Rebellen der Ewigkeit
Artikel zu dem Thema auf eine Gruppe berufen, die sich Rebellen der Ewigkeit nennt?«, fragte er schließlich.
»Den Namen habe ich gesehen«, bestätigte Valerie.
»Sie scheinen die Hauptquelle der Zeithandelsgegner zu sein. Nicht besonders viel, findest du nicht?«
»Vielleicht wissen sie mehr darüber, weil sie sich mit dem Thema besser auskennen.«
»Dann würden sie gut in unser Profil passen – wenn sie denn wirklich existieren.«
»Das will ich noch mal überprüfen.« Valerie machte sich erneut über die Publikationen in ihrer Tasche her. Willis lehnte sich zurück. Ein Sonnenstrahl tanzte über sein Gesicht und er schloss die Augen. Es war angenehm, hier einfach so neben Valerie zu sitzen. Er genoss ihre Gesellschaft, ihr stilles Lächeln, ihre leichten Berührungen. Aber war es das, was ein großer Bruder für seine kleinere Schwester empfand, lediglich das Bedürfnis, sie zu behüten, oder war es mehr? Die Ereignisse in den letzten Tagen hatten ihm wenig Zeit gelassen, darüber näher nachzudenken. Aber jetzt, hier auf der Bank, da hätte er gerne ihre Hand genommen. Einfach nur so.
»Wollen wir noch einen Besuch machen oder Schluss für heute?«, riss ihn Valerie aus seinen Gedanken. Willis öffnete träge die Augen. Er hätte hier noch ewig sitzen können, aber sie hatten eine Arbeit zu erledigen.
»Hast du noch etwas herausgefunden?«, fragte er.
Valerie schüttelte den Kopf. »Zumindest weiß ich jetzt, worauf ich in Zukunft achten muss. Also, was tun wir jetzt?«
»Es gibt da diesen kleinen Laden in der Nähe deiner Klinik. Da könnten wir noch reinschauen.«
»Dann los, bevor du mir hier noch einschläfst.« Sie sprang auf. Willis folgte ihr zur nächsten U-Bahn-Station, von wo aus sie ins ehemalige Hafenviertel fuhren.
Nachdem sie eine halbe Stunde in dem winzigen Laden verbracht hatten, der ganz besonders obskure Publikationen anbot, brachte Willis Valerie zur Klinik. Inzwischen wurde auch er hier bereits begrüßt wie ein alter Bekannter.
»Ich muss noch was erledigen«, sagte er, während er seine Tasche neben dem Klavier abstellte. »Aber ich komme rechtzeitig zurück, um dich abzuholen.«
Valerie legte die Stirn in Falten. »Wohin willst du denn jetzt noch?«
»Ach, nichts«, wich er aus. »Nur eine Sache, um die ich mich kümmern muss.«
»Du willst doch nicht etwa in deine Wohnung?«
Schuldbewusst blickte Willis zu Boden. »Nur ganz kurz.«
»Du weißt, was Karelia gesagt hat.«
»Ja, aber ich habe ihr nichts versprochen«, erwiderte er trotzig.
Valerie seufzte. »Du bist ein ganz schöner Dickschädel, was?«
»Scheint so.« Er versuchte es mit einem schiefen Grinsen, aber Valerie blieb ernst.
»Dir ist klar, dass sich andere Sorgen um dich machen?«
Willis trat von einem Fuß auf den anderen. »Ja, schon ...«
»Aber du willst trotzdem in deine Wohnung gehen, weil du es dir nun einmal vorgenommen hast.«
»Ihr könnt das nicht nachempfinden, was das für mich bedeutet«, versuchte er sich zu rechtfertigen. »Meine Wohnung und meine Klamotten, das sind wichtige Teile meines Lebens. Ein wenig möchte ich mir davon zurückholen. Ich hatte gehofft, wenigstens du würdest das verstehen.«
»Das tue ich vielleicht auch.« Sie schwieg einen Moment. Dann fasste sie einen Entschluss. »Ich werde dich begleiten.«
»Kommt nicht infrage!«, schoss es aus Willis heraus.
»Und warum nicht? Ich denke, es ist ungefährlich?«
»Ist es wahrscheinlich auch«, ruderte er zurück. »Aber das krieg ich schon alleine hin.«
»Das bezweifle ich nicht. Aber es kann sicher nicht schaden, wenn ich mitkomme.«
Willis überlegte, wie er sie von ihrem Vorsatz abbringen konnte, ohne einzuräumen, dass die Aktion vielleicht doch nicht so risikolos war, wie er vorgab.
»Ich verspreche auch, vorsichtig zu sein. Wenn es nur das kleinste Anzeichen dafür gibt, dass die Wohnung überwacht wird, dann verschwinde ich. Großes Ehrenwort.«
Valerie klappte den Klavierdeckel wieder zu und stand auf. »Du bist ein Einzelgänger, Willis Porrs. Das finde ich gar nicht mal schlimm, denn ich bin in der Hinsicht ähnlich gestrickt wie du. Aber manche Dinge muss man gemeinsam machen. Und dies ist eines davon. Ich komme mit.«
Willis wusste, wann ein Kampf verloren war. »Na schön. Aber wenn wir da sind, machen wir es so, wie ich es sage.«
Valerie nickte. »Mehr kann ich wohl nicht von dir verlangen.«
Eine halbe Stunde später standen sie auf der Straßenseite, die Willis’ Haus gegenüberlag. Die
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