder. Oder Valerie ihre Hände.«
    »Das Schicksal hat euch hart getroffen, das stimmt. Aber willst du dir dadurch dein ganzes Leben verderben lassen?«
    »Du hast gut reden. Meine Mutter lässt mich im Stich, mein Vater lässt mich blenden, mein Kollege verrät mich, und du erwartest
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