Rebellen der Ewigkeit
Flüssigkeiten und schob es sich in den Mund. Ihr Gesicht nahm einen verklärten Ausdruck an.
»Mmmhhh«, brummte sie und machte eine auffordernde Handbewegung. Valerie und Willis griffen ebenfalls zu.
»Lecker.« Valerie hatte noch nie so ein aromatisches Öl geschmeckt. Auch Willis nickte zustimmend.
Während sie aßen, berichtete er von den beiden Männern, die den dicken Mann erschossen und ihn anschließend verfolgt hatten.
»Und du meinst, sie haben dich erkannt?«, fragte Karelia besorgt.
»Mein Rad hat eine eindeutige Identifikationsnummer. Sie brauchen nur in der Zentrale anzurufen, dann wissen sie, wer ich bin.«
»Und du glaubst, sie vor dem Gericht noch mal gesehen zu haben?«
Willis nickte. » Das war der Grund, warum ich mit dem Wagen um den Block gefahren bin.«
»Ah, ich verstehe. Und das ohne Führerschein, nehme ich an?«
»Ich habe nicht das erste Mal ein Auto gesteuert«, verteidigte sich Willis.
»Und er hat es wirklich gut hingekriegt«, bestätigte Valerie.
Karelia lachte erneut. »Hör sich einer euch zwei an! Ihr klingt wie ein eingespieltes Team. Man möchte nicht glauben, dass ihr euch gerade erst kennengelernt habt.«
Valerie und Willis erröteten und waren beide auf einmal intensiv mit ihrem Brot beschäftigt. Karelia lächelte.
Die Kellner kamen und räumten die Schälchen mit dem Öl und den Brotkorb ab. Sie kehrten zurück und platzierten vor jedem einen gefüllten Teller.
Willis betrachtete sein Essen misstrauisch. Irgendwas lag unter einer gelblichen Soße verborgen in der Mitte des Tellers. Daneben stapelte sich eine kleine Reispyramide, flankiert von einem braunen Mus, dessen Inhalt er ebenfalls nicht erschließen konnte. Vorsichtig nahm er ein wenig davon mit der Gabel auf und verkostete es mit spitzen Lippen.
Karelia lachte. »Na, wie schmeckt dir das indische Linsenpüree?«
Willis schmeckte der Portion einen Moment nach, bevor er antwortete. »Lecker.« Mit etwas mehr Vertrauen machte er sich dann über das Essen her, denn er hatte seit einem kärglichen Frühstück nichts gegessen.
Sie aßen schweigend. Nachdem sie ihre Teller von sich geschoben hatten, tauchten umgehend die Kellner wieder auf und räumten geräuschlos den Tisch ab. Karelia bestellte drei Espressi.
»Was machen wir nun mit dir?«, fragte sie Willis. »Das Beste wäre, wenn du eine Zeit lang untertauchen würdest.«
»Klasse Vorschlag.« Seine Antwort klang sarkastischer, als er es beabsichtigt hatte. »Ich muss leider arbeiten. Gerade jetzt, denn ich werde das Fahrrad ersetzen müssen.«
»Ich hatte dir doch schon angeboten ...«, begann Valerie.
Willis hob abwehrend die Hand. »Davon will ich nichts hören.« Er bemerkte ihren verletzten Gesichtsausdruck. »Du brauchst das Geld selbst. Mein Rad ist meine Sache. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass die Kerle mich noch weiter verfolgen werden. Ihr Job war es, die Papiere an sich zu bringen, und das Thema hat sich jetzt erledigt.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, wandte Karelia ein. »Immerhin hast du sie gedemütigt. Sie haben ihr Auto verloren und ihren Auftrag verpatzt. Da wäre es doch möglich, dass sie sich rächen wollen.«
»Wohnst du denn noch zu Hause?«, fragte Valerie.
»Ich habe eine eigene Wohnung.«
Karelia bemerkte den Stolz in seiner Stimme.
»Und kannst du nicht zu deinen Eltern ziehen, bis Gras über die Sache gewachsen ist?«
»Meine Eltern?« Willis lächelte gequält. »Die haben mich wenige Wochen nach meiner Geburt in einem Waisenhaus abgeladen. Was meint ihr, woher ich diesen komischen Namen habe?«
»Ich finde ihn gar nicht so schlimm«, sagte Valerie.
»Ach ja? Du findest Willis Porrs gut?«
»Es ist doch nur ein Name.«
»Es ist mein Name. Was meinst du, was ich mir in der Schule habe anhören müssen. Es verging kaum ein Tag, an dem sich nicht jemand darüber lustig gemacht hätte.«
»Du kannst ihn ja wechseln, wenn du achtzehn bist. Eine Freundin von mir hat das auch getan.«
Willis blickte sie amüsiert an. »Du hast mich falsch verstanden. Ich finde den Namen ziemlich beschissen, aber er ist ein Teil von mir. Ich habe mich für ihn geschämt und geprügelt, und jedes Mal ist er mehr mit mir verwachsen. Ich würde ihn um nichts in der Welt aufgeben.«
»Auch nicht, wenn du deine Eltern finden würdest?«
»Dann gerade nicht!« Sein Ton war bitter geworden. »Ich bin bislang ganz gut ohne sie klargekommen.«
Einen Augenblick sagte keiner ein Wort. Es war Karelia, die das Schweigen
Weitere Kostenlose Bücher