Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
Vom Netzwerk:
Tüte verpackt und für sie bereitgelegt haben, sodass sie genau dann in ihre Wohnung zurückgekehrt sein würde, wenn das Ei fertig gekocht war.
    Und damit begann es.
    Noch auf der Treppe überfiel Ellie ein leichtes Schwindelgefühl, so wie sie es von Kirmesbesuchen kannte, wenn sie zu lange im Kettenkarussell gesessen hatte. Irgendwie geriet ihr Vorsatz, zum Bäcker zu gehen, ins Wanken. Gab es überhaupt eine Bäckerei auf der gegenüberliegenden Straßenseite? Sie konnte sich plötzlich nicht mehr genau daran erinnern.
    Als sie durch die Haustür trat, fiel ihr Blick sofort auf die Häuserreihe gegenüber. Natürlich war dort keine Bäckerei, sondern das Juweliergeschäft, das sich schon immer dort befunden hatte. Erneut überkam sie ein kleiner Schwindel, und für einen Moment schoss eine Erinnerung in ihr hoch, in der sie durch die Tür der Bäckerei ging. Sie fasste sich an die Schläfe und massierte sie leicht mit den Fingern. Ein erster Anflug von Panik stieg in ihr auf. Irgendwie gingen die Dinge heute nicht ihren gewohnten Gang.
    Entschlossen überquerte sie die Fahrbahn und hielt vor dem Schaufenster des Juweliergeschäfts an. Links lagen die Uhren, rechts der Schmuck, und in der Mitte prangte auf einem kleinen Podest ein mit Diamanten besetzter Armreif, genau so, wie sie es in Erinnerung hatte. Wie oft hatte sie hier schon gestanden und gerade dieses Stück mit sehnsuchtsvollen Augen betrachtet. Und doch ...
    Ellie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie war bereits drei Minuten über die Zeit. Eigentlich sollte sie schon auf dem Rückweg sein, um in Kürze den Frühstückstisch für sich zu decken. Sie schüttelte entschieden den Kopf und ging einige Schritte den Bürgersteig hinunter. Ein paar Häuser weiter sah sie das Schild der Bäckerei.
    Der Laden war, wie meistens um diese Zeit, nicht besonders voll. Die Kunden, die zur Frühschicht mussten, hatten sich bereits eingedeckt und waren schon wieder weg, und die Angestellten, die um neun Uhr anfingen, waren noch nicht eingetroffen. Vor ihr waren nur drei Mütter an der Reihe, die wie jeden Morgen die Frühstücksbrötchen für ihre Kinder kauften. Ellie begrüßte sie mit einem Kopfnicken und einem gemurmelten »Morgen«. Man kannte sich. Mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks trafen sich hier jeden Tag um dieselbe Uhrzeit dieselben Leute. Auch die dralle Verkäuferin rief ihr ein freundliches »Guten Morgen« entgegen.
    Ellie war erleichtert. Ihre Panik legte sich ein wenig. Sie stellte sich an und betrachtete die frisch gebackenen Croissants und Brötchen in der Auslage, deren Dampf die Glasscheiben beschlug.
    »Alles gut?«, fragte die Verkäuferin, als Ellie an der Reihe war. Sie reichte ihr die fertig gepackte Tüte. Ellie nickte und legte einen Geldschein auf die Theke.
    »Ich habe mich gerade gefragt, wie lange Sie Ihr Geschäft hier schon haben«, sagte sie, während die Verkäuferin das Wechselgeld aus der Kasse fischte.
    »Wir sind bestimmt seit fünf Jahren hier«, erwiderte die Frau. »Ich glaube, Sie waren eine unserer ersten Kundinnen, oder?«
    Ellie nickte nachdenklich. »Stimmt. Ich war froh, als Sie damals hier eröffnet haben und ich jeden Morgen ein frisches Croissant auf dem Tisch haben konnte.«
    Sie wusste nicht mehr, warum sie dieses Gespräch eigentlich begonnen hatte, und verabschiedete sich hastig. Sobald sie auf dem Rückweg war, verflogen die Panik und die Benommenheit, die sie vorhin noch empfunden hatte, endgültig. Sie hatte getrödelt, und jetzt war ihr Zeitplan in Gefahr. Ellie lief die letzten Meter zu ihrem Haus und stürmte die Treppen hoch. Da würde sie ausnahmsweise einmal etwas schneller machen müssen.

5.
    Es war das erste Mal, dass Valerie in einem richtigen Restaurant saß. Wenn sie das Geld dafür hatte, aß sie ab und zu in einem Schnellimbiss mit Selbstbedienung oder holte sich eine Pizza. Aber noch nie war sie von Kellnern bewirtet worden.
    In diesem Fall waren es sogar gleich zwei. In ihren makellos gebügelten schwarzen Hosen und mit ihren perfekt sitzenden Fliegen und glänzend polierten Schuhen kamen sie Valerie eher wie feine Herrschaften als wie Bedienstete vor. Dagegen waren sie und Willis schäbig gekleidet.
    Jeder von ihnen bekam eine in weiches Leder gebundene Speisekarte vorgelegt, auf der der Name des Restaurants in goldenen Buchstaben prangte.
    Das Lokal, in das Karelia sie geführt hatte, musste zu den besseren Adressen der Stadt gehören, vermutete Valerie, obwohl sie wusste, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher