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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Holmes sich mit den Kneipen und Cafés befasste.
    »Er hat einen gewissen Ruf in der Szene«, erklärte Karelia. »Das wird ihm dort den Zugang zu Informationen erleichtern.«
    Was das für ein Ruf war, darüber schwieg sie sich aus. Willis beschloss, sich beizeiten danach zu erkundigen. Jetzt war er erst mal froh, den Tag außerhalb des Büros verbringen zu können.
    Es gab erstaunlich viele alternative Buchläden in der Stadt. Willis kannte ein paar davon vom Sehen. Sie waren meist abseits der Hauptstraßen gelegen, in alten, verfallenden Gebäuden. Wie er jetzt herausfand, waren auch die Räumlichkeiten zumeist ausgesprochen beengt, was aber nicht wirklich ein Problem darstellte, weil die Buchauswahl begrenzt war. Es gab Läden, die vorwiegend Zeitschriften und Zeitungen und billig gedruckte Pamphlete verkauften, und andere, die sich einem bestimmten Thema gewidmet hatten: Umweltschutz, Anarchismus, Technikkritik, ja selbst Religionsbekämpfung und Tierschutz hatten ihre eigenen Geschäfte. Willis staunte, was man zu einem einzigen Thema alles schreiben konnte.
    In vielen dieser Buchläden gab es eine kleine Sitzecke, wo man lesen und einen Kaffee trinken konnte. Das war der bevorzugte Ort, den Valerie und Willis ansteuerten, denn von da aus bekamen sie mit, was im Laden gesprochen wurde, und kamen ganz selbstverständlich mit den Besitzern, Verkäufern oder Kunden ins Gespräch.
    Nachdem sie vier Buchläden abgeklappert hatten, zogen sie eine erste Bilanz. Jeder von ihnen hatte die Tasche voll mit Zeitschriften und Broschüren, die sie gekauft hatten und weiter auswerten wollten.
    »Weißt du, was mich wundert?«, fragte Willis. Sie hatten in einem kleinen Park zwischen den Häuserschluchten auf einer Bank Platz genommen. Die Sonne verwandelte das Geäst der Bäume über ihnen in ein verworrenes Schattenmuster auf der winzigen Grasfläche. »Warum produzieren diese Gruppen noch so viel Papier? Übers Netz könnten sie doch viel mehr Menschen erreichen.«
    »Das wäre aber unlogisch«, wandte Valerie ein. »Ist dir nicht aufgefallen, dass die meisten dieser Gruppen konservativ sind? Sie werden zwar als ›radikal‹ bezeichnet, aber in Wirklichkeit geht es ihnen darum, etwas zu bewahren, was wir mehr und mehr zu verlieren drohen: eine intakte Umwelt, eine Technik im Dienste des Menschen und nicht umgekehrt, eine Gesellschaft, die auf ideellen Werten basiert und nicht auf materiellen. Dazu passt Papier besser als ein Bildschirm.«
    »Hey, du klingst ja schon wie eine von denen! Hast du dich etwa von dem, was du gelesen hast, überzeugen lassen?«
    »Wo sie recht haben, haben sie recht«, erwiderte Valerie nur. Sie deutete auf die Taschen mit dem Infomaterial. »Leider ist es nur so schwierig herauszufinden, was stimmt und was nicht.«
    »Du meinst den Zeithandel?«
    Valerie nickte. »Fast alles, was ich heute dazu gefunden habe, ist reine Spekulation, weil keiner genau weiß, wie das funktioniert.«
    »Ich muss auch nicht wissen, wie ein Atomkraftwerk funktioniert, um zu erkennen, welche Gefahren die Technologie mit sich bringt«, warf Willis ein.
    »Bei der Kerntechnologie ist zumindest bekannt, wie das Verfahren abläuft. Bei Tempus Fugit hingegen nicht. Hier zum Beispiel …« Sie zog eine Broschüre aus ihrer Tasche hervor und schlug sie auf. »Hier gibt es eine Liste mit merkwürdigen Vorfällen der letzten Monate, die mit dem Zeithandel in Verbindung gebracht werden. Menschen finden sich plötzlich an ihnen unbekannten Orten wieder, Gebäude scheinen ihren Standort zu wechseln, Dinge verschwinden ohne erkennbaren Grund …«
    »Das passiert mir auch häufiger«, grinste Willis.
    Valerie boxte ihn in die Seite. »Sei mal einen Augenblick ernst!«
    »Bin ich doch«, verteidigte sich Willis. »Auch wenn das bei manchen dieser Geschichten schwerfällt. Sie hören sich eher nach Halluzinationen an als nach Tatsachen.«
    »Aber wenn es wirklich Sprünge in unserer Realität sind, die durch den Quantenextrapolator von Tempus Fugit verursacht werden?«
    »Sprünge in der Realität oder Sprünge in der Schüssel – wie willst du das unterscheiden?«, fragte Willis und grinste wieder.
    Valerie stopfte das Heft zu den anderen zurück. »Ich weiß es auch nicht«, räumte sie ein. »Nur glaube ich nicht, dass das alles Spinner sind.«
    »Hmm.« Willis beugte sich vor und wühlte in seinen Broschüren. Er zog ein paar davon heraus, blätterte darin und steckte sie wieder weg. »Ist dir aufgefallen, dass sich fast alle

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