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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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zum Glück geöffnet war. Er rappelte sich auf und hetzte in großen Sprüngen nach unten. Hinter sich hörte er die Schritte seines Verfolgers im Treppenhaus. Die so vertraute Umgebung war mit einem Mal zu feindlichem Gebiet geworden, abgeschnitten vom Leben, das sich außerhalb der Mauern abspielte.
    Atemlos stolperte er aus der Haustür – und hatte eine Idee. Hastig kramte er einen Zwanziger aus der Hosentasche und hielt ihn den jungen Männern hin, die dort saßen.
    »Gleich kommt ein Kerl hier raus. Könnt ihr den ein wenig aufhalten?«
    Einer der Burschen nahm ihm den Schein aus der Hand. »Kein Problem, hermano. Du hast alle Zeit der Welt.«
    »Er könnte bewaffnet sein«, rief Willis noch, bevor er über die Straße sprintete, wo ihn Valerie mit weit aufgerissenen Augen erwartete.
    »Los, los!«, rief er ihr zu, ohne stehen zu bleiben. Sie rasten den Bürgersteig entlang bis zur nächsten Ecke, wo sie kurz anhielten und einen Blick zurück warfen. Vor Willis’ Haustür hatte sich eine Menschentraube gebildet. Die Nachbarn von oben formten eine undurchdringliche Wand aus Leibern, die der blonde Killer nicht so einfach durchdringen konnte.
    Willis und Valerie warteten nicht ab, wie die Sache ausgehen würde, sondern rannten zur nächsten U-Bahn-Station. Beide fühlten sich erst wieder sicher, als sich die Wagentüren hinter ihnen geschlossen hatten.
    Keuchend ließen sie sich in die Sitze fallen. Willis spürte, wie sich in seiner Jackentasche etwas bewegte. Der arme Diogenes! Er war ordentlich durchgeschüttelt worden und wusste wahrscheinlich gar nicht, wie ihm geschah. Vorsichtig hob Willis den Hamster heraus. Valeries Augen leuchteten auf, als sie sah, was er da in der Hand hielt.
    »Deswegen wolltest du unbedingt in deine Wohnung zurück!«, rief sie. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    Willis streichelte Diogenes, der sich langsam wieder beruhigte. »Es war mir peinlich«, murmelte er. »Ich bin fast erwachsen und halte einen Hamster. Das verstehen viele Leute nicht, weil sie glauben, Hamster seien nur was für Kinder.«
    »Du bist bescheuert, weißt du das?«, sagte Valerie, aber es klang überhaupt nicht böse. »Darf ich ihn mal halten?«
    »Ich weiß nicht … Diogenes ist noch etwas nervös und er kennt dich nicht. Er könnte beißen.«
    »Ach was.« Valerie griff zu ihm hinüber und nahm den Hamster aus seiner Hand. Der sah sie mit erstauntem Blick an, machte aber keine Anstalten, seine Zähne in ihren Daumen zu schlagen. Sie streichelte ihn vorsichtig und redete leise auf ihn ein.
    »Er mag dich«, kommentierte Willis. Und, nach einer kleinen Pause: »Du hast recht gehabt. Es war gut, dass du mitgekommen bist.«
    »Klar«, erwiderte sie, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt.
    Und vielleicht war es das auch, dachte Willis.

9.
    Michael Murgatroyd war ein Bastard.
    Das war nicht nur Paul Gesslers Meinung, sondern auch die seiner Kollegen. Zumindest derer, die er kannte. Und das waren immerhin ein paar Dutzend der über zehntausend Mitarbeiter des Geheimdienstes.
    Paul war nun schon fast zehn Jahre dabei, aber er hatte noch nie einen rücksichtsloseren Menschen als Murgatroyd getroffen. Andererseits musste er gewisse Qualitäten besitzen, sonst hätte er es nicht bis zu einem der stellvertretenden Direktoren gebracht. Man munkelte, er habe es in seinen jungen Jahren ohne jede Unterstützung geschafft, den Diktator eines afrikanischen Zwergstaats zu stürzen. Außerdem habe er in Afghanistan monatelang in Einzelhaft gesessen und sei erst in letzter Sekunde dem Tod durch Enthaupten entkommen.
    Was auch immer davon wahr sein mochte, Paul hielt Murgatroyd vor allem für einen geschickten Taktiker, der sich mittels Büropolitik in seine jetzige Position hochgearbeitet hatte. Der Mann hatte eine brüske Art und liebte es, seine Leute vor versammelter Mannschaft bloßzustellen. Man merkte ihm nicht an, dass er selbst einmal Feldagent gewesen war, denn er ließ jeglichen Respekt vor denen vermissen, die sich jeden Tag in höchste Gefahr begaben.
    Als einer der besten Undercover-Agenten des Dienstes hatte Paul das Pech, schon früh den oberen Etagen und damit auch Murgatroyd aufgefallen zu sein. Inzwischen hatte er zwei Aufträge unter der Führung des Vizedirektors ausgeführt, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als in eine andere Abteilung versetzt zu werden. Er hatte diesen Wunsch seinem direkten Vorgesetzten gegenüber bereits geäußert, doch der hatte nur mit den

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